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Und dann auch soll, wenn Enkel um uns trauern,
Zu ihrer Lust noch unsre Liebe dauern.

13. An das Schicksal

Warum gabst du uns die tiefen Blicke,

Unfre Zukunft Ahnungsvoll zu schaun,

Unfrer Liebe, unserm Erdenglücke
Während selig nimmer hinzutraun?
Warum gabst uns, Schicksal, die Gefühle,
Uns einander in das Herz zu sehn,

Um durch all die seltenen Gewühle lurnulf
Unser wahr Verhältnis auszuspähn?

Ach, so viele tausend Menschen kennen,
Dumpf sich treibend, kaum ihr eigen Herz,
Schweben
zwecklos hin und her und rennen
Hoffnungslos in unversehnen Schmerz,
Jauchzen wieder, wenn der schnellen Freuden
Unerwarte Morgenröte tagt,

Nur uns armen liebevollen Beiden
Ist das wechselseitge Glück versagt,
Uns zu lieben, ohn' uns zu verstehen,
In dem Andern sehn, was er nie war,
Immer frisch auf Traumglück auszugehen
Und zu schwanken auch in Traumgefahr.
Und zu schwanken

Glücklich, den ein leerer Traum beschäftigt,
Glücklich, dem die Ahndung eitel wär,
Jede Gegenwart und jeder Blick bekräftigt
Traum und Ahndung leider uns noch mehr.

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Sag, was will das Schicksal uns bereiten?
Sag, wie band es uns so rein genau?
Ach, du warst in abgelebten Zeiten
Meine Schwester oder meine Frau.

Kanntest jeden Zug in meinem Wesen,
Spähtest, wie die reinste Nerve klingt,
Konntest mich mit Einem Blicke lesen,
Den so schwer ein sterblich Aug durchdringt.
Tropftest Mäßigung dem heißen Blute,
Richtetest den wilden irren Lauf,
Und in deinen Engelsarmen ruhte
Die zerstörte Bruft sich wieder auf,
Hieltest zauberleicht ihn angebunden
Und vergaukeltest ihm manchen Tag.
Welche Seligkeit glich jenen Wonnestunden,
Da er dankbar dir zu Füßen lag,

Fühlt' sein Herz an deinem Herzen schwellen,
Fühlte sich in deinem Auge gut,

Alle seine Sinnen sich erhellen

Und beruhigen sein brausend Blut!

Und von Allem dem schwebt ein Erinnern.

Nur noch um das ungewisse Herz,

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Fühlt die alte Wahrheit ewig gleich im Innern,

Und der neue Zustand wird ihm Schmerz.
Und wir scheinen uns nur halb beseelet,
Dämmernd ist um uns der hellste Tag.
Glücklich, daß das Schicksal, das uns quälet,
Uns doch nicht verändern mag!

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14. Jägers Abendlied

Im Felde schleich ich still und wild, Gespannt mein Feuerrohr, muskl Da schwebt so licht dein liebes Bild, Dein füßes Bild mir vor.

Du wandelst jezt wohl still und mild
Durch Feld und liebes Thal,

Und ach mein schnell verrauschend Bild
Stellt sich dir's nicht einmal?

Des Menschen, der die Welt durchstreift
Voll Unmut und Verdruß,

Nach Osten und nach Westen schweift,
Weil er dich lassen muß.

Mir ist es, denk ich nur an dich,
Als in den Mond zu sehn;
Ein stiller Friede kommt auf mich,
Weiß nicht, wie mir geschehn. /

15. Wandrers Nachtlied

Der du von dem Himmel bist,
Alle Freud' und Schmerzen stillest,
Den, der doppelt elend ist,
Doppelt mit Erquickung füllest,

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ΙΟ

15

Ach, ich bin des Treibens müde!

5

Was soll all der Schmerz und Lust?

Süßer Friede,

Komm, ach komm in meine Brust !

W

16. Ein gleiches

Ueber allen Gipfeln

Ist Ruh, w

In allen Wipfeln

Spürest du

Kaum einen Hauch;

Die Vögelein schweigen im Walde.

Warte nur, balde

Ruhest du auch.

5

17. Wonne der Wehmut

Trocknet nicht, trocknet nicht,

Thränen der ewigen Liebe!

Ach, nur dem halbgetrockneten Auge

Wie öde, wie todt die Welt ihm erscheint!
Trocknet nicht, trocknet nicht,

Thränen unglücklicher Liebe!

18. Sehnsucht

Mel.: O! Vater der Barmherzigkeit 2c.

Dies wird die legte Thrän' nicht sein,

Die glühend Herz auf quillet,

Das mit unsäglich neuer Pein

Sich schmerzvermehrend stillet.

5

O! laß doch immer hier und dort
Mich ewig Liebe fühlen;

Und möcht der Schmerz auch also fort
Durch Nerv und Adern wühlen.

Könnt' ich doch ausgefüllt einmal
Von dir, o Ewger! werden
Ach diese lange, tiefe Qual,
Wie dauert sie auf Erden!

5

ΙΟ

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