Mach' ihm deine Leiden kund, Sag' ihm deine tiefften Schmerzen; Er ist gütig und erquickt
Jedes Herz, das Kummer drückt! Fass' im Glauben kühnen Muth;
Kraft wird dir dein Helfer senden! Mit der Hand, die Wunder thut, Wird er deine Leiden enden. Er ist lauter Lieb' und Huld: Hoffe, Herz, nur mit Geduld!
Fern von dir, o Welt. Laß, o Welt, o laß mich sein! Zieh' mich nicht in deine Kreise; Laß mich, fern von dir, allein Leben still nach meiner Weise. Locket nicht mit Liebesgaben,
Denn sie reizen mich nicht mehr, Luft und Leid' hab' ich begraben Tief in einem stillen Meer.
Laßt dies Herz alleine haben,
Was ihm einzig lieb und werth, Was, o Welt, statt deiner Gaben Ihm ein güt'ger Gott bescheert. Seine Wonne, seine Pein
Hat's um heil'gen Gottesfrieden Eingetauscht, und stille sein Ist sein höchstes Glück hienieden.
Keim und Kind.
Wenn ich den kleinen Keim betrachte,
Aus dem einst frisch die Pflanze dringt, Aus dem, wenn Lebensgluth erwachte, Die bunte Blume sich entschwingt, Aus dem ein Heilkraut sich entfaltet, Aus dem ein Fruchtbaum sich erhebt, Aus dem die Eiche sich gestaltet,
Die riesig gegen Himmel strebt: Dann tief im innersten Gemüthe Beftaun' ich still die hohe Kraft, Die Frucht erweckt aus Keim und Blüthe, Im Kleinsten wirkt und Größtes schafft; Und allen Keimen wünsch' ich Segen, Und guten Grund in Feld und Au', Und Sonnenschein und milden Regen, Und warme Nächt' und kühlen Thau. Doch wenn ein holdes Kind ich sehe, Gewiegt von treuer Mutterhand, Halb ist's noch in des Himmels Nähe, Noch Gaft und Fremdling unserm Land, Ein tief Geheimniß dieser Erden, Das erst die Zukunft einst erklärt, Ein Räthsel, eine Welt im Werden, Die im Gestaltungskampfe gährt — Wenn ich es seh', ein solches Wesen,
Da faßt ein Sturm mich von Gefühl, In seinen Zügen möcht' ich's lesen, Was einst sein Loos im Weltgewühl; Wird's glücklich sein, wird's Glück gewähren? Das Aug', das jetzt so selig lacht,
Wird's nicht, erfüllt von bittern Zähren, Durchwachen manche lange Nacht?
Das Kind, wenn Mann einst, wird es wirken Für's Heil der Menschheit ernst und kühn, Wird's, wenn es Weib, in den Bezirken Des engern Hauses freudig blühn? Wird's nicht vielleicht die Welt erschüttern, Bielleicht vergessen untergehn?
Wird man es lieben, vor ihm zittern, Wird auch ein Herz sein Herz verstehn? O Weisheit, die du Knospenkeime
Bewahrst vor Frost und vor Gewürm, Noch mehr als Pflanzen, Blumen, Bäume, Bedarf das Kindlein deinen Schirm. Ist es bedroht von Unglücksblizen, Dann nimm es lieber wieder heim; Doch winkt ihm Heil, so woll' ihn schützen, Den kleinen großen Menschenkeim!
Auf deiner Fahrt in's bunte Leben,
Sprich, gehst du auch die rechte Bahn? Wohl mag es viele Wege geben, Doch führt uns jeder himmelan? Verhüllt der Nebel mir die Sterne? Wallt dort ein stiller, grüner See? O, wie verworren liegt die Ferne Dem trüben Blick, mit dem ich seh'! Sind's Frrwischflammen, die dort blinken? Ist es ein gastlich Lampenlicht,
Zum Herde freundlich mir zu winken? O Herr, das Alles weiß ich nicht. Und doch vertrau' ich diesem Pfade,
Denn du beschirmest ja mein Boot! Mein Nuder senk' ich — Herr, die Gnade Verläßt mich nicht in Nacht und Noth. Schon seh' ich's fern im Often flammen, Schon glüht's wie heller Morgenschein Ich nehme frisch die Kraft zusammen Und fahr' in's goldne Licht hinein!
Es zieht ein leises Nauschen Daher im dunkeln Wald, Die Stille scheint zu lauschen, Wenn seufzend es verhallt. Es wehet in den Zweigen
So flüsternd und geheim, Ein wunderbares Neigen, Wie zarter Liebe Keim! Sind das nicht tiefe Fragen Der sehnenden Natur? Fühlst du dich nicht getragen Von heil'ger Ahnung Spur? Hier suchen und nicht finden — Das ist das Räthselwort; Ein ewiges Verbinden
Die sel❜ge Lösung dort.
Als ich im ftillen Dämmergrau’n.
Als ich im stillen Dämmergrau'n
Das Auge jüngst erhoben,
Nach eines Sternes Licht zu schau'n, Fand ich noch keinen droben.
Doch als ich länger, tiefer sah In das geheime Dunkel, Wie regte leis', wie grüßte da Lebendiges Gefunkel!
So richt' auch, sprach's mit mildem Glanz,
Nach oben deine Seele,
Nicht flüchtig nur, nein, voll und ganz,
Daß ihr das Licht nicht fehle.
Bas walte Gott! mehr braucht es nicht. Wer dies Gebet von Herzen spricht, Darf an sein Werk mit Freuden gehn Und treuer Hülfe sich versehn. Und wär' die Last auch noch so schwer, Und drohten Feinde ringsumber, Es macht den Trotz der Welt zu Spott Der fromme Spruch: Das walte Gott! Julius Sturm.
Einem Ruf hab' ich gelauschet, Den du mir in's Herz gesendet, Ew'ger Vater, Quell des Lichts! Mein Verderben ist gewendet,
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