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de France et de Brabant von Camille Desmoulins, worin die verwegenften Angriffe auf den König), von Malouet am 31. Jul. in der N.-V. angezeigt und Bestrafung des Frevels begehrt. Die N.-V. beschloß, das Chatelet damit zu beauftragen. Nun aber kündigten Tags darauf die Sieger der Bastille eine Trauerfeierlichkeit für die gebliebenen Bastillenstürmer an, nannten unter den Eingeladenen Marat und Camille Dess moulins und richteten auch an die N.-V. eine Einladung. Darum und weil Camille Desmoulins sein Blatt der N.-B. zur Ansicht übersandt hatte, erneuerte sich die Verhandlung über die Preßlicenz; als Malouet seine Anklage gegen ihn am 2. Aug. wiederholte und sagte: „er mag sich rechtfertigen, wenn er es wagt", rief der Angeklagte von einer Tribüne herab: „Ich wage es". Der Pråsident befahl, ihn zu greifen, aber er entkam ®). sauvèrent deux fois la France. Volez à Saint-Cloud, s'il en est temps encore, ramenez le roi et le dauphin dans vos murs, tenezles sous bonne garde, et qu'ils vous répondent des événemens. Renfermez l'Autrichienne et son beaufrère, qu'ils ne puissent plus conspirer. Saisissez-vous de tous les ministres et de leurs commis, mettez-les aux fers; assurez-vous du chef de la municipalité et des lieutenans de maire. Gardez à vue le général, arrêtez l'état-major; enlevez le poste d'artillerie de la rue Verte. Emparez-vous de tous les magasins et moulins à poudre; que les canons soient répartis entre tous les districts . . . Courez, courez, s'il en est encore temps, ou bientôt de nombreuses légions ennemies fondront sur vous; bientôt vous verrez les ordres privilégiés se relever; le despotisme, l'affreux despotisme paraîtra plus formidable que jamais. Cinq à six cents têtes abattues, vous auraient assuré repos, liberté et bonheur; une fausse humanité a retenu vos bras et suspendu vos coups, elle va coûter la vie à des millions de vos frères. Que vos ennemis triomphent un instant, et le sang coulera à grands flots; ils vous égorgeront sans pitié, ils éventreront vos femmes; et pour éteindre à jamais parmi vous l'amour de la liberté, leurs mains sanguinaires chercheront le coeur dans les entrailles de vos enfans.

7) S. oben Not. 1.

8) Moniteur No. 214, G. 884. No. 216, G. 888. Die gesammte Verhandlung auch bei Buchez et R. 6, 446-475. Die Bastillenstürmer hatten schon am 22. Jul. eine Feier zum Andenken der Gebliebenen vers anstaltet (f. oben Cap. 3, Not. (197: wozu diese zweite? Der Zweck scheint eine demagogische Demonstration zu Gunsten der Journalisten ge= wesen zu sein.

Der Unwille war in der N.-V. so gering und die Mahnung Dubois-Crance's an Schmähschriften der Gegenpartei 9) fo wirksam, daß der Beschluß vom 31. Jul., auf Petion's und Aler. Lameth's Betrieb trok Dupont's Widerstreben 1o), geåndert und gerichtliche Verfolgung auf den Verfasser der Schrift C'en est fait de nous unter Klatschen der Zuschauer beschränkt wurde. Über Marat, der übrigens läugnete, Verfasser dieser Schrift zu sein "), war nicht aufzufinden; der Fleis scher Legendre in der Vorstadt S. Germain, ein Zögling Danton's, hielt ihn bei sich versteckt. Die Frechheit seines Blattes dauerte fort; schon am 22. Aug. wurde in der N.-V. abermals Klage über einen diese selbst heftig verlegenden Artikel des Volksfreundes erhoben; Malouet begehrte Marat's Verhaftung, aber Mirabeau, der selbst am schårfften angegriffen war, beseitigte den Antrag. Während Desmoulins die schärfste Lauge einer satirischen Polemik lachend ausschüttete, brachte Marat mit bissigem Eifer und roher Schmähung Listen von Solchen, die er Spione und Schufte nannte 12). Wer von Beiden die öffentliche Meinung mehr vergiftete, ist schwer zu sagen. Das gegen vermochten die royalistischen Blåtter, auf deren manche der Hof insgeheim große Summen verwandte, nicht, sich gel

9) Moniteur, Supplém. zu No. 218, S. 901. Révolut. de Par. 5, 161. 163.

