Page images
PDF
EPUB

Das Uebersetzungsrecht in fremde Sprachen wird vorbehalten.

MEINEM FREUNDE

FRANZ WEINKAUFF

GEWIDMET.

Vorwort.

Die veränderte Form, in welcher die Geschichte des Materia

lismus in dieser zweiten Auflage erscheint, ist theils eine nothwendige Folge der ursprünglichen Anlage des Buches, theils dagegen eine Rückwirkung der Aufnahme, welche dasselbe gefunden hat.

Wie ich in der ersten Auflage (S. 241) beiläufig erklärt habe, war meine Absicht auf eine unmittelbare Wirkung gerichtet, und ich wollte mich trösten, wenn mein Buch nach fünf Jahren schon wieder vergessen wäre. Statt dessen bedurfte es trotz einer Reihe sehr wohlwollender Recensionen fast fünf Jahre, um erst recht bekannt zu werden und es wurde nie stärker begehrt, als in dem Augenblick, da es vergriffen und, nach meinem Gefühl, auch in manchen Theilen schon veraltet war. Letzteres gilt namentlich vom zweiten Theil des Werkes, der eine mindestens ebenso durchgreifende Umarbeitung erfahren wird, als der hier vorliegende erste. Die Bücher, die Personen und die speciellen Fragen, um welche der Kampf der Meinungen sich dreht, sind zum Theil andre geworden. Der schnelle Fortschritt der Naturwissenschaften namentlich forderte eine totale Erneuerung des Stoffes einzelner Abschnitte, wenn auch der Gedankengang und die Resultate im Wesentlichen unverändert bleiben konnten.

Die erste Auflage war zwar eine Frucht langjähriger Studien, aber der Form nach fast extemporisirt. Manche Mängel dieser Entstehungsweise sind jetzt beseitigt; dafür dürften aber auch einige Vorzüge der ersten Arbeit mit geschwunden sein. Dem höheren Maasstabe, welchen die Leser, gegen meine ursprüngliche Absicht,

an das Buch angelegt haben, wollte ich einerseits möglichst gerecht
werden, anderseits konnte doch der ursprüngliche Charakter des
Werkes nicht ganz aufgehoben werden. So bin ich denn auch weit
entfernt, dem ersten Theile in seiner neuen Form den Charakter
einer normalen historischen Monographie zu vindiciren. Ich konnte
und wollte das Vorwalten der didaktischen und aufklärenden Ten-
denz nicht beseitigen, welche von Anfang an auf das Endergebniss
des zweiten Theiles hinstrebt und vorbereitet und diesem Streben
die ruhige Gleichmässigkeit einer rein objectiven Behandlung zum
Opfer bringt. Allein indem ich allenthalben auf die Quellen zurück-
ging und in den Anmerkungen reichliche Nachweise gab, hoffte ich
doch den Mangel einer eigentlichen Monographie zu einem grossen
Theile ersetzen zu können, ohne den wesentlichen Zweck des
Buches aufzuopfern. Derselbe liegt nach meiner Auffassung nach
wie vor in der Aufklärung über die Principien, und ich
vertheidige mich nicht stark, wenn man deshalb den Titel des
Buches nicht ganz angemessen findet. Dieser hat jetzt ein histo-
risches Recht und mag bleiben. Um aber auch denjenigen Lesern
zu genügen, welchen die historische Darstellung, wie mangelhaft
sie auch sein mag, die Hauptsache ist, hat der erste Theil seinen
besondern Index erhalten und beide Theile werden gesondert zu
haben sein. Für mich bilden sie nach wie vor eine untrennbare
Einheit; aber mein Recht hört auf, wenn ich die Feder absetze,
und ich muss zufrieden sein, wenn alle Leser, auch diejenigen,
welche für ihren Zweck nur einzelne Theile des Ganzen brauchen
können, eine billige Rücksicht auf die Schwierigkeit meiner Auf-
gabe walten lassen.

Marburg, im Juni 1873.

A. Lange.

« PreviousContinue »