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Wenn der Führer mit Entzücken

Von des Maultiers hohem Rücken wir
Singt, die Sterne zu erwecken

Und die Räuber zu erschrecken.

Will in Bädern und in Schenken, un Heilger Hafis, dein gedenken,

Wenn den Schleier Liebchen lüftet _
Schüttelnd Ambralocken düftet.
Ja, des Dichters Liebeflüstern
Mache selbst die Huris lüstern.

Wolltet ihr ihm dies beneiden
Oder etwa gar verleiden,
Wisset nur, daß Dichterworte
Um des Paradieses Pforte
Immer leise klopfend schweben,
Sich erbittend ewges Leben.

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2. Höheres und Höchstes

Daß wir solche Dinge lehren,
Möge man uns nicht bestrafen:
Wie das alles zu erklären,
Dürft ihr euer Tiefstes fragen.

Und so werdet ihr vernehmen, Daß der Mensch, mit sich zufrieden, Gern sein Ich gerettet sähe,

So da droben wie hienieden.

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Und mein liebes Ich bedürfte Mancherlei Bequemlichkeiten, Freuden, wie ich hier sie schlürfte, Wünscht ich auch für ewge Zeiten.

So gefallen schöne Gärten,

sup

Blum und Frucht und hübsche Kinder,
Die uns allen hier gefielen,
Auch verjüngtem Geist nicht minder.

Und so möcht ich alle Freunde
Jung und alt, in Eins versammeln,
Gar zu gern in deutscher Sprache
Paradiesesworte stammeln.

Doch man horcht nun Dialekten,
Wie sich Mensch und Engel kosen,
Der Grammatik, der versteckten,
Declinirend Mohn und Rosen.

Mag man ferner auch in Blicken
Sich rhetorisch gern ergehen,
Und zu himmlischem Entzücken
Ohne Klang und Ton erhöhen.

Ton und Klang jedoch entwindet
Sich dem Worte selbstverständlich,
Und entschiedener empfindet
Der Verklärte sich unendlich.

Ist somit dem Fünf der Sinne

Vorgesehn im Paradiese,
Sicher ist es, ich gewinne

Einen Sinn für alle diese.

ΙΟ

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Ob ich Ird'sches denk und sinne,
Das gereicht zu höherem Gewinne.
Mit dem Staube nicht der Geist zerstoben,
Dringet, in sich selbst gedrängt, nach oben.

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Im Atemholen sind zweierlei Gnaden:
Die Luft einziehen, sich ihrer entladen,
Jenes bedrängt, dieses erfrischt,
So wunderbar ist das Leben gemischt.
Da dante Gott, wenn er dich preßt,
Und dank ihm, wenn er dich wieder entläßt.

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Sollt ich nicht ein Gleichnis brauchen

Wie es mir beliebt?

Da uns Gott des Lebens Gleichnis

In der Mücke giebt?

Sollt ich nicht ein Gleichnis brauchen.

Wie es mir beliebt?

Da mir Gott in Liebchens Augen

Sich im Gleichnis giebt?

5. Selige Sehnsucht

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Sagt es Niemand, nur den Weisen,
Weil die Menge gleich verhöhnet,
Das Lebendge will ich preisen,
Das nach Flammentod sich sehnet.

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Was wird mir jede Stunde so bang?
Das Leben ist kurz, der Tag ist lang.
Und immer sehnt sich fort das Herz,
Ich weiß nicht recht, ob himmelwärts.
Fort aber will es, hin und hin,
Und möchte vor sich selber fliehn.
Und fliegt es an der Liebsten Brust,
Da ruht's im Himmel unbewußt;
Der Lebe-Strudel reißt es fort,
Und immer hängt's an Einem Ort;
Was es gewollt, was es verlor,
Es bleibt zulegt sein eigner Thor.

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