Page images
PDF
EPUB
[graphic][ocr errors]

Und wüßten sie mein Wehe,
Die goldnen Sternelein,
Sie kämen aus ihrer Höhe
Und sprächen Trost mir ein.
Die Alle können's nicht wissen,
Nur Eine kennt meinen Schmerz:
Sie hat ja selbst zerrissen,

Zerrissen mir das Herz.

Lebewohl.

Morgen muß ich weg von hier,

Heinrich Heine

Und muß Abschied nehmen;
O du allerhöchste Zier!
Scheiden das bringt Grämen.
Da ich dich so treu geliebt.
Ueber alle Maßen,

Soll ich dich verlassen.
Wenn zwei gute Freunde sind,

Die einander kennen,

Sonn' und Mond bewegen sich,

Ehe sie sich trennen.

Noch viel größer ist der Schmerz
Wenn ein treu verliebtes Herz
In die Fremde ziehet.

Dort auf jener grünen Au'

Steht mein jung frisch Leben,
Soll ich denn mein Lebelang
In der Fremde schweben?
Hab' ich dir was Leid's gethan,
Bitt' dich, woll's vergessen,
Denn es geht zu Ende.

Küffet dir ein Lüftelein
Wangen oder Hände,
Dente, daß es Seufzer sein,
Die ich zu dir sende;

Tausend schick' ich täglich aus,
Die da wehen um dein Haus,
Weil ich dein gedenke.

Wunderhorn.

Des Mädchens Klage.

Der Eichwald brauset, die Wolken ziehn,
Das Mägdlein sitzet an Ufers Grün,

Es bricht sich die Welle mit Macht, mit Macht,
Und sie seufzt hinaus in die finstre Nacht,
Das Auge von Weinen getrübet:

„Das Herz ist gestorben, die Welt ist leer,
Und weiter gibt sie dem Wunsche nichts mehr.
Du Heilige, rufe dein Kind zurück,
Ich habe genossen das irdische Glück,
Ich habe gelebt und geliebet!"

Es rinnet der Thränen vergeblicher Lauf,

Die Klage, sie wecket die Todten nicht auf;
Doch nenne was tröstet und heilet die Brust
Nach der füßen Liebe verschwundener Lust;
Ich, die Himmlische, will's nicht versagen.
„Laß rinnen der Thränen vergeblichen Lauf,

Es wecke die Thräne den Todten nicht auf!
Das süßeste Glück für die trauernde Brust
Nach der schönen Liebe verschwundener Lust
Sind der Liebe Schmerzen und Klagen.“

Schiller.

[ocr errors]

Du denkst an mich so selten.
Du denkst an mich so selten,

Ich denk' an dich so viel,
Getrennt wie beide Welten
Ist unser beider Ziel.
Doch möcht' ich beide Welten
Durchziehn an deiner Hand,
Bald schlummern unter Zelten,
Bald gehn von Land zu Land.
Und möchtest du vergelten
Durch Liebe dies Gedicht,
So fließt um beide Welten
Ein rosenfarbnes Licht.

von Platen - Hallermünde.

Frühlingsnacht.

Weber'm Garten durch die Lüfte
Hört' ich Wandervögel ziehn,
Das bedeutet Frühlingsdüfte,
Unten fängt's schon an zu blühn.
Jauchzen möcht' ich, möchte weinen,
Ist mir's doch, als könnt's nicht sein!
Alte Wunder wieder scheinen

Mit dem Mondesglanz herein.
Und der Mond, die Sterne sagen's,
Und in Träumen rauscht's der Hain,
Und die Nachtigallen schlagen's:

Sie ist deine, sie ist dein!

Joseph Fhr. v. Eichendorff.

Nachtgefang.

gib vom weichen Pfühle,
Träumend, ein halb Gehör
Bei meinem Saitenspiele
Schlafe! was willst du mehr?
Bei meinem Saitenspiele
Segnet der Sterne Heer
Die ewigen Gefühle;
Schlafe! was willst du mehr?
Die ewigen Gefühle

Heben mich hoch und hehr
Aus irdischem Gewühle;
Schlafe, was willst du mehr?
Vom irdischen Gewühle

Trennst du mich nur zu sehr,
Bannst mich in diese Kühle;
Schlafe, was willst du mehr?
Bannst mich in diese Kühle,

Gibst nur im Traum Gehör.
Ach, auf dem weichen Pfühle
Schlafe! was willst du mehr?

Abends.

In stiller Dämmerstunde,

O Liebste, denk' ich dein; Es perlt im Herzensgrunde Mir der Erinn’rung Wein. In diesem halben Schimmer,

Bom Tag nicht mehr belanscht,

Goethe.

« PreviousContinue »