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dem es zukommt von Mehren ausgesagt zu werden, in Bezug auf das Einzelne, dem dies nicht zukommt: daher muß aufgezeigt werden, wie etwas stattfindet oder nicht, bald von einem von den Allgemeinen, bald von einem von denen in Bezug auf das Einzelne. Wenn nun allgemein von Allgemeinem ausgesagt wird (die Bezeichnung des Allgemeinen geschieht durch „jedes"), daß etwas stattfindet oder nicht, so werden die Aussagen entgegengesezt: Gegentheil, conträre Säße. Im Widerspruch, contradictorisch, dvrigarıx@s, stehen Säge, in denen Bejahung und Verneinung, Besonderes und Allgemeines entgegengestellt. Allgemeine Säge, wenn sie durch Bejahung und Verneinung einander entgegengesezt, conträre Säge, können nicht beide zugleich wahr sein; Säße dagegen, in denen das Besondere so entgegen gestellt ist, subconträre Säße, können beide wahr sein. - Contradictorische Säge sind immer falsch, der andere wahr, wenn das Allgemeine bestimmt als solches bezeichnet ist; ist dieses nicht der Fall, so können beide wahr sein. Einer Bejahung ist Eine Verneinung apodiktisch entgegen, weil Subject und Prädicat in beiden dieselben bleiben.

(8) Contradictorische Säße können nur stattfinden, wenn Subject und Prädicat keine vielfache Bedeutung haben.

(9) Es fragt sich, ob von den contradictorischen Säßen, auch wenn sie sich auf die Zukunft beziehen, auch einer wahr, der andere falsch sein müsse? In dies

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ser Beziehung ist nothwendiges Sein und Werden von zufälligem zu unterscheiden. In Bezug auf_legteres kann der Sag des Widerspruchs wahr und falsch sein; denn das Zufällige ist das, was sich nicht mehr so als nicht so verhält oder verhalten wird.

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(10) Aristoteles betrachtet ausführlich nun die Säge in der Entgegenseßung, in denen Subject oder Prädicat durch Hinzufügung der Negation unbestimmt werden, in Bezug auf Wahrheit und Falschheit; vergl. Anal. pr. A., 46. Hierauf wird untersucht, man aus einer bestimmten Negation eine unbestimmte Affirmation schließen könne. Dies ist der Fall, wenn das Subject ein Einzelnes bezeichnet, z. B. Ist Sokrates weise? Nein! Also ist Sokrates nicht weise.

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Ist das Subject ein Allgemeines, so ist dies nicht der Fall, z. B. ist jeder Mensch weise? Nein! Also jeder Mensch ist nicht weise. Falsch! - Hier nämlich findet Widerspruch statt, dort nur Gegentheil.

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(11) Das Bejahen oder Verneinen des Einen von Vielen oder des Vielen von Einem ist nicht Eine Bejahung oder Verneinung, wenn das aus dem Vielen sich Ergebende nicht etwas Eines ist. D. h. wenn mit einem Subjecte mehre Prädicate oder umgekehrt verbunden sind, dann findet wirklich nur Ein Saz statt, sobald die Prädicate Wesentliches ausdrücken und sich zu Einem Begriff zusammenschließen, z. B. der Mensch ist ein zweifüßiges zahmes Lebendiges; dagegen sind in Wahrheit mehre Säße nur scheinbar Einer, wenn die

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Prädicate Accidentelles ausdrücken und sich nicht in Ei nem Begriff zusammenschließen, z. B. der Mensch ist weiß und gehet, Cf. Met. Z, 3. 4. Hiervon wird eine Anwendung auf die dialektische Frage gemacht. Prädicate, welche einzeln für sich mit einem Subjecte verbunden Wahres aussagen, geben verbunden mit einander nicht immer Wahres z. B. Jemand ist gut; Jemand ist ein Schuster. Daraus folgt nicht: Jemand ist ein guter Schuster.

