Nun seid ihr müd' der eiteln Pracht, Es hat der Ernst euch aufgerüttelt, Und eure weltlich bunte Tracht Habt ihr entsagend abgeschüttelt. Wir üben heut' ein gleiches Thun, So laffet uns die Hände falten Und in uns selbst einkehrend nun Zusammen Aschermittwoch halten.
Das Schloß Boncourt. Ich träum' als Kind mich zurücke, Und schüttle mein greises Haupt: Wie sucht ihr mich heim, ihr Bilder, Die lang' ich vergessen geglaubt? Hoch ragt aus schatt'gen Gehegen
Ein schimmerndes Schloß hervor. Ich kenne die Thürme, die Zinnen, Die steinerne Brücke, das Thor. Es schauen vom Wappenschilde Die Löwen so traulich mich an, Ich grüße die alten Bekannten, Und eile den Burghof hinan. Dort liegt die Sphinx am Brunnen, Dort liegt der Feigenbaum, Dort, hinter diesen Fenstern, Verträumt' ich den ersten Traum.
Ich tret' in die Burgkapelle
Und suche des Ahnherrn Grab: Dort ist's, dort hängt vom Pfeiler Das alte Gewaffen herab.
Noch lesen umflort die Augen Die Züge der Inschrift nicht, Wie hell durch die bunten Scheiben Das Licht darüber auch bricht. So stehst du, o Schloß meiner Väter, Mir treu und fest in dem Sinn, Und bist von der Erde verschwunden, Der Pflug geht über dich hin. Sei fruchtbar, o theurer Boden! Ich segne dich mild und gerührt, Ich segn' ihn zwiefach, wer immer Den Pflug nun über dich führt. Ich aber will auf mich raffen, Mein Saitenspiel in der Hand, Die Weiten der Erde durchschweifen, Und singen von Land zu Land.
Ein Schmetterling.
Ein Schmetterling, vom Frost betäubt,
Hängt an dem welken Blatt,
Hebt seine Flügel halb entstäubt,
Sie sind zum Flug zu matt.
Er flattert nur, er flieget nicht,
Von Stern zu Sternchen fort,
Und ahnet selbst nicht, daß er spricht;
Doch hör' ich dieses Wort:
O weh! ich kam zur späten Braut,
Ein später Bräutigam,
Vom Himmel reift, was einst gethaut,
Und alle Lust ward Gram.
Die Sonne scheint, doch ohne Kraft, Und leblos haucht die Luft.
Der Blume Kelch ist ohne Saft, Ihr Stengel ohne Duft. Die Schwalb' ist weggezogen, die An unsern Schwingen nascht;
Und selbst der Knab' ist nicht mehr hie, Der meine Brüder hascht. Der Spinne Fäden schweben noch,
Allein das Netz ist leer;
Gefahrlos ist das Leben, doch
Es ist kein Leben mehr.
Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah! Die Luft ist still, als athmete man kaum, Und dennoch fallen raschelnd fern und nah Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.
O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur, Was vor dem milden Strahl der Sonne fällt. Friedrich Hebbel.
Die Wolken, wie sie jagen, Im Abendgolde blühn, Von Stürmen fortgetragen, Und in die Nacht verglühn In Schwärmen kommt gezogen Der Wandervögel Schaar, Dem Süden zugeflogen: Zu Ende geht das Jahr. Die Blume an dem Bache, Vom letzten Thau gestärkt, Verblühn in stillem Ache, Allmählig, unvermerkt. Vergang'ne Jahre schweben
Mit Wind und Wolken fort, Vergangen Leid und Leben,
Verklungen Lied und Wort. Der Wind entlaubt die Bäume
Mir ist es einerlei
Die Tage werden Träume,
Die Freuden sind vorbei.
Winter ist es. In dem weiten Reiche Der Natur herrscht tiefe Einsamkeit, Und sie selbst liegt, eine schöne Leiche, Ruhig in dem weißen Sterbekleid. Ihre Blumenkinder ruhn geborgen An der Mutter Brust, mit ihr bedeckt, Träumend von dem Auferstehungsmorgen, Wo der Lenz sie aus dem Schlummer weckt.
Aller deiner Pracht bist du entledigt, Erde, deine Schönheit ist dahin, Und du selbst bist eine Leichenpredigt Von erbauungsvollem, tiefem Sinn. Was die Erde hat, kann nicht bestehen, Ihre Gabe heißt Vergänglichkeit; Aufwärts zu dem Himmel mußt du sehen, Suchst du ew'ge Schön' und Herrlichkeit. Laß zum Himmel dich die Erde weisen, Suche deine Heimath nicht auf ihr, Du mußt weiter, immer weiter reisen, Deines Bleibens ist nicht lange hier. Ew'ge Güter suchst du hier vergebens, Darum such' im Himmel deinen Schah, Von der Erde nur am Ziel des Lebens, Für das Kleid vom Staube einen Platz. Aber wenn die Osterlieder klingen
Und der große Ostermorgen graut, Muß dir auch die Erde wiederbringen Deine Hülle, die ihr anvertraut.
Sieh, so ist und so bleibt nichts ihr eigen, Suche nicht, was sie nicht hat, bei ihr; Laß von ihr dich hin zum Himmel zeigen, Ew'ges Heil find'st du nur über dir.
Markt und Straßen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus, Sinnend geh' ich durch die Gassen, Alles sieht so festlich aus.
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