Ja, plünderst du auch frisch und dreist
Den Weisheitsbaum an allen Zweigen, Nur, was du schaffft aus eignem Geist, Ist wahrhaft ewiglich dein eigen. Die Geistesarmuth streut herum, Voll Dünkel ihres Wissens Krumen; Sie prahlt mit dem Herbarium Von fremden, trocknen Geistesblumen! Doch wem vom Schicksal Schöpferkraft Und inn'rer Schaffensdrang gegeben, Dem dient nur alle Wissenschaft Als Lebenstrank für eignes Streben! Er spiegelt nicht wie blanker Stein
Nur ab der Sonne leuchtend Sprühen, Verwandelt wird's in seinem Sein Zu frischem Grün und duft’gem Blühen. Wär' noch so viel dir auch bescheert
Vom Wissen, gern will ich dir's gönnen Wohl hat das Wissen hohen Werth, Doch deinen Werth gibt dir dein Können.
Mein Streben.
Ob ich gestrebt nach meinem Ideale,
Ob ich gewagt, was fester Wille kann, Den Kampf bestand, der sich darum entspanu O, davon zeugen abertausend Maale!
Ich hab' mich nie begnügt an leerer Schaale, Der Kern nur war's, auf den ich rastlos sann; Erst wenn ich ihn gefunden habe, dann Bin ich zufrieden, wie ich es auch zahle!
Und bis zum letzten Athemzuge soll
Mein Herz für das Erhab'ne, Edle schlagen, Und den Tribut dem Niedrigen versagen. Denn nur was aus des Herzens Tiefe quoll, Ift würdig eines unbegrenzten Strebens, Und werth der Mühen eines ganzen Lebens.
Was soll dies kindische Verzagen. Was soll dies kindische Verzagen,
Dies eitle Wünschen ohne Halt?
Da du der Welt nicht kannst entsagen, Erob're dir sie mit Gewalt! Und könntest du dich auch entfernen, Es triebe Sehnsucht dich zurück;
Denn ach, die Menschen lieben lernen, Es ist das einz'ge wahre Glück! Unwiderruflich dorrt die Blüthe, Unwiderruflich wächst das Kind, Abgründe liegen im Gemüthe, Die tiefer als die Hölle sind. Du siehst sie, doch du fliehst vorüber, Im glücklichen, im ernsten Lauf, Dem frohen Tage folgt ein trüber, Doch Alles wiegt zuletzt sich auf. Und wie der Mond im leichten Schweben, Bald rein und bald in Wolken steht, So schwinde wechselnd dir das Leben, Bis es in Wellen untergeht.
Vertraue dich dem Licht der Sterne.
Vertraue dich dem Licht der Sterne,
Beschleicht dein Herz ein bittres Weh, Sie sind dir nah in weiter Ferne, Wenn Menschen fern in nächster Näh'; Und hast du Thränen noch, so weine, O, weine satt dich ungesehn,
Doch vor dem Aug' der Menschen scheine, Als wär' dir nie ein Leid geschehn. Verdammt die Welt dich in Verblendung, So such' auf stillem Waldespfad Dir neuen Muth für deine Sendung, Für starke Treu' und freie That; Und vor dir selber zu bestehen, Trägst du den Sieger in der Brust, Doch nicht die Menschen laß es sehen, Wie schweren Kampf du kämpfen mußt. Ist dir ein schönes Werk gelungen, So sei's zu neuem dir ein Ruf; Hast du ein treues Herz errungen, So denke, daß es Gott dir schuf; Wenn deine süß entzückte Seele Ganz voll von heil'ger Freude ist, O, nicht den Neid der Menschen wähle Zum Zeugen, daß du glücklich bist. Verachte kühn der Selbstsucht Streben, Wie oft sie dir Verfolgung schwur; Vor keinem Throne steh' mit Beben, Furcht hegt ein bös Gewissen nur. Demüthig wirf' in nächt'ger Stille Vor deinem Gott dich auf die Knie,
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