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hielte, die nur durch Uebertreibung entstellt würden. Der Hauptfehler Mandeville's liege darin, dass er, übereinstimmend mit gewissen ascetischen Volksvorstellungen, jede Leidenschaft gleich als Laster aufgefasst habe.

5) Schulze-Delitzsch, Capitel zu einem deutschen Arbeiterkatechismus, Leipzig 1863. Vgl. daselbst S. 49 u. f. die Ableitung des gewerblichen Fortschritts aus dem Eigeninteresse, welches erklärt wird als „die Liebe, die ein Jeder für sein eigenes Ich hat"; ferner S. 91 u. ff. die Widerlegung der „Brüderlichkeit" als Wirthschaftsprincip. S. 93 heisst es: „Sie (die Brüderlichkeit) beginnt da, wo das Wirthschaften und der Staat aufhört; nicht der Erwerb, nicht Recht und Pflicht sind ihr Reich, nicht der Zwang ist ihre Macht, sondern die freie Liebe.“ Vgl. über diese Stelle meine Abhandlung: Mill's Ansichten über die sociale Frage (Duisburg 1866), S. 14 u. ff.

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6) Ueber Cooper vgl. Roscher, Volkswirthschaft I, Anm. 2 zu § 12. Die betr. Stelle von Max Wirth findet sich in dem Abschnitt über die Bodenrente (Nationalök. I, 2, 9): „Es ist ganz gleichgültig, welcher Art diese frühere Dienstleistung, diese Arbeit gewesen ist. Das Grundstück kann ursprünglich durch Tausch oder durch Eroberung erworben sein.“ . . . „Bei der Eroberung ist das occupirte Grundstück die Prämie für die Gefahr, welcher der Unternehmer sein höchstes Capital, das Leben, ausgesetzt hatte; es ist zugleich die Entschädigung für das an Kriegskosten aufgewandte Betriebscapital."

7) Den genaueren Nachweis findet man in dem .in 2. u. 3. Aufl. der „Arbeiterfrage" enthaltenen Kapitel über „das Glück“.

8) Roscher, System der Volkswirthschaft, I, § 204 nebst den Anmerkungen. Heutzutage ist es namentlich der Einfluss der grossen Eisenbahn-Gesellschaften, der sich in der Schweiz und noch mehr in den Vereinigten Staaten zum Nachtheil eines gesunden republikanischen Staatswesens geltend macht.

9) Es handelt sich hier hauptsächlich um den Nachweis einer Rente, welche dem Besitzer eines Objectes aus fremder Arbeit zufliesst, und deren wichtigster Specialfall die Bodenrente ist. Weiter ausgeführt und genauer begründet wurde die Auffassung der Bodenrente als „Prioritätsrente" in den beiden neueren Auflagen meiner Schrift über die Arbeiterfrage, im 6. Capitel: Eigenthum, Erbrecht und Bodenrente"; in der 3. Aufl., S. 297-322, nebst den zugehörigen Anmerkungen.

10) Franklin, observations concerning the increase of mankind 1751. Vgl. Mohl, Gesch. u. Liter. der Staatswissensch., III, S. 476. Ueber andre Vorgänger von Malthus ebendas.; ferner Roscher, Volkswirthsch. I, § 242, Anm. 15 und Marx, das Kapital (1. Aufl.) S. 603, Anm. 76.

11) Vgl. meinen Artikel „Vives" in der Encykl. des ges. Erzieh. u. Unterrichtswesens, im 9. Bde., S. 737-814, insbesondre S. 761 u. f.

12) Vgl. Lang, Versuch einer christlichen Dogmatik, allen denkenden Christen dargeboten. Zweite Aufl. Berlin 1868, S. 3-6. Der ebendaselbst erhobene Vorwurf, dass es bei meinem Standpunkte (S. 5) „völlig gleichgültig" sei, ob der Philosoph „als religiöser Mensch" vor Maria

messene.

