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VII. Alter

THE poems which are collected under this head are representative of the last and most mature period of Goethe's life, which may be said to begin after Schiller's death. Once more the susceptible heart of the old poet is seized with a youthful passion, which breaks forth in such ardent and melodious songs as Elegie, Aussöhnung and Aeolsharfen. But the chief characteristic of Goethe's lyrics of this period is the contemplative wisdom of mature age. These poems contain the poet's final answer to the questions concerning the deepest problems of life and the world, and he who studies them will soon arrive at the conviction that Goethe differs essentially from the great poets of previous times. He will understand that it is not poetry in the common sense of the word, but truth which is the ultimate aim of Goethe's thinking, that he represents a unity of poet and philosopher which is far above the common conception of both. And his attitude toward truth may be described as deeply religious, not in the sense of any creed or church, but according to Goethe's own conception of religion. For more and more our poet is being recognized by thinking men of the present as the prophet of a new era of religious sentiment and thought.

I have in the introduction to this edition of his poems made the attempt to characterize the nature of Goethe's personality and thinking. What I have said there concerning his unique but typical way of thinking applies especially to the last period of his life.

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Und wenn der Mensch in seiner Qual verstummt,
Gab mir ein Gott, zu sagen, was ich leide. →

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Was soll ich nun vom Wiedersehen hoffen,
Von dieses Tages noch geschloßner Blüte?
Das Paradies, die Hölle steht dir offen;
Wie wankelsinnig regt sich's im Gemüte! -
Kein Zweifeln mehr! Sie tritt ans Himmelsthor,
Zu ihren Armen hebt sie dich empor.

So warst du denn im Paradies empfangen,
Als wärst du wert des ewig schönen Lebens;
Dir blieb kein Wunsch, kein Hoffen, kein Verlangen,
Hier war das Ziel des innigsten Bestrebens,

tak Und in dem Anschaun dieses einzig Schönen

Versiegte gleich der Quell sehnsüchtiger Thränen.

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Wie regte nicht der Tag die raschen Flügel,
Schien die Minuten vor sich her zu treiben!
Der Abendkuß, ein treu verbindlich Siegel:
So wird es auch der nächsten Sonne bleiben.
Die Stunden glichen sich in zartem Wandern
Wie Schwestern zwar, doch keine ganz den andern.

Der Kuß, der lezte, grausam süß, zerschneidend
Ein herrliches Geflecht verschlungner Minnen.
Nun eilt, nun stockk der Fuß, die Schwelle meidend,
Als trieb ein Cherub flammend ihn von hinnen!

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ΙΟ

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Das Auge starrt auf düstrem Pfad verdrossen, vilting
Es blickt zurück, die Pforte steht verschlossen.

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Und nun verschlossen in sich selbst, als hätte
Dies Herz sich nie geöffnet, selige Stunden
Mit jedem Stern des Himmels um die Wette
An ihrer Seite leuchtend nicht empfunden;
Und Mißmut, Reue, Vorwurf, Sorgenschwere
Belasten's nun in schwüler Atmosphäre.

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Ist denn die Welt nicht übrig? Felsenwände,
Sind sie nicht mehr gekrönt von heiligen Schatten?
Die Ernte, reift sie nicht? Ein grün Gelände,
Zieht sich's nicht hin am Fluß durch Busch und Matten?
Und wölbt sich nicht das überweltlich Große,

Gestaltenreiche, bald Gestaltenlose?

Wie leicht und zierlich, klar und zart gewoben,
Schwebt, Seraph gleich, aus ernster Wolken Chor,
Als glich es ihr, am blauen Aether droben
Ein schlank Gebild aus lichtem Duft empor;
So sahst du sie in frohem Tanze walten,
Die Lieblichste der lieblichsten Gestalten.

Doch nur Momente darfst dich unterwinden,
Ein Luftgebild statt ihrer fest zu halten;
Jus Herz zurück! dort wirst du's besser finden,
Dort regt sie sich in wechselnden Gestalten;
Zu Vielen bildet Eine sich hinüber,
So tausendfach, und immer, immer lieber.

