ie reinen Frauen steh'n im Leben Wie Rosen in dem dunklen Laub; Auf ihren Wünschen, ihrem Streben Liegt noch der feinste Blüthenstaub. In ihrer Welt ist keine Fehle,
Ist Alles ruhig, voll und weich: Der Blick in eine Frauenseele Ist wie ein Blick in's Himmelreich. Wohl sollst du hören hohe Geister,
Verehren sollst du Manneskraft; Dich sollen lehren deine Meister, Was Kunst vermag und Wissenschaft. Doch was das Höchste bleibt hienieden, Des Ew'gen nur geahnte Spur, Was Schönheit, Poesie und Frieden: Das lehren dich die Frauen nur!
Die in der Lebensurne bunte Loose
Mit Jugendübermuth ihr lachend greift; Euch, denen glühend noch die Purpurrose Im duft'gen Kranz die blüh'nden Locken streift; Euch, die ihr noch in sel'gen Wahns Gekose Jedwede Blüthe seht zur Frucht gereift,
Euch, die ihr selbst noch ringt, will ich sie bringen, Die Lieder, denn nur ihr versteht zu singen. Otto Roquette.
Dir aber, Geist der Jugend, darf ich sagen, Was knospend mir das junge Herz beschwert! Du weißt es, wie in thatenlosen Tagen Im eig❜nen Glüh'n die Seele sich verzehrt; Und welchen Sang dürft' ich vor dir nicht wagen, Wenn ihn der Schönheit reiner Blick verklärt? Im Reich der Dichtung ist die Schönheit Tugend, Und Priesterin der Schönheit ist die Jugend. Wilhelm Hertz.
Noch ist die blühende, goldene Beit.
Noch ist die blühende, goldene Zeit,
O du schöne Welt, wie bist du so weit!
Und so weit ist mein Herz, und so blau wie der Tag, Wie die Lüfte, durchjubelt von Lerchenschlag!
Ihr Fröhlichen, singt, weil das Leben noch mait: Noch ist die schöne, die blühende Zeit,
Noch sind die Tage der Rosen!
Frei ist das Herz, und frei ist das Lied,
Und frei ist der Bursch, der die Welt durchzieht, Und ein rosiger Kuß ist nicht minder frei, So spröd' und verschämt auch die Lippe sei. Wo ein Lied erklingt, wo ein Kuß sich beut, Da heißt's: Noch ist blühende, goldene Zeit, Noch sind die Tage der Rosen!
Ja, im Herzen tief innen ist Alles daheim,
Der Freude Saaten, der Schmerzen Keim. Drum frisch sei das Herz und lebendig der Sinn, Dann brauset, ihr Stürme, daher und dahin! Wir aber find allzeit zu fingen bereit:
Noch ist die blühende, goldene Zeit,
Noch sind die Tage der Rosen!
Ein Kern des Lichts fließt aus in hundert Strahlen, Die gottentflammte Abkunft zu bewähren, Begeist'rung ist die Sonne, die das Leben Befruchtet, tränkt und reift in allen Sphären! In welchem Spiegel sich ihr Bild mag malen, Mag sie im Liede kühn die Flügel heben, Mag Herz zu Herz sie streben,
Sie sucht das Höchste stets, wie sie's erkennet! Längst im Gemeinen wär' die Welt zerfallen, Längst wären ohne sie zerstäubt die Hallen Des Tempels, wo die Himmelsflamme brennet; Sie ist der Born, der ew'ges Leben quillet, Vom Leben stammt, allein mit Leben füllet.
Lieb' und stirb!
Durch Erd' und Himmel leise Hinfluthet eine Weise
Wie sanftes Harfenwehn, Die jedem Dinge kündet, Wozu es ward gegründet, Woran es soll vergehn. Sie spricht zum Adler: Dringe
Zur Sonne, bis die Schwinge Dir trifft ein Wetterschlag; Spricht zu den Wolken: Regnet, Und wenn die Flur gesegnet, Zerrinnt am goldnen Tag.
Sie spricht zum Schwan: Durchwalle Die Fluth und dann mit Schalle Ein selig Grab erwirb.
Sie spricht zur Feuernelke: In Duft glüh' auf und welke;
Zum Weibe: Lieb' und stirb!
Das Menschenherz.
Im unermess'nen Weltsysteme
Die schönste Perle der Natur, In ihrem Sternen - Diademe Der reichste Demant in der Schnur; Das höchste Wunder unter allen, Das Meisterwerk in Raum und Zeit: Das ist das Herz in seinem Wallen, Das Herz in seiner Trunkenheit.
Mein war es, mein in schönen Tagen; Mir war's, als sollt' ich Meer und Land Auf einer Fingerspitze tragen, Allmächtiger wie Gottes Hand.
O sprecht mir nicht von andern Wonnen! Hoch steht das blaue Himmelszelt; Da rollen hunderttausend Sonnen Das Herz ist größer als die Welt. Die Sterne, die dort oben wimmeln, Sind Himmel, sagt man, sel'ger Lust; Der seligste von allen Himmeln, Das ist der Himmel in der Brust. Und sprecht mir nicht von Leidensgluthen! Ich spotte nur der Qual und Noth; Aus allen Adern will ich bluten Das Herz ist stärker als der Tod. Und wenn die stille Macht der Stunde Den schönen Sprudel niederschlägt, Und in dem abgekühlten Grunde Der Bach sich leiser fortbewegt; Und wenn auf Herbstes Amaryllen Der Mond wie trauernd niederscheint, Und ein Vergißmeinnicht im Stillen An Urnen blasfer Rosen weint;
Und wenn, als auch der Herbst geschieden, Der Engel schloß das Eden zu:
Was bleibt das Paradies hienieden?
Es ist das Herz in seiner Ruh'.
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