Page images
PDF
EPUB
[graphic][subsumed]

Dessen knurriges Gebelle
Wiederhallet in der Rund'.
Schläfrig lallt der junge König:
,,Das Regieren ist so schwer,
Ach, ich wollt', daß ich zu Hause
Schon bei meiner Kön’gin wär'!
„In den Armen meiner Kön'gin
Ruht mein Königshaupt so weich,
Und in ihren schönen Augen
Liegt mein unermeßlich Reich!"

Die Kapelle.

Droben stehet die Kapelle,

Heinr. Heine.

Schauet still in's Thal hinab,
Drunten singt bei Wies' und Quelle
Froh und hell der Hirtenknab’.
Traurig tönt das Glöcklein nieder,
Schauerlich der Leichenchor;
Stille sind die frohen Lieder,
Und der Knabe lauscht empor.
Droben bringt man sie zu Grabe,
Die sich freuten in dem Thal;
Hirtenknabe, Hirtenknabe!

Dir auch fingt man dort einmal.

Um Mitternacht.

Ludwig Uhland.

Um Mitternacht, in ernster Stunde,

Tönt oft ein wundersamer Klang:
's ist wie aus liebem Muttermunde
Ein freundlich tröstender Gesang.

In füßen, unbelauschten Thränen
Löst er des Herzens lange Pein,
Und alles unmuthvolle Sehnen
Und allen Kummer wiegt er ein.
Als käm' der Mai des Lebens wieder,
Regt sich's im Herzen wunderbar:
Da quellen Töne, keimen Lieder,
Da wird die Seele jung und klar.
So tönet oft das stille Läuten,

Doch ich versteh' die Weise nie:
Und nur mitunter möcht' ich's deuten,
Als wär's der Kindheit Melodie.

Robert Pruz.

Schlaf, du liebes Kind!

Schlaf, du liebes Kind!

Gottes Engel sind

Dir zur Wache zugegeben:
Ihre Fittige umschweben

Dich, und fächeln Ruh'

Deinem Lager zu.

Friede aus der Höh'

Hält noch Angst und Weh

Von dir ab; noch frei von Kummer
Liegst du da in sanftem Schlummer.
Schlummre still und lind

Schlaf, du liebes Kind!

3. B. von Albertini.

Abendschlummer.

Stör' nicht den Schlummer des Kindes,

Heilig ist seine Nuh',

Leise auf Flügeln des Windes
Trug ihm sein Engel sie zu.
Da, wo die Wiege gestanden,
Der seine Seele entschwebt,
Wird noch mit rosigen Banden
An seiner Zukunft gewebt.
Halb nur gehört es der Erde,
Halb noch dem Himmel an,
Noch trat des Lebens Beschwerde
Hindernd nicht auf seine Bahn.
In seinen schlummernden Träumen
Liegt noch das himmlische Glück
O, aus den seligen Näumen
Ruf' es nicht störend zurück!

Laßt mich ruhen!

Karl Stelter.

Laßt mich ruhen, laßt mich träumen,

Wo die Abendwinde linde
Säufeln in den Blüthenbäumen
Wo der Nachtigallen

Lieder wieder

In der Zweige Dämm'rung schallen!

Wie des Mondes Silberhelle

Auf des Baches dunkler Welle,

Spielt in dieser lichten Stunde

Auf des Lebens dunklem Grunde
Der vergangnen Tage

Freud' und Klage.

Der Erinn'rung Luft und Schmerzen
Flimmern auf in meinem Herzen

Laßt mich ruhen, laßt mich träumen
Bei der Nachtigallen Sange
Unter vollen Blüthenbäumen

Lange lange!

Hoffmann von Fallersleben,

Die Sternschnuppe.
Wißt ihr, was es bedeutet,
Wenn von dem Himmelszelt
Ein Stern herniedergleitet
Und schnell zur Erde fällt?
Die Lichter, die dort glänzen
Mit wundermildem Schein,
Das sind in Strahlenkränzen
Viel tausend Engelein.
Die sind als treue Wachten
Am Himmel aufgestellt,
Daß sie auf alles achten,
Was vorgeht in der Welt.
Wenn unten auf der Erde

Ein guter Mensch, gedrückt
Von Kummer und Beschwerde,
Voll Andacht aufwärts blickt,

Und sich zum Vater wendet
In seinem tiefen Weh,
Dann wird herabgesendet
Ein Engel aus der Höh'!
Der schwebt in seine Kammer
Mit mildem Friedensschein,
Und wieget seinen Jammer
In sanften Schlummer ein.

« PreviousContinue »