Page images
PDF
EPUB

Professors der Rebekunst an dem königlichen Collegio von Navarra,

Einschränkung

der

schönen Künste

auf

Einen einzigen Grundsaß,

aus dem Französischen überseßt,

und

mit einem Anhange

einiger eignen Abhandlungen

versehen.

Leipzig,

in der Weidmannischen Handlung 1751.

Harr. 3-29-32 25448

1

1-25-37-.

ch habe geglaubt, daß es dem Wachsthume des Geschmacks unter uns zuträglich seyn würde, wenn ich gegenwärtiges Werk des Herrn Professors Batteur in unsrer Sprache bekannt machte; und ich fürchte nicht, daß meine Leser andrer Meynung seyn werden. Die Wahrheiten, die es lehrt, sind für die schönen Künste allzuwichtig; und sie erscheinen darinnen in einer allzu reizenden Gestalt, als daß dieKenner gleichgültig dagegen follten bleiben können. Es verbindet Gründlichkeit und Anmuth, zwo Eigenschaften, die sich selten beysammen finden, weil es freylich über die Kräfte eines mittelmäßigen Genies ist, sie zu vereinigen; und die sich doch allezeit beysammen finden würden, wen die Schriftsteller ihr eignes Bestes so wohl, als das Beste der Leser, recht verstünden. Einer läßt uns seine Gründlichkeit durch seine Trockenheit theuer genug erkaufen; und der andre glaubt, angenehm zu seyn, wenn er nichts, oder doch sehr wenig, sagt.

Diese Schrift ist nicht die einzige, durch die Herr Batteur seinen guten Geschmack bewiesen hat. Er hat auch einen Cours des Belles-Lettres diftribué en Exercices geschrieben; und wer sich versichern will, daß auch dieses Buch würdig ist,von dem Verfasser der Einschränkung der schönen Rünste auf einen einzigen Grundsatz geschrieben zu seyn, der lese nur die Auszüge, die in den kritischen Nachrichten aus dem Reiche der Gelehrsamkeit im vorigen Jahre davon gegeben worden. Vielleicht macht man sich und den Lesern das Vergnügen, auch Dieses Werk zu übersehen.

[ocr errors][merged small]

Man hat in einigen Blåttern von einer französis fchen Uebersehung eben dieses Schriftstellers vom Horaz ein sehr scharfes Urtheil gefällt. Ich will seis ne Sache hier nicht führen. Herr Batteur zeigt indessen in seinen andern Werken allzuviel Kennt niß der Alten, als daß die unrichtige Uebersehung des Verses: Diuis orte bonis,

ein Fehler der Unwissenheit seyn sollte. Ist wohl selbst ein Burmann oder Gronov sicher, daß ihm in der Hiße der Arbeit nicht einmal eine Unrichtigkeit sollte entschlüpfen können? Ueberhaupt macht die genaue Reinlichkeit, die die französische Sprache fodert, eine prosaische Uebersehung des Horaz sehr schwer; und noch schwerer haben sie die Sanadone gemacht.

Benn aber auch diese Uebersehung dem Herrn Batteur nicht so gerathen seyn sollte, als man sie von ihm erwartete: So wird dieß doch der Güte Der gegenwärtigen Schrift nichts benehmen.

In unfrer deutschen Kritik sind noch weit mehr Gegenden unangebaut,als in der französischen. Ich habe also dieses Werk für uns noch nützlicher zu machen gesucht, da ich Anmerkungen und Abhands lungen beygefügt, worinnen ich theils des Verfass sers Gedanken weiter nachgedacht, theils meine Gründe eröffnet habe, warum ich in einigen Sägen mit ihm nicht völlig einig bin. Aber sollte ich nicht für diese Abhandlungen besorgt seyn? Wenn ich mir auch schmeicheln dürfte, daß sie der Aufmerks samkeit des Lesers nicht unwerth wären: Wird es ihnen wohl leicht werden zu gefallen, da sie neben der Arbeit eines Batteur stehen? Leipzig. Am 9 Februar 1751.

Vor:

des Verfassers.

4

an beklagt sich beständig über die Menge der Regeln; sie sehen den Verfasser, welcher schreiben, und den Liebhaber, welcher urtheilen will, in eine gleiche Verwirrung. Ich bin gar nicht gesonnen, die Anzahl derselben durch diese Schrift zu vermehren. Ich habe vielmehr ei nen ganz entgegen gesetzten Endzweck; ich will nämlich die Last leichter, und den Weg eben machen.

Die Regeln haben sich durch die Beobach tungen vervielfältigt, welche über Werke ange stellt worden sind. Sie müssen dadurch wie der einfacher werden, daß man eben diese Be obachtungen auf allgemeine Grundsäge zurück leitet. Wir wollen die Naturkündiger nachahmen, die es wirklich sind. Sie sammeln Erfahrungen, und gründen hernach ein Lehrgebäude darauf, das diefelben in Grundsätze zusammen faßt.

Wir besigen einen großen Reichthum von Beobachtungen. Dieser ist ein Schat, der seit dem Ursprunge der Künste bis auf uns von Tage zu Tage angewachsen ist. Aber dieser so reiche Schaß dient mehr, uns zu fesseln, als uns

[ocr errors]
[ocr errors]
« PreviousContinue »