10) Er konnte das Wort nicht erlangen und ließ nun seinę Rede im Moniteur v. 5. Aug. abdrucken. Loustalot, der in Révolut. de Par. Num. 56 (B. 5, 157 ff.) die Motion Malouet's als ein neues Complot gegen die Freiheit der Presse bitter glossirt, nennt ihn vrai balai d'antichambre sous Brienne, Calonne et Necker.

11) Buchez et R. 6, 438.

12) Mirabeau hatte die Entlassung der Armee vorgeschlagen; darüber heißt es in Num. 198, S. 13 des Ami du peuple: Ici je vois la nation entière se soulever contre cet infernal projet, j'entends vingt-cinq millions de voix s'écrier à l'unisson: Si les noirs et les ministériels gangrénés et archigangrénés sont assez téméraires pour le faire passer, citoyens! dressez huit cent potences dans le jardin des Tuileries et accrochez-y tous ces traîtres à la patrie, l'infâme Riquetti à leur tête; en même tems que vous ferez au milieu d'un bassin un vaste bucher, pour y rôtir les ministres et leurs suppôts. Von den Ausfällen Marat's gegen Lafayette u. s. w. s. unten Not. 122.

tend zu machen; ihre zum Theil plumpen Schmähungen brachten ihnen durchaus keine Parteigånger, vielmehr steigerten fie die Erbitterung des Volkes und lähmten die Beschlüsse der N.-V., weil auf jede Klage über revolutionáre Ungebühr der Presse sogleich eine Gegenklage laut wurde. Der kühne talentvolle Loustalot, gewiß keine gemeine Natur, starb am 1. Sept.; die Révolutions de Paris, welche bis zu 200,000 Subscribenten gehabt hatten 13), wurden zwar von dem Verleger, Prudhomme, fortgesetzt, verloren aber nunmehr von ihrem geistigen Gehalte.

Die Ruhe der Hauptstadt ward jedoch zunächst nicht gróblich gestört: um so wilder aber wurden die Bewegungen in den Landschaften, und ihr Charakter besonders dadurch bösartig, daß Meutereien unter Soldaten und Matrosen ausbrachen, wodurch eine Parteiung für den Klerus und für den Adel, genährt durch Umtriebe der Emigranten, zu Kräften zu gelangen drohte.

Betrachten wir zunächst die ersteren. Zu Soldatenaufstånden hatte die französische Garde das erste Beispiel gegeben; welche Demoralisation nach den Julitagen des I. 1789 folgte, ist oben erwähnt worden; die Föderationen mit den Nationalgarden hatten die Disciplin herzustellen nicht beigetragen; aus dem Frohlocken über Verbindung der beiden Bestandtheile der bewaffneten Macht stieg bei den Soldaten böser Unmuth_auf, mehr gebunden zu sein, als die Nationalgarden; genåhrt wurde er durch Einflüsterungen der Demagogie, durch Clubs unter den Soldaten 14). Epoche machten die Beschlüsse des 19. Jun. 1790 und darauf das Föderationsfest des 14. Jul. Einfluß der in Paris auf Anarchie hinwirkenden Volkspartei ist dabei nicht zu verkennen; die zum Julifeste nach Paris gesandten Abgeordneten des Heers brachten, wie es scheint, den Geist der Meuterei aus der Hauptstadt mit sich 5); auch in den Garnisonsorten mangelte es nicht an Aufreizungen, es wurden

13) Buchez et R. 7, 79.

14) Mém. de Bouillé 131. Buchez et R. 7, 60.

15) Bouillé 126. Von dem unheilvollen Einflusse Dubois-Crancé's Lameth 2, 336.

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Geldspenden und aufwiegelnde Schriften an die Soldaten vertheilt 16). Bei diesen war das Råsonniren an die Stelle des blinden Gehorsams getreten; die Officiere, meistens Edelleute, insbesondere die Stabsofficiere 17), waren ihnen verhaßt, Disciplin im Geiste der altköniglichen Zeit, wie sie von den Officieren gehandhabt wurde, galt ihnen für unverträglich mit der Souveränetåt des Volks, dem auch sie angehörten; sie begehrten, die Regimentsrechnungen zu sehen, sie wollten Geld, fie nahmen sich Freiheiten heraus, die das Dienstreglement untersagte. Die N.-V. hatte im Anfange des August schon Anzeige von mehren Aufstånden, in Mek, Stenay u. s. w. 18), erhalten und erließ am 6. Aug. eine Verordnung, welche die bisherigen Armeegeseke fürs erste bestätigte 19); aber wenige Tage nachher gab der Aufstand der Garnison von Nancy 2o) zur ernstlichsten Sorge Anlaß.

