Und festlich ward an die geschmückten Stufen Die Huldigung der Künste vorgerufen. Da hör' ich schreckhaft mitternächt'ges Läuten, Das dumpf und schwer die Trauertöne schwellt, Den hohen Mann der gute Tag gezeigt, Bald raschgewandt, geistreich und sicherstellig Und fruchtbar sich in Rath und That ergossen: Begegnet so, im Würdigsten beschäftigt, Der Dämmerung, der Nacht, die uns entkräftigt. Ihm schwollen der Geschichte Fluth auf Fluthen, Verspülend, was getadelt, was gelobt, Der Erdbeherrscher wilde Heeresgluthen, Die in der Welt sich grimmig ausgetobt, Im niedrig Schrecklichsten, im höchsten Guten Nach ihrem Wesen deutlich durchgeprobt. Nun sank der Mond, und zu erneuter Wonne Vom klaren Berg herüber stieg die Sonne. Nun glühte seine Wange roth und röther Von jener Jugend, die uns nie entfliegt, Dies bretterne Gerüste nicht verschmäht; Ihr kanntet ihn, wie er mit Niesenschritte Den Kreis des Wollens, des Vollbringens maß, In Leiden bangte, kümmerlich genas, Das haben wir in traurig schönen Jahren, Er hatte früh das strenge Wort gelesen, Dem Leiden war er, war dem Tod vertraut, So schied er nun, wie er so oft genesen: Nun schreckt uns das, wofür uns längst gegraut. Doch schon erblicket sein verklärtes Wesen Sich hier verklärt, wenn es hernieder schaut. Was Mitwelt sonst an ihm beklagt, getadelt, Es hat's der Tod, es hat's die Zeit geadelt. Auch manche Geister, die mit ihm gerungen, Sein groß Verdienst unwillig anerkannt, Sie fühlen sich von seiner Kraft durchdrungen, In seinem Kreise willig festgebannt: Zum Höchsten hat er sich emporgeschwungen, Mit Allem, was wir schäßen, eng verwandt, So feiert Ihn! Denn was dem Mann das Leben Nur halb ertheilt, soll ganz die Nachwelt geben. So bleibt er uns, der vor so manchen Jahren Schon zehne sind's! - von uns sich weggekehrt! Wir haben alle segensreich erfahren, Die Welt verdank' ihm, was er sie gelehrt; Schon längst verbreitet sich's in ganze Schaaren, Das Eigenste, was ihm allein gehört. Er glänzt uns vor, wie ein Komet entschwindend, Süß Goethe's Heimgang. Goethe. mag das Aug' des Sterbenden sich schließen, Der Freundesthränen auf der Stirne fühlt, Die d'rauf wie eine Todestaufe fließen, Daß sich der bange Schweiß des Sterbens kühlt! Doch Götterloos ist's, unbeweint zu scheiden, Wenn man der Thränen und der Trauer werth! Wenn die Vollendung zu den Sternen fährt? Und zu zerstäuben wie die flücht'ge Wolke! Sie hat Gedeihn geregnet auf die Flur, Auf dessen Lipp', auf dessen bleichen Wangen. Der Kuß des Glücks noch jetzt verglühet leis. Ein falter, starrer Arm, reglos gebeuget, In dem die goldne Leier lichtvoll blizt; Mußt' unabwendbar d’rauf es niederschauen, -- Anaftafius Grün. Am Grabe Chamisso's. Wo habt ihr mir den Alten hingebettet? Kommt, führt mich an den eng beschränkten Port, Ihr zeigt auf eine dürre Scholle dort, Wo falbes Herbstlaub rieselnd niederregnet; Dort ruht er, sagt mir euer Trauerwort. Osei, du heilig Dichtergrab, gesegnet; Du birgst ihn, dem mein Geist viel tausendmal, Mein sterblich Auge nimmermehr begegnet! Ich sah ihn nie: an seiner Blicke Strahl Hat meine Kraft sich nicht entzünden sollen; Er stand zu hoch, ich ging zu tief im Thal. Doch in der Brust, in der begeistrungsvollen, Trag' ich sein Bild wohl tiefer und getreuer, Die lichte Stirn, die Brauen stolz gefchweift, |