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Laufen kann im Sonnenschein
Durch die Blumenwelt!
Wie's die Händchen dann erhebt
Nach dem Schmetterling!

Wie's nach Allem hascht und strebt!
Nichts ist ihm gering.

Und das Hälmchen in dem Nied,
Und das Blatt am Strauch,
Alles, Alles, was es sieht,
Alles freut es auch.

Und wie wird die Freude sein

In der Sommernacht,

Wenn der Mond mit güldnem Schein

Ihm entgegenlacht!

Freue dich, mein liebes Kind!

Wer sich freuen kann,

Ift, sobald er nur beginnt,

Schon ein bess'rer Mann!

Hoffmann von Fallersleben.

Kindergottesdienst.

Es läuten zur Kirche die Glocken,
Die Eltern, sie gingen schon aus,
Drei Kindlein in goldenen Locken
Die figen noch unter dem Haus.
Die muntern unmüßigen Gäste

Sind noch für die Kirche zu klein,
Doch wollen am heiligen Feste
Sie fromm wie die Alten schon sein.

Hat jedes ein Buch sich genommen

Und hält es verkehrt auf dem Schooß,

Draus fingen die Schelme, die frommen,
Mit schallender Stimme drauf los.
Weiß selber noch keins, was es singet,
Singt jedes in anderem Ton;

Singt immer, ihr Kindlein, es dringet
Auch so zu dem himmlischen Thron.
Dort stehn eure Engel, die reinen,
Und fingen dem Vater der Welt,
Der stets aus dem Munde der Kleinen
Am liebsten sein Lob sich bestellt.
Singt immer, da drüben im Garten,
Da singt's in die Wette mit euch;
Die Vögelein find es, die zarten,
Die zwitschern im jungen Gesträuch.
Singt immer, ihr singet im Glauben,
Das ist ja dem Heiland genug.

Ein Herz ohne Falsch wie die Tauben
Nimmt frühe gen Himmel den Flug.
Singt immer; wir fingen, die Alten,

Und lesen die Schrift mit Verstand,
Und doch ach! wie hundertmal halten
Das Buch wir verkehrt in der Hand!
Singt immer; wir fingen die Lieder
Nach Noten, so wie sich's gehört,
Und doch

vom Gezänke der Brüder
Wie oft wird der Einklang gestört!
Singt immer; aus irdischen Hallen
Der hehrste und herrlichste Chor,

Was ist er?

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ein kindisches Lallen,

Ein Hauch in des Ewigen Ohr!

Karl Gerok.

Dem Knäblein eines Freundes.
Dem Vater wie aus den Augen geschnitten
Ein prächtiger Junge mit hellblondem Haar,
So liegt er auf weißen Linnen, inmitten
Der Wiege; wie leuchten die Augen ihm klar!
Es werden die rollenden Jahre entschwinden,
Dann bist du ein Jüngling, wir wurden alt;
Wir geben die Locke, die graue, den Winden,
Du prangst dann in Jugend und Wohlgestalt!
O könnt' ich dein Leben vergeistigt erschauen,

Wie du auf den Wogen des Daseins dich wiegst,
Und wie du als Knabe die blumigen Auen,
Noch Sorgen enthoben, lautjubelnd durchfliegst!
Und wie du als Jüngling von Stufe zu Stufe
Den Tempel der Wissenschaft muthig ersteigst,
Und wie du als Mann in dem ernsten Berufe
Das Haupt, wie dein Vater, oft sorgenschwer neigst!
Dir werden erblühen die lieblichsten Rosen,

Und wenn sie dir winken, erquick' dich ihr Glanz! Es werden dich donnernde Stürme umtosen, Du winde dir Schmerzen und Freuden zum Kranz! Das Banner der Ehre, hoch sollst du es halten, Trotz der Verleumdung und Nattergezisch, Und wie sich dein Leben auch möge gestalten, Blank halte die Ehre, das Herz halte frisch! Kühn wirf dich in's Leben und schlinge den Reigen Mit blühender Wange und lächelndem Mund! Doch fliehe das Lager der Lauen und Feigen Und schließe mit ehrlichen Herzen den Bund! Dann wirst du die Fülle des Lebens erschauen, Dann wirst du das Walten der Gottheit verstehn;

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