Ich denk' an euch, ihr himmlisch schönen Tage Der seligen Vergangenheit!
Komm, Götterkind, o Phantasie, und trage Mein sehnend Herz zu seiner Blüthezeit! Umwehe mich, du schöner goldner Morgen, Der mich herauf in's Leben trug,
Wo, unbekannt mit Thränen und mit Sorgen, Mein frommes Herz der Welt entgegenschlug! Umglänze mich, du Unschuld früher Jahre, Du mein verlornes Paradies!
Du füße Hoffnung, die mir bis zur Bahre Nur Sonnenschein und Blumenwege wies! Seid noch einmal an's treue Herz geschlossen, Ihr Freunde meiner Jugendzeit!
Wo seid ihr hin, ihr traulichen Genoffen, Ihr Lieben, die sich sonst mit mir gefreut? Ach! Viele schon hält tiefe Nacht umfangen! Sie schlummern in der Mutter Arm!
Blüht wieder auf, ihr eingesunknen Wangen! Ihr kalten Herzen, werdet wieder warm! Umsonst! umsonst! mein Sehnen ruft vergebens Erstorb'ne Freuden wieder wach;
Sie welken schnell die Blumen unsers Lebens
Und wir — wir welken ihnen langsam nach!
O schönes Land, wo Blumen wieder blühen, Die Zeit und Grab hier abgepflückt!
O schönes Land, in das die Herzen ziehen, Die sehnsuchtsvoll zu dir emporgeblickt! Uns Allen ist ein schwerer Traum beschieden; Wir Alle wachen fröhlich auf!
Wie sehn' ich mich nach deinem Gottesfrieden, Du Nuheland, nach deinem Sabbath auf!
Noch in meines Lebens Lenze. Noch in meines Lebens Lenze
War ich und ich wandert' aus, Und der Jugend frohe Tänze Ließ ich in des Vaters Haus. All mein Erbtheil, meine Habe Warf ich fröhlich glaubend hin, Und am leichten Pilgerstabe Zog ich fort mit Kindersinn. Denn mich treibt ein mächtig Hoffen Und ein dunkles Glaubenswort, Wandle, rief's, der Weg ist offen, Immer nach dem Aufgang fort. Bis zu einer goldnen Pforten
Du gelangst, da kehrst du ein; Denn das Irdische wird dorten Himmlisch, unvergänglich sein. Abend ward's und wurde Morgen, Nimmer, nimmer stand ich still; Aber immer blieb's verborgen, Was ich suche, was ich will. Berge lagen mir im Wege,
Ströme hemmten meinen Fuß,
Ueber Schlünde baut' ich Stege, Brücken durch den wilden Fluß. Und zu eines Stroms Gestaden,
Kam ich, der nach Morgen floß; Froh vertrauend seinem Faden, Warf ich mich in seinen Schoß. Hin zu einem großen Meere
Trieb mich seiner Wellen Spiel; Vor mir liegt's in weiter Leere, Näher bin ich nicht dem Ziel. Ach, kein Steg will dahin führen, Ach, der Himmel über mir Will die Erde nicht berühren, Und das Dort ist niemals hier.
Ob dir ein Pfühl, ob karges Moos Zum Wiegenlager mir bestellt, Uns alle traf das gleiche Loos, Soviel wir kamen auf die Welt.
Ob eine Thräne mich begrüßt, Ob lauter Freudenruf erscholl,
Als Liebe jubelnd dich geküßt:
Wir kamen hülflos, schmerzenvoll.
Und wie und wo wir immer gehn,
Im Hermelin, im Bettlerkleid,
Im dunkeln Thal, auf lichten Höhn: Ein jeder hat sein eignes Leid. Dem zuckt der Schmerz im Angesicht
Und jener scherzt und fühlt doch tief,
Daß ihm ein Dorn die Brust zersticht,
Und keinem ward ein Freiheitsbrief.
Ein Heimathklang.
Wie viel auch in dem Wechseldrange
Des Lebens täglich untergeht, Von einem theuren Heimathklange Der Nachhall nimmer mir verweht. Das ist der alten Linden Rauschen Vor meinem stillen Vaterhaus; Wenn ich des Abends saß, zu lauschen In's Traumeswehn der Nacht hinaus. Das ist der alten Linden Flüstern,
In tiefem, traurigem Accord,
Als man zum Grabe dich, dem düstern, O Mutter! trug vom Hause fort! Wie mich des Schicksals wilde Welle Seit jenem Tag verschlagen hat! Selbst zu des Vaterhauses Schwelle, Wie lange ging ich nicht den Pfad? Doch ob auch täglich wechselnd tauschen Des Lebens Klänge, immer zieht Der alten Linden heimlich Rauschen Nachhallend noch durch mein Gemüth.
Heilig ist der Schlaf.
Siehst du den Schlaf auf einem Augenlide,
, stör' ihn nicht, denn heilig ist der Friede, Mit dem er eine Menschenbrust begnadet, O, stör' ihn nicht, wenn deinen Feind er auch
Umweht mit seinem sanften Balsamhauch, In des Vergessens Wunderquell ihn badet! Achtsamen Herzens hemme deine Schritte!
Verscheuch' mich nicht! Mit dieser frommen Bitte Spricht jeder Athemzug des Schlafs dich an; Leis auf den Zehen schleich' an ihm vorüber,
Und wünsch' ihm, daß kein Traum, kein banger, trüber, Sich neidisch möge seinem Frieden nah’n. Bei jedem Schlafe hält ein Engel Wacht,
Der legt den Finger auf die Lippen sacht Und winket schweigend dir: Sei stille! zu; Auch selbst bei dem entschlaf'nen Missethäter Wacht er, ein ernst versöhnungsvoller Beter, Um Frieden für die Seele ohne Ruh'. Ja, heilig ist der Schlaf, wie die Natur,
Wie das geheime Wachsthum auf der Flur, Das leise webt im Blatt und in der Blüthe; So ist auch er ein stillgeheimes Weben, Und keine Waff' ist ihm zum Schutz gegeben, Hegst du vor ihm nicht Ehrfurcht im Gemüthe!
Epilog zu Schiller's Glocke.
(Bei Schiller's Todtenfeier.)
,,Freude dieser Stadt bedeute, Friede sei ihr erst Geläute."
Und so geschah's! Dem friedenreichen Klange Bewegte sich das Land, und segenbar Ein frisches Glück erschien; im Hochgesange Begrüßten wir das junge Fürstenpaar; Im Vollgewühl, in lebensregem Drange Vermischte sich die thät'ge Völkerschaar,
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