Zu Nancy lagen drei Regimenter in Garnison, das Reziment des Königs, das Reiterregiment Mestre-de-Camp und das Schweizerregiment Chateauvieur. Das erste hatte schon inige Wochen nach der Einnahme der Bastille mit Tumulte Freiheit, aus den Thoren zu gehen, begehrt und erlangt; im

16) Dergleichen zeigte Regnault am 19. Aug. der N.-V. an. Moniteur No. 213.

17) Deux amis 5, 206.

18) Bouillé 133. Buchez et R. 7, 98 fg.

19) Duvergier 1, 319.

20) Bouillé geht sehr kurz darüber hin, Mém. S. 135 ff.; mehr gibt die Relation exacte v .Leonard, Officier des Reg. Mestre-de-Camp ; ein Recueil de pièces authentiques sur l'affaire de Nancy erschien zu Paris 1790; Auszüge daraus b. Bouillé, S. 391 ff.; die bei der N.-V. eingegangenen Berichte f. Moniteur, Sigung vom 16. Aug., No. 229, vom 25., 26., 29. u. 31. Aug., No. 238. 239. 242, 244, vom 1., 2. u. 3. Sept., No. 245-247. Vgl. Buchez et R. 7, 59. 86. 119 ff. Endlich Sillery's Bericht v. 6. Decb., Moniteur No. 842. Ausführliche und gemue, doch nicht unparteiische, Erzählung s. b. Deux amis 5, 215-285. Gesch. d. Staatsverånd. 5 119 fg. ebenfalls genau und nicht unparteiisch. Was die Journale Marat's u. s. w. gleich nach der That und Collot d'Herbois' Auffag: La vérité sur les soldats de Chateauvieux bei der Rückkehr der Schweizersoldaten von den Galeeren, im Apr. 1792, be: richten, dient mehr zur Entstellung als Constatirung der Thatsachen.

Frühjahr 1790 hatten sich Soldatenclubs gebildet, die Neigung zur Meuterei sich durch Verbrüderung mit den Nationalgarden und durch den geringschäßenden Ton der adligen Officiere ge= gen Soldaten und Nationalgarden genährt. Nach dem Föderationsfeste wurden die Clubs verboten; darauf begannen die Håndel. Die Wachmannschaft eines Thors wurde von ihrem Officiere angewiesen, nach der Retraite sich innerhalb der Barrièren des Wachlocals aufzuhalten; deffen weigerte sie sich; ein Strafbefehl des Plaźcommandanten de Noue brachte das ganze Regiment des Königs in Aufruhr; de Noue gab nach und es ward Ruhe auf einige Tage. Uber am 9. Aug. fandte das Regiment zwei Deputirte von jeder Compagnie, um von den Officieren Rechenschaft über die Regimentsgelder zu fordern; unter Drohungen wurden von den Officieren 170,000 L. er: preßt. Nun wurde auch das Schweizerregiment unruhig; zwei Soldaten begehrten als Deputirte desselben Rechnungsablage; der Major Salis ließ Kriegsgericht über sie halten und nag deffen Urtheil durch die Riemen laufen 21). Dies brachte das Bolk in Nancy und die beiden französischen Regimenter in Aufruhr; Soldaten von diesen holten die beiden Stråflinge ars der Wache, führten sie im Triumphe umher und zwangen tie Officiere, jedem von ihnen 100 Louisd'or Schmerzensgeld und 6 Louisd'or auf Abschlag der Rechnung über die Regimentsgelder zu zahlen; die Soldaten des Regiments Chateauvienr aber, ebenfalls meuterisch, erpreßten von ihren Officieren 27,000 L.; nicht anders die Reiter von Mestre-de-Camp, welche ihre If'ficiere so lange eingeschlossen hielten, bis diese ihnen auf Abschlag 24,000 L. zahlten. Die Verlesung des Decrets der N.-V. vom 6. Aug. war ohne alle Wirkung gewesen; die Municipalitåt von Nancy berichtete nun an die N.-V.; diese erließ am 16. Aug. eine ernste Mahnung an die Meuterer 22) und richtete zugleich an den König das Gesuch, ungesäumt die zur Unterdrückung des Aufstandes nöthigen Maßregeln zu nehmen. Die Soldaten kamen indessen zur Besinnung, wurden reuig, wiederholten ihre Eide, und die Ordnung kehrte zurück;

21) Passer par les courroies.

22) Moniteur No. 229, S. 947.

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