So steht er da, die Locken weiß bereift, Salis y Gomez, ragt er aus der Fluth, Von Wellendrang umbraust an allen Enden, Doch in dem Steine schlägt ein Herz voll Gluth, Ein Herz, das hält die ganze Welt umschlungen, D'ran wie an Vaterbruft die Menschheit ruht. Wer hat ihr Leid so laut wie du gesungen Und wer wie du gen wild' und zahme Horden In ihrem Dienst sein Dichterschwert geschwungen? Ein Fremdling warst du unserm deutschen Norden, In Sitt' und Sprache andrer Stämme Sohn, Und wer ist heimischer als du ihm worden? Nun schläfst du in der fremden Erde schon, Und die den Wandernden nicht konnte wiegen, Beut ihm ein Grab mit Lorbeer und mit Mohn. D'rauf soll gekreuzt sein Pilgerstecken liegen. Und unser Banner, das dem Sängerheer Denn gönnen wir ihm die verdiente Rast, Die Wolken haben dräuend sich geballt, Bei Koblenz. (Am Grabe Schenkendorf' 8.) Dorten durch der Brücke Bogen In der Eb'ne wallt das Korn, Wie der Landmann rauh sie bahnt, Bis zur Einkehr unter Weiden Mich ein Gottesacker mahnt. Gottesacker, Gottesfrieden! Auf den Gräbern Sonnenstrahl, Und der Jahrszeit letzte Blumen Duften um der Kreuze Zahl. Bunt die Blumen, grau die Kreuze! Eines seh' ich dort erhöht, D'rauf mit ernsten, schlichten Lettern „Schenkendorf“ geschrieben steht. Nahe dem geliebten Strome, Dem es laut in Zorn und Schmerz Schläft das reine Dichterherz. Ach, die Freiheit, die du meintest, Mit dem frisch gebroch'nen Strauß, Ferdinand Freiligrath. Lenau's Tod. Als die Seele ausgezogen War aus dem Palast, der längst zerfallen, Kam ein Engelpaar geflogen, Um auf blauen Aetherwogen Sie zu tragen in die Himmelshallen. Doch die lichten Gottesboten Waren, ach, den Weg umsonst gekommen : Einen Theil vom Geist des Todten Blumen auf den Feldern schon genommen. Kamen zugesprungen so behende, Trug sein Theil der Donau in die Wellen, Der Zigeuner braunen Schaaren Das geweihte Erbe zu bestellen. In den Höhlen und erschien mit Brausen, Eilig bringend, wo die Adler hausen. Und der Erdgeist, still bedenkend Seines Erbtheils, war herbeigekommen, In den tiefen Schacht es senkend, Und damit das Eisen tränkend, Für den Kampf der Menschheit, der entglommen. Traurig durch den Aether flogen Wieder heim die gottentsandten Boten, Meldend, daß man sie betrogen Um die Seele dieses edlen Todten. Emil Kuh. Die Gräber zu Ottensen. Erstes Grab. Zu Ottensen auf der Wiese Wohl unter des Himmels Luft. Ein ganzes Volksgeschlecht, Väter, Mütter, Brüder, Töchter, Kinder, Knaben, Die rufen Weh zum Himmel Aus ihrer stummen Gruft, Er hat uns ausgestoßen Im Winter zur Stadt hinaus, Die Andern nahmen die Britten |