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(12. 13.) Von den einfachen Säßen wird zu den 3ufammengefepten αἱ συμπλεκόμεναι ἀποφάνσεις, über= gegangen und zwar namentlich von denen gesprochen, welche eine Abhängigkeit, als möglich und nichtmöglich, zufällig und nichtzufällig, unmöglich und nichtunmöglich, nothwendig und nichtnothwendig ausdrücken. Diese Abhängigkeitsbestimmungen zu den einfachen hinaugefiigt geben, mas alriftoteles προσυθέμενα, προσθέ gais diopicoúoas nennt. Die Ausleger haben diese σεις διοριζούσας Säße, welche die verschiedenen Arten der Abhängigkeit enthalten, &ι ἀποφάνσεις, μετὰ τρόπου, Μουαμάβε Mo dal säge genannt, Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß das Mögliche eben pas ist, was sein und auch nichtsein kann, daher der Gegensaz pon: möglich, daß es ist," nicht Alles Nothwendige

der:

„möglich, daß es nicht ist. ist ein Mögliches, aber nicht ist alles Mögliche ein Nothwendiges. — Es ist offenbar aus dem Gesagten, daß das nothwendig Seiende wirklich, xat' évépɣelav, ist, so daß, wenn das Ewige früher ist, auch die Wirklichkeit früher

ift als sie näglicfeit, ἡ ἐνέργεια δυνάμεως προτέρα. Einige sind ohne Möglichkeit Wirklichkeiten, wie die erften Substanzen; Einige nach Möglichkeit, welche durch Natur frühere, durch Zeit spätere; Einige find niemals Wirklichkeiten, sondern nur Möglichkeiten. Cf. Biese, Philos. des Arist. I. p. 121. Das Erste, was nun_immer wirklich ist, gibt den Grund zu den Modalsäßen ` des Nothwendigen; das Zweite zu denen des Möglichen und Zufälligen; das Dritte zu denen des Unmöglichen.

(14) Die Entgegenseßung der conträren Säge wird noch betrachtet, und nochmals ihr Verhältniß gegen die contradictorischen Säge, cf. c. 7, hervorgehoben. Die Säge treten als Urtheile im Schluß, ovλλozioμós, auf, und dieser ist Gegenstand der Analytik.

3) 'Avaλótixa: der Schluß.

„Der Begriff des ávaλúev bei Aristoteles hängt mit seiner ganzen Anschauung zusammen, welcher gemäß der Begriff in den Dingen eben so das Erste ist als das Lezte d. h. dasjenige, welches fie in ihrer Bewegung als ihr eigenes wahres Sein aufzeigen und zu welchem man in der Erkenntniß eben so gelangt, daß es als das Leyte (Zweck) ist, während es doch dem Werden selbst zu Grunde liegt, also das Erste ist. Das Finden des Begriffs, welcher das Erste ist, als das Lezte, ist AnaΙηΐβ; φαίνεται τὸ ἔσχατον ἐν τῇ ἀναλύσει πρῶτον elvai év tỷ yevéoel.] Schon Kateg. 3 wurde die Form des Schlusses angedeutet: das Allgemeine wird auf das

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Einzelne bezogen, das Besondere am Allgemeinen hervorgehoben, und hieraus das Besondere am Einzelnen ge= schlossen, so das sich dies zeigt als die Einheit des Allgemeinen und Besondern. Das Urtheil heißt als die Vorsäge im Schlusse bildend apóτaots cf. Anal. pr. A. 27, top. 0, 14. Das Urtheil löst sich auf in pot, Anal. pr. A. I. p. 24, b. 16. Im Urtheile nämlich wird Allgemeines und Besonderes auf einander bezogen und dasselbe enthält somit zwei Momente, welche sich im Schluß in zwei Vordersäge auflösen Anal. pr. A, 25 бложεíμеvоι Õроι, von denen der eine das Allgemeine, der andere das Besondere aussagt. Schluß ist Begriff λóyos, in welchem, nachdem gewisse Voraussegungen gemacht, etwas Anderes, als die Gesezten, mit Nothwendigkeit sich trifft ovμßaiver durch das Jene-sein. Ich nenne aber das Jene-sein das durch jene, die Voraussetzungen, Sichtreffen, das durch jene Sichtreffen aber das keines Begriffsmomentes opos weiter bedürfen zum Werden des Nothwendigen. - In dem Schlusse verbinden sich die in den Vordersägen auseinandergehaltenen Begriffsmomente zu dem Nothwendigen, so daß sie sich durch sich selbst darstellen als das, was sie sind, nämlich als der Begriff; der Schluß ist der sich selbst aufzei= gende Begriff.

Anal. pr. A. 1-27 wird zunächst die Entstehung des Schlusses betrachtet: wie die Säge als Urtheile in den Vordersägen auftreten, und der Schlußsah aus ihnen fich ergibt. Die Form der Verknüpfung, daher ovλλo

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