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oder vor dem persönlichen Gott niederfalle, erledigt sich durch den Hinweis darauf, dass wir im Ideenleben der Menschheit einen nothwendigen Gang der Entwicklung annehmen. Nicht jede beliebige Poesie kann uns dienen, sondern nur die unsrer Zeit und unserm Culturinhalte angeDass Lang auch auf die „doppelte Buchführung“ zurückkommt, liegt nur an der Einseitigkeit, mit welcher er Alles, auch den ausdrücklichsten Erklärungen entgegen, vom Standpunkte der Erkenntniss aufzufassen versucht. So konnte er auch zu dem Satze kommen: „Wenn in der Welt ein so widersinniger Dualismus zwischen Glauben und Wissen angelegt ist, so giebt es keine wissenschaftliche Erkenntniss der Welt." Warum nicht, wenn die Wissenschaft sich ausschliesslich an das Wissen hält? Es ist nur der eingefleischte Theologe, der immer wieder meint, seine Glaubensartikel gehörten auch mit in die Rechnung. „Eine dualistische Welt ist kein Gegenstand der Wissenschaft; nur eine einmüthige Welt kann erkannt werden.“ Die Wissenschaft kennt aber auch keine dualistische Welt, denn für sie ruht alles Leben in der Idee nur auf psychologischen Processen, die, wenn auch unendlich fein und tief angelegt, doch schliesslich denselben Naturgesetzen folgen, wie alle andren psychischen Vorgänge. So weit ist die Forderung des Monismus durchaus berechtigt. Wenn man aber auch den Dualismus von Denken und Dichten, Empfinden und Wollen, Wahrnehmen und Schaffen aufheben will, so handelt man ebenso thöricht, als wenn man um der Einheit der Erkenntniss willen den Gegensatz von Tag und Nacht aufheben wollte. So bleibt auch der Gegensatz von Ideal und Wirklichkeit bestehen; die wissenschaftliche Erkenntniss aber hat es nur mit der letzteren zu thun. Für sie stellt sich die Einheit dadurch her, dass die Idealwelt zugleich eine psychologische Thatsache ist.

13) Vgl. Stille Stunden, Aphorismen aus Richard Rothe's handschriftl. Nachlass, Wittenberg 1872; S. 273 u. ff.; 319 u. ff.

14) Vgl. d. Aufsatz über „die neue Bilderstürmerei" in der Zeitschr.: Neue religiöse Reform, Darmstadt 1874, No. 29-31, von Johannes Ronge.

15) Vgl. u. A. Dr. Friedr. Mook, das Leben Jesu für das Volk bearbeitet, Zürich, Verlags-Magazin, 1873.

16) Vgl. die ersten Nummern der von Dr. Ed. Löwenthal 1565 herausgeg. Zeitschr.: Der Cogitant, Flugblätter für Freunde naturalistischer Weltanschauung. Der Herausgeber, Dr. Löwenthal, ist Verfasser der in mehreren Auflagen erschienenen Schrift: System und Geschichte des Naturalismus, Leipzig 1862.

17) Eduard Reich, die Kirche der Menschheit, Neuwied 1873.

18) Vgl. Mill, Auguste Comte and positivism, London 1865, p. 140 u. ff. 19) Johannes Ronge, Religionsbuch für den Unterricht der Jugend, 1. Thl. Die Gesetze der Natur sind Gesetze Gottes und in Harmonie mit den Gesetzen der Sittlichkeit, oder die natürliche und sittliche Weltordnung Gottes als freies Vorbild unsrer Lebensordnung. Frankfurt a. M. 1863. (Mit schwarzem Umschlag. Warum?)

20) Stuart Mill nennt in seinen eben erschienenen Aufsätzen über

die Religion (Three essays on religion, London 1874) die Empfindungen, welche wir für das Wohl der gesammten Menschheit haben und die moralische Erhebung durch das Andenken an grosse Männer oder verstorbne Freunde eine wirkliche Religion. Gleichzeitig erklärt er für das Wesen der Religion die starke und ernste Richtung unsrer Gefühle auf ein ideales Object, welches wir als höchst vortrefflich und weit erhaben über alle Gegenstände selbstsüchtigen Begehrens anerkennen. Mit diesem Maassstabe gemessen sind Schillers sämmtliche Dramen und zwei Drittel seiner Lyrik religiöse Poesie. Ja, die Poesie selbst, in ihrer vollen Würde aufgefasst, wird mit der Religion identisch, während sie doch nur unter einen gemeinsamen Oberbegriff gehört. (A. a. O. p. 109.)

