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Mit einem goldnen Halskettchen.

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Dir darf dieß Blatt ein Kettchen bringen, Das, ganz zur Biegsamkeit gewöhnt,

› Sich mit viel hundert kleinen Schlingen Um deinen Hals zu schmiegen sehnt.

Gewähr dem Närrchen die Begierde,
Sie ist voll Unschuld, ist nicht kühn;
Am Tag ist's eine kleine Zierde,
Am Abend wirfst du's wieder hin.

Doch bringt dir einer jene Kette, Die schwerer drückt und eruster faßt; Verdent' ich dir es nicht, Lisette,

Wenn du ein klein Bedenken hast.

Goethe's W. 8. B.

An Cottchen.

Mitten im Getümmel mancher Freuden, Mancher Sorgen, mancher Herzensnoth, Denk ich dein, o Lottchen, denken dein die

beyden,

Wie beym stillen Abendroth

Du die Hand uns freundlich reichtest,
Da du uns auf reichbebauter Flur,

In dem Schooße herrlicher Natur,
Manche leicht verhüllte Spur
Giner lieben Seele zeigtest.

Wohl ist mir's, daß ich dich nicht verkannt, Daß ich gleich dich in der ersten Stunde, Ganz den Herzensausdruck in dem Munde, Dich ein wahres gutes Kind genannt.

Still und eng und ruhig auferzogen, Wirft man uns auf Einmal in die Welt, Uns umspülen hunderttausend Wogen, Alles reißt uns, mancherley gefällt,

Mancherley verdrießt uns, und von Stund' zu Stunden

Schwankt das leichtunruhige Gefühl,

Wir empfinden, und was wir empfunden,
Spült hinweg das bunte Weltgewühl.

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Manche Hoffnung, mancher Schmerz,

Lottchen, wer kennt unsre Sinnen?

Lottchen, wer kennt unser Herz?

Ach es möchte gern gekannt seyn, überfließen Su das Mitempfinden einer Kreatur,

Und vertrauend zwiefach neu genießen

Alles Leid und Freude der Natur

Und da sucht das Aug' oft so vergebens Ringsumher, und findet alles zu;

So vertaumelt sich der schönste Theil des Lebens

Ohne Sturm und ohne Ruh';

Und zu deinem ew’gen Unbehagen

Stößt dich heute, was dich gestern zog.

Kannst du zu der Welt nur Neigung tragen,

Die so oft dich trog,

Und bey deinem Weh, bey deinem Glücke,
Blieb in eigenwill’ger, farrer Ruh’?

Sieh, da tritt der Geist in sich zurücke,

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So fand ich dich und ging dir frey entgegen. O sie ist werth zu seyn geliebt!

Rief ich, erflehte dir des Himmels reinsten

Segen,

Den er dir nun in deiner Freundinn giebt.

Bundeslied.

In allen guten Stunden, Erhöht von Lieb' und Wein, Soll dieses Lied verbunden Von uns gesungen seyn! Uns hält der Gott zusammen, Der uns hierher gebracht, Erneuert unsre Flammen, Er hat sie angefacht.

So glühet fröhlich heute, Seyd recht von Herzen eins, Auf! trinkt erneuter Freude Dieß Glas des echten Weins.

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