Nikolaus Lenau. Jugend und Liebe. Die Jugend folgt, ein Rosenblatt, den Winden: Wenn, jung getrennt, sich wiedersehn die Alten, Sie meinen doch in ihren ernsten Falten Den Strahl der süßzen Jugend noch zu finden. Des Dauerns Wahn, wer läßt ihn gerne schwinden? Mag auch ein Herz, das uns geliebt, erkalten, Wir suchen immer noch den Traum zu halten, Nur stiller sei geworden sein Empfinden. Die Jugend folgt, ein Rosenblatt, den Lüften; Und dennoch an den herben Tod ́des Schönen, Im treuen Wahn, als ob es ihm noch bliebe, Kann sich das Herz auch sterbend nicht gewöhnen. Zuflucht. Armes Wild im Waldesgrunde, Mensch, du flieh' mit deinem Schmerz Mit dem wunden Reh — und weine! An ein schönes Mädchen. Wie die Ros' in deinem Haare, Mädchen, bist du bald verblüht; Schönes Mädchen, o bewahre Vor dem Welken dein Gemüth! Mädchen, wenn dein Herbst gekommen Und das ganze Paradies Deiner Blüte dir genommen, Und dich aus dir selbst verwies: Wenn du in des Welkens Tagen Nicht den frohen Muth mehr hast, Rosen in dem Haar zu tragen, Weil den Wangen sie verblaßt; O, dann zaubert dein Gemüthe, Wenn du's vor dem Frost bewacht, Auf dein Antlig eine Blüte, Leuchtend durch die Todesnacht. See und Wasserfall. Die Felsen schroff und wild, Der See, die Waldumnachtung, Sind dir ein stilles Bild Tiefsinniger Betrachtung. Und dort, mit Donnerhall Du sollst, gleich jenem Teich, Betrachtend dich verschließen; Dann kühn, dem Bache gleich, Zur That hinunterschießen. |