21) Büchner, Kraft und Stoff, Frankfurt 1855, S. 256 u. f.

22) Büchner, die Stellung des Menschen in der Natur, Leipzig 1870, Anm. 104, S. CXLIII u. f.

23) Vgl. m. Gedenkschrift: Friedrich Ueberweg. Von F. A. Lange. Berlin 1871. (Aus der Altpreuss. Monatsschrift hg. von Reicke und Wichert, Bd. VIII, Heft 5/6, S. 487-522 besonders abgedruckt.) Der dort erwähnte Brief Ueberweg's „an Prof. Dilthey" (S. 37) mit specieller Beziehung auf Ueberweg's Verhältniss zu Kant, ist in der That nicht an Dilthey gerichtet, sondern an Dr. Hermann Cohen, den Verfasser von „Kants Theorie der Erfahrung". Dieser Brief war von Cohen an Prof. Dilthey, von diesem an Ueberweg's Verleger, Dr. Toeche und von diesem ohne Couvert und nähere Bezeichnung nebst anderm Material an mich gesandt worden.

24) Bei dieser Gelegenheit noch eine kleine Correctur zu meiner Denkschrift F. Ueberweg": Auf S. 16 derselben sollte statt des „Herbartianers Lazarus“ vielmehr Dr. Lasson genannt sein. Ueberweg nannte diesen in seinen Briefen häufig „Lazarus“, da Dr. Lasson vor seinem Uebertritt zum Christenthum den Namen Lazarussohn führte.

25) Lasson, zum Andenken an Friedr. Ueberweg, Separat-Abdruck aus Bergmann's Philos. Monatsheften, Bd. VII, Hft. 7, Berlin 1871; vgl. daselbst S. 20.

26) S. oben, S. 415 u. ff. Vgl. ferner meine Gedenkschrift: Friedrich Ueberweg, S. 12 u. ff.

27) Noch in einem Briefe vom 9. Januar 1863 sucht Ueberweg zu zeigen, dass blosser Mechanismus nur da sei, wo die inneren Zustände der Materie unverändert bleiben und keinen Einfluss auf die Richtung der Bewegung ausüben. Dies aber scheint ihm für die psychischen Vorgänge sehr unwahrscheinlich. Er will jedoch die wissenschaftliche Existenzberechtigung“ einer Hypothese nicht bestreiten, welche alle Bewegungen nur nach dem Gesetze der Erhaltung der Kraft, also rein mechanisch zu erklären sucht. Es sei sogar zeitgemäss, dass diese Hypothese einmal aufgestellt werde, und wer sie möglichst gut durchführe, werde sich einen bleibenden Platz in der Geschichte der Psychologie erringen. Mit Unrecht nimmt Prof. Dilthey in seinem Aufsatze: Zum Andenken an Friedr. Ueberweg (im 28. Bde. der Preuss. Jahrbücher) folgenden Satz als Ansicht Ueberweg's an: „Und zwar ist es an jedem

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Lange, Gesch. d. Materialismus. II.

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Punkte derselbe reale Vorgang, welcher doppelt, als ein psychischer und als ein Bewegungsvorgang erscheint." Diese Ansicht unterscheidet Ueberweg häufig als die spinozistische von der seinigen, nach welcher die inneren Zustände zwar von äusserer Bewegung erregt werden und auf die Richtung derselben Einfluss haben, aber nicht mit derselben identisch sind.

28) Es versteht sich wohl von selbst, dass ich Ueberweg's Charakter in dieser Beziehung ganz gleich beurtheile, wie Czolbe. Ich bin überzeugt, dass Ueberweg, wenn er seinen Tod vorausgesehen hätte (er hoffte nach Czolbe bis auf den letzten Augenblick noch auf Genesung), selbst keine Ruhe gehabt hätte, bis seine wesentlichen Ansichten in ihrem vollen Zusammenhange zur Veröffentlichung wären aufgezeichnet worden.

29) Diese Briefe wurden mir von Czolbe nebst einigen andern zur freiesten Benutzung übergeben und sind daher auch nach dem Tode Czolbe's unter meinen Papieren verblieben.

30) Ueberweg legte seine Eindrücke von der Lectüre meiner „Arbeiterfrage" (freilich der ersten, noch sehr mangelhaften Auflage) nieder in einem Briefe vom 12. Februar 1865.

