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Wie das Weib dem Mann gegeben
Als die schönste Hälfte war,

Ist die Nacht das halbe Leben,
Und die schönste Hälfte zwar.

Könnt ihr euch des Tages freuen,
Der nur Freuden unterbricht?
Er ist gut, sich zu zerstreuen;
Zu was anderm taugt er nicht.

Aber wenn in nächt'ger Stunde Süßer Lampe Dämmrung fließt, Und vom Mund zum nahen Munde Scherz und Liebe sich ergießt;

Wenn der rasche lose Knabe,
Der sonst wild und feurig eilt,
Oft bei einer kleinen Gabe,
Unter leichten Spielen weilt;

Wenn die Nachtigall Verliebten
Liebevoll ein Liedchen singt,
Das Gefangnen und Betrübten
Nur wie Ach und Wehe klingt:

Mit wie leichtem Herzensregen
Horchet ihr der Glocke nicht,
Die mit zwölf bedächt'gen Schlägen
Ruh und Sicherheit verspricht!

Darum an dem langen Tage Merke dir es, liebe Brust: Jeder Tag hat seine Plage Und die Nacht hat ihre Lust.

Antiker Form sich nähernd.

Stehn uns diese weiten Falten 3u Gesichte, wie den Alten?

Herzog Leopold von Braunschweig.

1785.

Dich ergriff mit Gewalt der alte Herrscher des Fluffes,
Hält dich und theilet mit dir ewig sein strömendes Reich.
Ruhig schlummerst du nun beim stilleren Rauschen der Urne,
Bis dich stürmende Fluth wieder zu Thaten erweckt.
Hülfreich werde dem Volke! so wie du ein Sterblicher wolltest,
Und vollend' als ein Gott, was dir als Menschen mißlang.

Dem Ackermann.

Flach bedecket und leicht den goldenen Samen die Furche, Guter! die tiefere deckt endlich dein ruhend Gebein. Fröhlich gepflügt und gefä't! Hier keimet lebendige Nahrung, Und die Hoffnung entfernt selbst von dem Grabe sich nicht.

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