Erst muß des Baumes Blüthe sterben Und dann erst stirbt der Blüthenbaum.
Der Liebe Dauer.
Olieb', so lang' du lieben kannst!
O lieb', so lang' du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt, Wo du an Gräbern stehst und klagst!
Und sorge, daß dein Herze glüht Und Liebe hegt und Liebe trägt, So lang' ihm noch ein ander Herz In Liebe warm entgegenschlägt! Und wer dir seine Brust erschließt,
thu' ihm, was du kannst, zu lieb! Und mach' ihm jede Stunde froh, Und mach' ihm keine Stunde trüb! Und hüte deine Zunge wohl, Bald ist ein böses Wort gesagt! O Gott, es war nicht bös gemeint, Der Andre aber geht und klagt. Olieb', so lang' du lieben kannst!
O lieb', so lang' du lieben magst! Die Stunde kommt, die Stunde kommt, Wo du an Gräbern stehst und klagst! Dann kniest du nieder an der Gruft, Und birgst die Augen, trüb und naß
Sie sehn den Andern nimmermehr In's lange, feuchte Kirchhofsgras. Und sprichst: O schau' auf mich herab,
Der hier an deinem Grabe weint!
Bergib, daß ich gekränkt dich hab'! O Gott, es war nicht bös gemeint! Er aber sieht und hört dich nicht,
Kommt nicht, daß du ihn froh umfängst; Der Mund, der oft dich küßte, spricht Nie wieder: ich vergab dir längst! Er that's, vergab dir lange schon, Doch manche heiße Thräne fiel Um dich und um dein herbes Wort Doch still- er ruht, er ist am Ziel! O lieb', so lang' du lieben kannst! Olieb', so lang' du lieben magst! Die Stunde kommt, die Stunde kommt, Wo du am Grabe stehst und klagst!
Wenn Einer starb, den du geliebt hienieden,
So trag' hinaus zur Einsamkeit dein Wehe, Daß ernst und still es sich mit dir ergehe
Im Wald, am Meer, auf Steigen längst gemieden. Da fühlst du bald, daß Jener, der geschieden,
Lebendig dir im Herzen auferstehe,
In Luft und Schatten spürst du seine Nähe, Und aus den Thränen blüht ein tiefer Frieden.
Ja, schöner muß der Todte dich begleiten,
Um's Haupt der Schmerzverklärung lichten Schein, Und treuer denn du hast ihn alle Zeiten. Das Herz hat auch sein Ostern, wo der Stein
Vom Grabe springt, dem wir den Staub nur weihten; Und was du ewig liebst, ist ewig dein.
Begrabe deine Todten. Begrabe deine Todten
Tief in dein Herz hinein; So werden sie dein Leben Lebend'ge Todte sein. So werden sie im Herzen
Stets wieder auferstehn, Als gute, lichte Engel Mit dir durch's Leben gehn.
Begrab' dein eigen Leben
In Andrer Herz hinein;
So wirst du, und bist du ein Todter,
Ein ewig Lebender sein.
Tren den Todten.
bleibe treu den Todten, Die lebend du betrübt; O bleibe tren den Todten, Die lebend dich geliebt! Sie starben, doch sie blieben Auf Erden wesenlos, Bis allen ihren Lieben Der Tod die Augen schloß.
Indessen du dich herzlich
In Lebensluft versenkst, Wie sehnen sie sich schmerzlich,
Daß ihrer du gedenkst!
Sie nahen dir in Liebe,
Allein du fühlst es nicht;
Sie schaun dich an so trübe, Du aber siehst es nicht.
« PreviousContinue » |