Der gefangene Räuber. Von Sabinerbergen nieder Wallt das braune Räuberweib, Schmiegend ihres Knäbleins Glieder Sorglich fest an ihren Leib. Wie sie tritt durch Roma's Pforte, Glocken, Trommeln und Gebet! Ift's ein Fest, ist Markt am Orte? Beides hier gar nahe steht! Feierklänge von Sanct Peter! Dudelsack hier schnarrend grell! Possen reißen heil'ge Väter, Salbing predigt Pulcinell. Affen, Charlatane, Springer, Auf dem Seile Gauklertritt! Jezt an fremder Bestien Zwinger Lenkt das Räuberweib den Schritt. Ab und auf in wildem Sate Tobt ein Königstiger hier, ,,Mutter, warum sperrt das gute, Schöne Thier so sest man ein ?" „Kind, weil's durftig lechzt nach Blute, Weil's unbändig wild im Frei'n.“ Nuhig nebendran im Bauer Sißt ein fremdes Täublein zart, ,,Mutter, warum schließt dies gute Dieses lechzt doch nicht nach Blute?“ „Kind, weil's trägt zwei Flügelein.“ Kapitols Steintreppen stiegen Sie empor im Menschenstrom, Sträubt sein Haar sich auf in Wuth, Jenes Königstigers wild. Anaftafius Grün. Der reiche Mann von Köln. Zu Köln ein reicher Kaufherr saß, Er lebte dahin in Saus und Braus, Der Richter bog um Gunst und Geld Da war ein Mägdlein in der Stadt, Und als der Schnee im Winter fiel, Sie fanden das Mägdlein Morgens todt Sie trugen es fort und gruben es ein Am Friedhof auf der Wiese, Die Seele ging in Sanct Michael's Schooß Hinauf zum Paradiese. Den Tag darnach der Kaufmann ritt Wohl lachend daher im Trabe, Da standen drei Lilien weiß wie Schnee, Da standen drei Lilien weiß wie Schnee, Im Winde die Blumen gingen; Ein Vöglein schwang vom Hügel sich auf, „Herr Mary von Köln, Herr Mary von Köln, Wie bleich ist dein Gesichte! Du bist ein Mörder, Herr Marr von Köln, Dem Kaufherrn wohl das Lachen verging, Er wandte sein Roß und jagte nach Haus, Er wollte nicht nehmen Speise noch Trank Wohin er schaut' in Saal und Hof, Und als er Nachts auf den Kissen lag, Ich will's euch neunfach zahlen; Mir brennt's im Herzen wie höllisch Feu'r; Helft mir von diesen Qualen!" Wohl ging der Arzt, mit Sorg' und Fleiß Es that nicht gut, es that nicht schlimm, „Herr Mary von Köln, an deiner Sünd' Du bist ein Mörder, Herr Mary von Köln, Ich lade dich zu Gerichte." Und um die dritte Mitternacht Ging an der Thür ein Klopfen; Den Kranken trieb's vom Lager auf, Die Ilse. Ich bin die Prinzessin Ilse, Emanuel Geibel. Und wohne im Ilsenstein; Wir wollen selig sein. Dein Haupt will ich beneßen Mit meiner klaren Well', Du sollst deine Schmerzen vergessen, Du sorgenkranker Gesell! In meinen weißen Armen, An meiner weißen Brust, Da sollst du liegen und träumen Von alter Märchenlust. Ich will dich küssen und herzen, Wie ich geherzt und geküßt Es bleiben todt die Todten, Und nur der Lebendige lebt; |