So bleibt er uns, der vor so manchen Jahren Schon zehne sind's! von uns sich weggekehrt! Wir haben alle segenreich erfahren,
Die Welt verdanke ihm, was er sie gelehrt;
Schon längst verbreitet sich's in ganze Scharen, Das Eigenste, was ihm allein gehört.
Er glänzt uns vor, wie ein Komet entschwindend, Unendlich Licht mit seinem Licht verbindend.
Angedenken an das Gute Hält uns immer frisch bei Mute.
Angedenken an das Schöne Ist das Heil der Erdensöhne.
Angedenken an das Liebe, Glücklich! wenns lebendig bliebe.
Angedenken an das Eine Bleibt das Beste, was ich meine.
Sie saugt mit Gier verrätrisches Getränke Unabgesezt, vom ersten Zug verführt;
Sie fühlt sich wohl, und längst sind die Gelenke Der zarten Beinchen schon paralysiert;
Nicht mehr gewandt, die Flügelchen zu pußen, Nicht mehr geschickt, das Köpfchen aufzustußen- Das Leben so sich im Genuß verliert.
Zum Stehen kaum wird noch das Füßchen taugen; So schlürft sie fort, und mitten unterm Saugen
Umnebelt ihr der Tod die tausend Augen.
Gedichte sind gemalte Fensterscheiben! Sieht man vom Markt in die Kirche hinein, Da ist alles dunkel und düster; Und so sieht's auch der Herr Philister: Der mag denn wohl verdrießlich sein Und lebenslang verdrießlich bleiben.
Kommt aber nur einmal herein, Begrüßt die heilige Kapelle! Da ist's auf einmal farbig helle, Geschicht und Zierat glänzt in Schnelle, Bedeutend wirkt ein edler Schein; Dies wird euch Kindern Gottes taugen, Erbaut euch und ergözt die Augen!
Gott sandte seinen rohen Kindern Gesetz und Ordnung, Wissenschaft und Kunst,
Begabte die mit aller Himmelsgunst, Der Erde grasses Los zu mindern, Sie kamen nackt vom Himmel an Und wußten sich nicht zu benehmen; Die Poesie zog ihnen Kleider an, Und keine hatte sich zu schämen.
15. Künstlerlied
Zu erfinden, zu beschließen, Bleibe, Künstler, oft allein! Deines Wirkens zu genießen, Eile freudig zum Verein! Dort im Ganzen schau, erfahre Deinen eignen Lebenslauf, Und die Thaten mancher Jahre Gehn dir in dem Nachbar auf.
Der Gedanke, das Entwerfen, Die Gestalten, ihr Bezug, Eines wird das Andre schärfen, Und am Ende sei's genug! Wohl erfunden, klug ersonnen, Schön gebildet, zart vollbracht, So von jeher hat gewonnen Künstler kunstreich seine Macht.
Wie Natur im Vielgebilde Einen Gott nur offenbart, So im weiten Kunstgefilde Webt ein Sinn der ewgen Art; Dieses isi der Sinn der Wahrheit, Der sich nur mit Schönem schmückt Und getrost der höchsten Klarheit Hellsten Tags entgegenblickt.
Wie beherzt in Reim und Profe Redner, Dichter sich ergehn, Soll des Lebens heitre Rose Frisch auf Malertafel stehn,
Mit Geschwistern reich umgeben, Mit des Herbstes Frucht umlegt, Daß sie von geheimem Leben Offenbaren Sinn erregt.
Tausendfach und schön entfließe Form aus Formen deiner Hand, Und im Menschenbild genieße, Daß ein Gott sich hergewandt. Welch ein Werkzeug ihr gebrauchet, Stellet euch als Brüder dar;
Und gesangweis flammt und rauchet Opfersäule vom Altar.
Natur und Kunst, sie scheinen sich zu fliehen, Und haben sich, eh man es denkt, gefunden; Der Widerwille ist auch mir verschwunden, Und beide scheinen gleich mich anzuziehen.
resupace Es gilt wohl nur ein redliches Bemühen! endeavor.
Und wenn wir erst in abgemeßnen Stunden Mit Geist und Fleiß uns an die Kunst gebunden, Mag frei Natur im Herzen wieder glühen.
So ist's mit aller Bildung auch beschaffen; Vergebens werden ungebundne Geister Nach der Vollendung reiner Höhe streben.
Wer Großes will, muß sich zusammen raffen: In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister, Und das Gesez nur kann uns Freiheit geben.
Wie? Wann? Wo? Die Götter bleiben stumm! Du halte dich ans Weil und frage nicht Warum. because
Willst du ins Unendliche schreiten,
Geh nur im Endlichen nach allen Seiten.
Willst du dich am Ganzen erquicken,
So mußt du das Ganze im Kleinsten erblicken.
Ich wandle auf weiter bunter Flur Ursprünglicher Natur,
Ein holder Born, in dem ich bade, Ist Ueberlieferung, ist Gnade.
Die endliche Ruhe wird nur verspürt, Sobald der Pol den Pol berührt.
Drum danket Gott, ihr Söhne der Zeit, Daß er die Pole für ewig entzweit.
Magnets Geheimnis, erkläre mir das!
Kein größer Geheimnis, als Lieb und Haß.
Wirst du deines Gleichen kennen lernen, So wirst du dich gleich wieder entfernen.
Warum tanzen Bübchen mit Mädchen so gern? Ungleich dem Gleichen bleibet nicht fern.
« PreviousContinue » |