Wie zum Empfang sie an den Pforten weilte
Und mich von dannauf stufenweis beglückte; fowards.
Selbst nach dem lezten Kuß mich noch ereilte,
Den leztesten mir auf die Lippen drückte:
So klar beweglich bleibt das Bild der Lieben
Mit Flammenschrift ins treue Herz geschrieben.

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heaven

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Ins Herz, das fest, wie zinnenhohe Mauer, smal Sich ihr bewahrt und sie in sich bewahret, Für sie sich freut an seiner eignen Dauer, Nur weiß von sich, wenn sie sich offenbaret, Sich freier fühlt in so geliebten Schranken Und nur noch schlägt, für Alles ihr zu danken.

War Fähigkeit zu lieben, war Bedürfen Von Gegenliebe weggelöscht, verschwunden ; Ist Hoffnungsluft zu freudigen Entwürfen, Entschlüssen, rascher That sogleich gefunden! Wenn Liebe je den Liebenden begeistet, Ward es an mir aufs Lieblichste geleistet;

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Und zwar durch sie! Wie lag ein innres Bangen
Auf Geist und Körper, unwillkommner Schwere;
Von Schauerbildern rings der Blick umfangen
Im wüsten Raum beklommner Herzensleere;
Nun dämmert Hoffnung von bekannter Schwelle,
Sie selbst erscheint in milder Sonnenhelle.

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Dem Frieden Gottes, welcher euch hienieden
Mehr als Vernunft beseliget wir lesen's
Vergleich ich wohl der Liebe heitern Frieden
In Gegenwart des allgeliebten Wesens;

Da ruht das Herz, und Nichts vermag zu stören
Den tiefsten Sinn, den Sinn, ihr zu gehören.

In unsers Busens Reine wogt ein Streben,
Sich einem Höhern, Reinern, Unbekannten,
Aus Dankbarkeit freiwillig hinzugeben,
Enträtselnd sich den ewig Ungenannten ;

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Wir hetßen's: fromm sein! — Solcher seligen Höhe
Fühl ich mich teilhaft, wenn ich vor ihr stehe.

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Vor ihrem Blick, wie vor der Sonne Walten,
Vor ihrem Atem, wie vor Frühlingslüften,
Zerschmilzt, so längst sich eisig starr gehalten,
Der Selbstsinn tief in winterlichen Grüften;
Kein Eigennut, kein Eigenwille dauert,
Vor ihrem Kommen sind sie weggeschauert.

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Es ist, als wenn sie sagte: „Stund um Stunde

Wird uns das Leben freundlich dargeboten,

Das Gestrige ließ uns geringe Kunde,

Das Morgende, zu wissen ist's verboten;

Und wenn ich je mich vor dem Abend scheute,

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Die Sonne sant und sah noch, was mich freute.

Drum thu wie ich und schaue, froh verständig,
Dem Augenblick ins Auge! Kein Verschieben!
Begegn ihm schnell, wohlwollend wie lebendig,
Im Handeln sei's, zur Freude, sei's dem Lieben;
Nur wo du bist, sei Alles, immer kindlich,
So bist du Alles, bist unüberwindlich.“

Du hast gut reden, dacht' ich, zum Geleite
Gab dir ein Gott die Gunst des Augenblickes,
Und Jeder fühlt an deiner holden Seite
Sich Augenblicks den Günstling des Geschickes;
Mich schreckt der Wink, von dir mich zu entfernen,
Was hilft es mir, so hohe Weisheit lernen!

Nun bin ich fern! Der jezigen Minute
Was ziemt denn der? Ich wüßt es nicht zu sagen;
Sie bietet mir zum Schönen manches Gute,
Das lastet nur, ich muß mich ihm entschlagen;
Mich treibt umher ein unbezwinglich Sehnen,

Da bleibt kein Rat als grenzenlose Thränen.

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