31) Ueberweg's Briefe an mich vom 18. November 1860 und vom 28. December 1861.

32) Auf die psychologische Erklärung dieses erregten Briefes, welche ich S. 22 der Gedenkschrift,,Friedrich Ueber weg" versucht habe, kann ich auch jetzt noch nicht verzichten; gleichwohl muss ich anderseits seinem harten Urtheile über das Christenthum jetzt eine grössere Bedeutung beilegen, als die einer momentanen Verstimmung.

33) Die Lehre von den Menschenpflichten in ihrem Verhältniss zur christlichen Sittenlehre. Aus den hinterlassenen Papieren eines Philosophen herausgegeben von Rud. Valliss. Winterthur 1868.

34) Vgl.: Ein Nachwort als Vorwort zu der neuen Aufl. m. Schrift: der alte u. d. neue Glaube, von D. Fr. Strauss, Bonn 1873, S. 22 u. ff. 35) A. a. O. S. 28 u. f.:,,Ob dieses Wort des Meisters wirklich das letzte Wort in der Sache sei, darüber wird am Ende doch nur die Zeit entscheiden können; glücklicher Weise kann ich mir dasselbe vorläufig gefallen lassen, ohne darum meinen Handel verloren zu geben." Es handelt sich doch um einen Punkt, bei welchem keine Autorität eines Meisters irgend etwas zu thun hat und über den das Urtheil jedes Menschen, welcher die Frage versteht, genau gleich viel gilt.

36) Inzwischen haben wir einige Anhaltspunkte in Zeller's vortrefflicher Schrift: David Friedrich Strauss, in seinem Leben und seinen Schriften geschildert, Bonn 1874. Dass dieselbe sich nicht als vollständige Biographie giebt, hat der Vf. selbst auf S. IV des Vorwortes ausgeführt. 37) Der alte u. d. neue Glaube, 2. Aufl., S. 63 u. 64. 38) Der alte u. d. neue Glaube, 2. Aufl., S. 141-147. werden verdient hier der arge Trugschluss, durch welchen Strauss (S. 145) den Pessimismus zu widerlegen sucht: Ist die Welt schlecht, so ist auch das Denken des Pessimisten schlecht; ist dieses schlecht, so ist die Welt vielmehr gut!

Bemerkt zu

39) Es sei hier nur beiläufig erwähnt, dass selbst das Straussische Minimum von Religion noch seine unbewiesenen Dogmen und seine die Wirklichkeit aus ethischen Zwecken überschreitenden Lehrsätze hat. Unbewiesen und unbeweisbar ist vor allen Dingen die Unendlichkeit der Welt; ein frommer Irrthum aber ist der Optimismus, denn dieser sowohl wie sein Gegentheil, der Pessimismus, sind nur Erzeugnisse menschlicher Ideologie. Die Welt der Wirklichkeit ist an sich weder gut noch schlecht.

40) Dass dem Satze A = A streng genommen nirgend Wirklichkeit entspricht, hat neuerdings A. Spir mit Energie hervorgehoben und zur Grundlage eines eignen philosophischen Systems gemacht. Alle Schwierigkeiten, welche in dieser Thatsache liegen, lassen sich jedoch auf anderm Wege weit leichter heben. Der Satz AA ist zwar die Grundlage alles Erkennens, aber selbst keine Erkenntniss, sondern eine That des Geistes, ein Akt ursprünglicher Synthesis, durch welchen als nothwendiger Anfang alles Denkens eine Gleichheit oder ein Beharren gesetzt werden, die sich in der Natur nur vergleichsweise und annähernd, niemals aber absolut und vollkommen vorfinden. Der Satz A = A zeigt also auch gleich auf der Schwelle der Logik die Relativität und Idealität alles unsres Erkennens an.

41) (J. G. Fichte's) Beitrag zur Berichtigung der Urtheile des Publikums über die französische Revolution, 1793; 1. Buch, Schluss des 1. Kapitels.

42) J. G. Fichte, deducirter Plan einer zu Berlin zu errichtenden höhern Lehranstalt; geschrieben im Jahre 1807. Stuttg. u. Tüb. 1817, S. 59 u. ff.

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