Dauer im Wechsel.
Siehe, der Frühling währet nicht lang':
Bald ist verhallt der Nachtigall Sang. Blühen noch heute Blumen im Feld, Morgen ist öd' und traurig die Welt. Aber der Liebe selige Lust
Ist sich des Wandels nimmer bewußt. Alles auf Erden hat seine Zeit,
Frühling und Winter, Freuden und Leid, Hoffen und Fürchten, Ruhn und sich mühn, Kommen und Scheiden, Welken und Blühn. Aber der Liebe selige Lust
Ift sich des Wandels nimmer bewußt. Weil uns des Lebens Sonne noch scheint, Wollen wir leben liebend vereint. Wollen der Zukunft Wetter nicht scheu’n, Wollen des Augenblicks uns erfreu'n! Was auch des Himmels Fügung uns gibt: Glücklich ist nur das Herz, das da liebt!
Hoffmann von Fallersleben.
Frühlingsglaube.
Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie fäuseln und weben Tag und Nacht, Sie schlafen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang! Nun, armes Herze, sei nicht bang'! Nun muß sich Alles, Alles wenden.
Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden. Es blüht das fernste, tiefste Thal: Nun, armes Herz, vergiß der Qual! Nun muß sich Alles, Alles wenden.
Frühlingsgespenster.
Ich saß noch spät in meinem Zimmer Studirend bei der Lampe Schimmer, Und ob mein Auge müd' und matt, Wandt' ich doch emfig Blatt um Blatt. Da klopft' es plötzlich an mein Fenster; Ich glaube zwar nicht an Gespenster, Doch, weil gar hoch mein Fenster war, Schien mir das Klopfen wunderbar.
Ich spähte in die nächt'gen Räume,
Der Mond schien freundlich durch die Bäume, Tief unten schlug die Nachtigall, Sonst tiefes Schweigen überall. Doch kaum saß ich zu lesen nieder,
So klopft' es auch vernehmlich wieder; Weit macht' ich nun die Fenster auf Und ließ den Klopfern freien Lauf. Und plößlich schwärmten durch das Fenster Zwei braune surrende Gespenster; Maikäfer waren's, die's verdroß, Daß ich im Zimmer mich verschloß; Daß ich mich über Büchern härmte, Genießend nicht, wie sie, durchschwärmte Die linde, weiche Maiennacht
Voll Blüthenduft und Sternenpracht.
An den Frühling. Willkommen, schöner Jüngling!
Du Wonne der Natur! Mit deinem Blumenkörbchen Willkommen auf der Flur! Ei! ei! da bist ja wieder!
Und bist so lieb und schön! Und freu'n wir uns so herzlich, Entgegen dir zu gehn.
Denkst auch noch an mein Mädchen? Ei, Lieber, denke doch!
Dort liebte mich das Mädchen,
Und's Mädchen liebt mich noch. Für's Mädchen manches Blümchen Erbat ich mir von dir ·
Ich komm' und bitte wieder, Und du? du gibst es mir. Willkommen, schöner Jüngling! Du Wonne der Natur!
Mit deinem Blumenkörbchen
Willkommen auf der Flur!
Wenn der Frühling auf die Berge steigt. Wenn der Frühling auf die Berge steigt
Und im Sonnenstrahl der Schnee zerfließt, Wenn das erste Grün am Baum sich zeigt Und im Gras das erste Blümlein sprießt Wenn vorbei im Thal Nun mit einem Mal
Alle Regenzeit und Winterqual,
Schallt es von den Höh'n Bis zum Thale weit: O, wie wunderschön
Ist die Frühlingszeit!
Wenn am Gletscher heiß die Sonne leckt, Wenn die Quelle von den Bergen springt, Alles rings mit jungem Grün sich deckt Und das Lustgetön der Wälder klingt - Lüfte lind und lau
Würzt die grüne Au',
Und der Himmel lacht so rein und blau, Schallt es von den Höh’n
Bis zum Thale weit:
O, wie wunderschön
Ist die Frühlingszeit!
War's nicht auch zur jungen Frühlingszeit, Als dein Herz sich meinem Herz erschloß? Als von dir, du wundersüße Maid, Ich den ersten langen Kuß genoß? Durch den Hain erklang
Und die Quelle von den Bergen sprang
Scholl es von den Höh'n
Bis zum Thale weit:
O süße Mutter!
süße Mutter,
Ich kann nicht spinnen,
Ich kann nicht sitzen Im Stübchen innen, Im engen Haus; Es stockt das Rädchen, Es reißt das Fädchen, O füße Mutter, Ich muß hinaus. ,Der Frühling gucket Hell-durch die Scheiben; Wer kann nun sißen, Wer kann nun bleiben
Und fleißig sein? Olaß mich gehen, Und laß mich sehen, Ob ich kann fliegen Wie Vögelein. „O laß mich sehen,
Olaß mich lauschen, Wo Lüftlein wehen, Wo Bächlein rauschen, Wo Blümlein blühn. Laß sie mich pflücken Und schön mir schmücken Die braunen Locken
Mit buntem Grün.
Und kommen Knaben
So will ich traben,
So will ich laufen,
Nicht stille stehn;
Will hinter Hecken
Mich hier verstecken,
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