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So quellt denn fort und fließet unaufhaltsam!
Doch nie geläng's, die innre Glut zu dämpfen!
Schon rast's und reißt in meiner Brust gewaltsam`,
Wo Tod und Leben grausend sich bekämpfen.
Wohl Kräuter gäb's, des Körpers Qual zu stillen;
Allein dem Geist fehlt's am Entschluß und Willen,

Fehlt's am Begriff, wie sollt er sie vermissen?
Er wiederholt ihr Bild zu tausend Malen.
Das zaudert bald, bald wird es weggerissen,
Undeutlich jezt und jezt im reinsten Strahlen;
Wie könnte dies geringstem Troste frommen?
Die Ebb und Flut, das Gehen wie das Kommen!

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"Caust Thou

Verlaßt mich hier, getreue Weggenossen !
Laßt mich allein am Fels, in Moor und Moos!
Nur immer zu! euch ist die Welt erschlossen,
Die Erde weit, der Himmel hehr und groß;
Betrachtet, forscht, die Einzelheiten sammelt,
Naturgeheimnis werde nachgestammelt.me

Mir ist das All, ich bin mir selbst verloren, Der ich noch erst den Göttern Liebling war;

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Sie prüften mich, verliehen mir Pandoren, Repertus faces simila

So reich an Gütern, reicher an Gefahr;

Sie drängten mich zum gabeseligen Munde,

Sie trennen mich, und richten mich zu Grunde.

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"

2. Aussöhnung

sulcuse Die Leidenschaft bringt Leiden! — Wer beschwichtigt aggre Beklommnes Herz, das allzuviel verloren?

Wo sind die Stunden, überschnell verflüchtigt?
Vergebens war das Schönste dir erkoren!

silenos

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Trüb ist der Geist, verworren das Beginnen;
Die hehre Welt, wie schwindet sie den Sinnen!

Da schwebt hervor Musik mit Engelschwingen,
Verflicht zu Millionen Tön um Töne,

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Des Menschen Wesen durch und durch zu dringen,
Zu überfüllen ihn mit ewger Schöne:

Das Auge nezt sich, fühlt im höhern Sehnen
Den Götterwert der Töne wie der Thränen.

Und so das Herz erleichtert merkt behende,

Daß es noch lebt und schlägt und möchte schlagen,
Zum reinsten Dank der überreichen Spende
Sich selbst erwidernd willig darzutragen.
Da fühlte sich o daß es ewig bliebe!
Das Doppelglück der Töne wie der Liebe.

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3. Acolsharfen
Gespräch
Er.

Ich dacht, ich habe keinen Schmerz,
Und doch war mir so bang um's Herz,
Mir war's gebunden vor der Stirn
Und hohl im innersten Gehirn —

Bis endlich Thrän auf Thräne fließt,
Verhaltnes Lebewohl ergießt.

Ihr Lebewohl war heitre Ruh,
Sie weint wohl jezund auch wie du.

Sie.

Ja, er ist fort, das muß nun sein!
Ihr Lieben laßt mich nur allein;
Sollt ich euch seltsam scheinen,
Es wird nicht ewig währen!
Jezt kann ich ihn nicht entbehren,
Und da muß ich weinen.

Er.

Zur Trauer bin ich nicht gestimmt,
Und Freude kann ich auch nicht haben:
Was sollen mir die reifen Gaben,
Die man von jedem Baume nimmt!
Der Tag ist mir zum Ueberdruß,

Langweilig ist's, wenn Nächte sich befeuern;
Mir bleibt der einzige Genuß,

Dein holdes Bild mir ewig zu erneuern,

5

Und fühltest du den Wunsch nach diesem Segen, Du kämest mir auf halbem Weg entgegen.

Sie.

Du trauerst, daß ich nicht erscheine,
Vielleicht entfernt so treu nicht meine,
Sonst wär mein Geist im Bilde da.
Schmückt Iris wohl des Himmels Bläue?
Laß regnen, gleich erscheint die Neue;
Du weinst! Schon bin ich wieder da.

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Er.

Ja, du bist wohl an Iris zu vergleichen!
Ein liebenswürdig Wunderzeichen,

So schmiegsam herrlich, bunt in Harmonie
Und immer neu und immer gleich wie sie.

at Dombury 4. Dem aufgehenden Vollmonde where we

Dornburg, 25. August 1828

to overcom

Willst du mich sogleich verlassen?t deat

Warst im Augenblick so nah!
Dich umfinstern Wolkenmassen
Und nun bist du gar nicht da.

Doch du fühlst, wie ich betrübt bin,
Blickt dein Rand herauf als Stern!
Zeugest mir, daß ich geliebt bin,
Sei das Liebchen noch so fern.

So hinan denn! hell und heller,

Reiner Bahn, in voller Pracht!

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Schlägt mein Herz auch schmerzlich schneller,
Ueberselig ist die Nacht.

5

ΙΟ

5.

Dornburg, September 1828

Früh wenn Thal, Gebirg und Garten

Nebelschleiern sich enthüllen,

Und dem sehnlichsten Erwarten

Blumenkelche bunt sich füllen;

Wenn der Aether, Wolken tragend,

Mit dem klaren Tage streitet,

Und ein Ostwind, sie verjagend,
Blaue Sonnenbahn bereitet;

Wolken

Dankst du dann, am Blick dich weidend,

Reiner Brust der Großen, Holden,
Wird die Sonne, rötlich scheidend,

Rings den Horizont vergolden.

6.

Und wenn mich am Tag die Ferne
Blauer Berge sehnlich zieht,
Nachts das Uebermaß der Sterne
Prächtig mir zu Häupten glüht,

Alle Tag und alle Nächte
Rühm ich so des Menschen Loos;
Denkt er ewig sich ins Rechte,
Ist er ewig schön und groß!

5

ΙΟ

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7. Die Feier meines siebzigsten Geburtstags dankbar zu erwiedern

Sah gemalt in Gold und Rahmen
Grauen Barts den Ritter reiten,
Und zu Pferd an seinen Seiten

An die vierundzwanzig kamen;

Sie zum Thron des Kaisers ritten,
Wohlempfangen, wohlgelitten,

5

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