35 Zu neuen Liedern 5 10 15 Mit einem gemalten Band. Zephyr, nimm's auf deine Flügel, Sieht mit Rosen sich umgeben, Fühle, was dies Herz empfindet, Mit einem goldenen Halskettchen. Dir darf dies Blatt ein Kettchen bringen, Gewähr dem Närrchen die Begierde, Doch bringt dir einer jene Kette, An Lottchen. Mitten im Getümmel mancher Freuden, Denk ich dein, o Lottchen, denken dein die beiden, Wie beim stillen Abendrot Du die Hand uns freundlich reichtest, Da du uns auf reichbebauter Flur, In dem Schoße herrlicher Natur, Wohl ist mir's, daß ich dich nicht verkannt, Still und eng und ruhig auferzogen Alles reizt uns, mancherlei gefällt, Mancherlei verdrießt uns, und von Stund' zu Stunden Wir empfinden, und was wir empfunden, Spült hinweg das bunte Weltgewühl. Goethes Werke. I. 4 25 30 35 40 45 Wohl, ich weiß es, da durchschleicht uns innen Manche Hoffnung, mancher Schmerz. Lottchen, wer kennt unsre Sinnen? Lottchen, wer kennt unser Herz? Ach, es möchte gern gekannt sein, überfließen Und da sucht das Aug' oft so vergebens So vertaumelt sich der schönste Teil des Lebens Und zu deinem ew'gen Unbehagen Stößt dich heute, was dich gestern zog. Kannst du zu der Welt nur Neigung tragen, Und bei deinem Weh, bei deinem Glücke Sieh, da tritt der Geist in sich zurücke, So fand ich dich und ging dir frei entgegen. Rief ich, erflehte dir des Himmels reinsten Segen, Auf dem See. Und frische Nahrung, neues Blut Saug' ich aus freier Welt: Wie ist Natur so hold und gut, Die mich am Busen hält! Die Welle wieget unsern Kahn Und Berge, wolkig himmelan, Aug', mein Aug', was sinkst du nieder? Weg, du Traum! so gold du bist: Hier auch Lieb' und Leben ist. Auf der Welle blinken Sich die reifende Frucht. Vom Berge. Wenn ich, liebe Lili, dich nicht liebte, Und doch, wenn ich, Lili, dich nicht liebte, Blumengruß. Der Strauß, den ich gepflücket, Ich habe mich oft gebücket, 5 10 15 Mailied. Zwischen Weizen und Korn, Fand mein Holdchen Grünt und blühet An dem Felsen beim Fluß, |