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Schon hat's den Weg ins Feld gelenkt,
Als lief' es aus der Schule.

Die Glocke Glocke tönt nicht mehr,
Die Mutter hat gefackelt.

Doch welch ein Schrecken! hinterher
Die Glocke kommt gewackelt.

Sie wackelt schnell, man glaubt es kaum!
Das arme Kind im Schrecken,

Es lauft, es kommt als wie im Traum:
Die Glocke wird es decken.

Doch nimmt es richtig seinen Husch,
Und mit gewandter Schnelle
Eilt es durch Anger, Feld und Busch
Zur Kirche, zur Kapelle.

Und jeden Sonn- und Feiertag
Gedenkt es an den Schaden,
Läßt durch den ersten Glockenschlag,
Nicht in Person sich laden.

Der getreue Eckart.

O wären wir weiter, o wär' ich zu Haus! Sie kommen, da kommt schon der nächtliche Graus :

Sie find's, die unholdigen Schwestern.

Sie streifen heran und sie finden uns hier,

5 Sie trinken das mühsam geholte, das Bier, Und lassen nur leer uns die Krüge.

So sprechen die Kinder und drücken sich schnell,

Da zeigt sich vor ihnen ein alter Gesell:

Nur stille, Kind! Kinderlein, stille!

10 Die Hulden, sie kommen von durstiger Jagd,
Und laßt ihr sie trinken, wie's jeder behagt,
Dann sind sie euch hold, die Unholden.

Gesagt so geschehn! und da naht sich der Graus
Und siehet so grau und so schattenhaft aus,
15 Doch schlürft es und schlampft es aufs beste.
Das Bier ist verschwunden, die Krüge sind leer,
Nun saust es und braust es, das wütige Heer,
Jnz weite Getal und Gebirge.

Die Kinderlein ängstlich gen Hause so schnell, 20 Gesellt sich zu ihnen der fromme Gesell:

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Ihr Püppchen, nur seid mir nicht traurig! —
Wir kriegen nun Schelten und Streich' bis aufs Blut. —-
Nein keineswegs, alles geht herrlich und gut,

Nur schweiget und horchet wie Mäuslein.

Und der es euch anrät und der es befiehlt,

Er ist es, der gern mit den Kindelein spielt,
Der alte Getreue, der Eckart.

Vom Wundermann hat man euch immer erzählt,
Nur hat die Bestätigung jedem gefehlt,
30 Die habt ihr nun köstlich in Händen.

Sie kommen nach Hause, sie jezzen den Krug
Ein jedes den Eltern bescheiden genug
Und harren der Schläg' und der Schelten.
Doch siehe, man kostet: Ein herrliches Bier!
35 Man trinkt in die Runde schon dreimal und vier,
Und noch nimmt der Krug nicht ein Ende.

Das Wunder, es dauert zum morgenden Tag.
Doch fraget, wer immer zu fragen vermag:
Wie ist's mit den Krügen ergangen?

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Die Mäuslein, sie lächeln, im stillen ergötzt;
Sie stammeln und stottern und schwaßen zuletzt,
Und gleich sind vertrocknet die Krüge.

Und wenn euch, ihr Kinder, mit treuem Gesicht
Ein Vater, ein Lehrer, ein Aldermann spricht,
So horchet und folget ihm pünktlich!

Und liegt auch das Zünglein in peinlicher Hut,
Verplaudern ist schädlich, verschweigen ist gut:
Dann füllt sich das Bier in den Krügen.

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Der Totentanz.

Der Türmer, der schaut zu mitten der Nacht
Hinab auf die Gräber in Lage:

Der Mond, der hat alles ins Helle gebracht,
Der Kirchhof, er liegt wie am Tage.

Da regt sich ein Grab und ein anderes dann:
Sie kommen hervor, ein Weib da, ein Mann,
In weißen und schleppenden Hemden.

Das reckt nun, es will sich ergötzen sogleich,
Die Knöchel zur Runde, zum Kranze,

So arm und so jung, und so alt und so reich;
Doch hindern die Schleppen am Tanze.

Und weil hier die Scham nun nicht weiter gebent,
Sie schütteln sich alle: da liegen zerstreut

Die Hemdelein über den Hügeln.

Nun hebt sich der Schenkel, nun wackelt das Bein,
Gebärden da gibt es vertrackte;

Dann klippert's und klappert's mitunter hinein,
Als schlüg' man die Hölzlein zum Takte.

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Das kommt nun dem Türmer so lächerlich vor!
Da raunt ihm der Schalk, der Versucher, ins Ohr:
Geh, hole dir einen der Laken!

Getan wie gedacht! und er flüchtet sich schnell
Nun hinter geheiligte Türen.

Der Mond, und noch immer er scheinet so hell
Zum Tanz, den sie schauderlich führen.

Doch endlich verlieret sich dieser und der,
Schleicht eins nach dem andern gekleidet einher,
Und husch! ist es unter dem Rasen.

Nur einer, der trippelt und stolpert zuletzt
Und tappet und grapst an den Grüften;
Doch hat kein Geselle so schwer ihn verletzt:
Er wittert das Tuch in den Lüften.

Er rüttelt die Turmtür, sie schlägt ihn zurück,
Geziert und gesegnet, dem Türmer zum Glück,
Sie blinkt von metallenen Kreuzen.

Das Hemd muß er haben, da rastet er nicht,
Da gilt auch kein langes Besinnen;
Den gotischen Zierat ergreift nun der Wicht
Und klettert von Zinne zu Zinnen.

Nun ist's um den armen, den Türmer getan!
Es ruckt sich von Schnörkel zu Schnörkel hinan,
Langbeinigen Spinnen vergleichbar.

Der Türmer erbleichet, der Türmer erbebt,
Gern gäb' er ihn wieder, den Laken.

Da häkelt jezt hat er am längsten gelebt
Den Zipfel ein eiserner Zacken.

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Schon trübet der Mond sich, verschwindenden Scheins,
Die Glocke, sie donnert ein mächtiges Eins,
Und unten zerschellt das Gerippe.

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Die erste Walpurgisnacht.

Ein Druide.

Es lacht der Mai!

Der Wald ist frei

Von Eis und Reifgehänge.

Der Schnee ist fort!
Am grünen Ort
Erschallen Luftgefänge.
Ein reiner Schnee
Liegt auf der Höh;

Doch eilen wir nach oben,
Begehn den alten heil'gen Brauch,
Allvater dort zu loben.

Die Flamme lodre durch den Rauch!
So wird das Herz erhoben.

Die Druiden.

Die Flamme lodre durch den Rauch!
Begeht den alten heil'gen Brauch,
Allvater dort zu loben!

Hinauf! hinauf nach oben!

Einer aus dem Volke.

Könnt ihr so verwegen handeln?
Wollt ihr denn zum Tode wandeln?
Kennet ihr nicht die Gesetze.
Unfrer harten Überwinder?
Rings gestellt sind ihre Neze
Auf die Heiden, auf die Sünder.
Ach sie schlachten auf dem Walle
Unsre Weiber, unsre Kinder,
Und wir alle

Nahen uns gewissem Falle.

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