Dessen knurriges Gebelle Wiederhallet in der Rund'. Schläfrig lallt der junge König: ,,Das Regieren ist so schwer, Ach, ich wollt', daß ich zu Hause Schon bei meiner Kön’gin wär'! „In den Armen meiner Kön'gin Ruht mein Königshaupt so weich, Und in ihren schönen Augen Liegt mein unermeßlich Reich!"
Die Kapelle.
Droben stehet die Kapelle,
Schauet still in's Thal hinab, Drunten singt bei Wies' und Quelle Froh und hell der Hirtenknab’. Traurig tönt das Glöcklein nieder, Schauerlich der Leichenchor; Stille sind die frohen Lieder, Und der Knabe lauscht empor. Droben bringt man sie zu Grabe, Die sich freuten in dem Thal; Hirtenknabe, Hirtenknabe!
Dir auch fingt man dort einmal.
Um Mitternacht, in ernster Stunde,
Tönt oft ein wundersamer Klang: 's ist wie aus liebem Muttermunde Ein freundlich tröstender Gesang.
In füßen, unbelauschten Thränen Löst er des Herzens lange Pein, Und alles unmuthvolle Sehnen Und allen Kummer wiegt er ein. Als käm' der Mai des Lebens wieder, Regt sich's im Herzen wunderbar: Da quellen Töne, keimen Lieder, Da wird die Seele jung und klar. So tönet oft das stille Läuten,
Doch ich versteh' die Weise nie: Und nur mitunter möcht' ich's deuten, Als wär's der Kindheit Melodie.
Schlaf, du liebes Kind!
Schlaf, du liebes Kind!
Gottes Engel sind
Dir zur Wache zugegeben: Ihre Fittige umschweben
Dich, und fächeln Ruh'
Deinem Lager zu.
Friede aus der Höh'
Hält noch Angst und Weh
Von dir ab; noch frei von Kummer Liegst du da in sanftem Schlummer. Schlummre still und lind
Schlaf, du liebes Kind!
Abendschlummer.
Stör' nicht den Schlummer des Kindes,
Heilig ist seine Nuh',
Leise auf Flügeln des Windes Trug ihm sein Engel sie zu. Da, wo die Wiege gestanden, Der seine Seele entschwebt, Wird noch mit rosigen Banden An seiner Zukunft gewebt. Halb nur gehört es der Erde, Halb noch dem Himmel an, Noch trat des Lebens Beschwerde Hindernd nicht auf seine Bahn. In seinen schlummernden Träumen Liegt noch das himmlische Glück O, aus den seligen Näumen Ruf' es nicht störend zurück!
Laßt mich ruhen, laßt mich träumen,
Wo die Abendwinde linde Säufeln in den Blüthenbäumen Wo der Nachtigallen
In der Zweige Dämm'rung schallen!
Wie des Mondes Silberhelle
Auf des Baches dunkler Welle,
Spielt in dieser lichten Stunde
Auf des Lebens dunklem Grunde Der vergangnen Tage
Freud' und Klage.
Der Erinn'rung Luft und Schmerzen Flimmern auf in meinem Herzen
Laßt mich ruhen, laßt mich träumen Bei der Nachtigallen Sange Unter vollen Blüthenbäumen
Hoffmann von Fallersleben,
Die Sternschnuppe. Wißt ihr, was es bedeutet, Wenn von dem Himmelszelt Ein Stern herniedergleitet Und schnell zur Erde fällt? Die Lichter, die dort glänzen Mit wundermildem Schein, Das sind in Strahlenkränzen Viel tausend Engelein. Die sind als treue Wachten Am Himmel aufgestellt, Daß sie auf alles achten, Was vorgeht in der Welt. Wenn unten auf der Erde
Ein guter Mensch, gedrückt Von Kummer und Beschwerde, Voll Andacht aufwärts blickt,
Und sich zum Vater wendet In seinem tiefen Weh, Dann wird herabgesendet Ein Engel aus der Höh'! Der schwebt in seine Kammer Mit mildem Friedensschein, Und wieget seinen Jammer In sanften Schlummer ein.
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