Page images
PDF
EPUB

Aug', mein Ang', was sinkst du nieder?
Goldne Träume, kommt ihr wieder?
Weg, du Traum! so gold du bist;
Hier auch Lieb' und Leben ist.

Auf der Welle blinken
Tausend schwebende Sterne;
Weiche Nebel trinken

Rings die thürmende Ferne;
Morgenwind umflügelt
Die beschattete Bucht,
Und im See bespiegelt
Sich die reifende Frucht.

Vom Berge.

Wenn ich, liebe Lili, dich nicht liebte,
Welche Wonne gäb' mir dieser Blick!

Und doch, wenn ich, Lili, dich nicht liebte,
Fänd' ich hier und fänd' ich dort mein Glück?

Un Lili.

(In ein Exemplar der Stella.)

Im holden Thal, auf schneebedeckten Höhen
War stets dein Bild mir nah;

Ich sah's um mich in lichten Wolken wehen,
Im Herzen war mir's da.

Empfinde hier, wie mit allmächt'gem Triebe

Ein Herz das andre zieht,

Und daß vergebens Liebe
Vor Liebe flieht!

Blumengruß.

Der Strauß, den ich gepflücket,
Grüße dich viel tausendmal!
Ich habe mich oft gebücket,
Ach, wohl ein tausendmal,
Und ihn ans Herz gedrücket
Wie hunderttausendmal!

Maified.

Zwischen Weizen und Korn,
Zwischen Hecken und Dorn,
Zwischen Bäumen und Gras,
Wo geht's Liebchen?
Sag' mir das!

Fand mein Holdchen

Nicht daheim;

Muß das Goldchen

Draußen sein.

Grünt und blühet

Schön der Mai;

Liebchen ziehet
Froh und frei.

An dem Felsen beim Fluß,

Wo sie reichte den Kuß,

Jenen ersten im Gras,
Seh' ich etwas!

Ist sie das?

Frühzeitiger Frühling.

Tage der Wonne, Kommt ihr so bald? Schenkt mir die Sonne Hügel und Wald?

Reichlicher fließen
Bächlein zumal.

Sind es die Wiesen?

Ist es das Thal?

Blauliche Frische!

Himmel und Höh!

Goldene Fische

Wimmeln im See.

Buntes Gefieder

Rauschet im Hain;
Himmlische Lieder
Schallen darein.

Unter des Grünen

Blühender Kraft
Naschen die Bienen
Summend am Saft.

Leise Bewegung
Bebt in der Luft,
Reizende Regung,
Schläfernder Duft.

Mächtiger rühret
Bald sich ein Hauch,
Doch er verlieret

Gleich sich im Strauch.

Aber zum Busen

Kehrt er zurück;

Helset, ihr Musen,

Tragen das Glück!

Saget, seit gestern

Wie mir geschah ?

Liebliche Schwestern,

Liebchen ist da!

Herbftgefühl.

Fetter grüne, du Laub,
Am Rebengeländer

Hier mein Fenster herauf!
Gedrängter quellet,
Zwillingsbeeren, und reifet
Schneller und glänzend voller!
Euch brütet der Mutter Sonne
Scheideblick, euch umsäuselt
Des holden Himmels
Fruchtende Fülle;
Euch fühlet des Mondes
Freundlicher Zauberhauch,
Und euch bethauen, ach!

Aus diesen Augen

Der ewig belebenden Liebe Vollschwellende Thränen.

Raftlose Liebe.

Dem Schnee, dem Regen,
Dem Wind entgegen,

Im Dampf der Klüfte,
Durch Nebeldüfte,

Immer zu! Immer zu!
Ohne Rast und Ruh!

Lieber durch Leiden
Möcht' ich mich schlagen,
Als so viel Freuden

Des Lebens ertragen.
Alle das Neigen

Von Herzen zu Herzen,

Ach, wie so eigen

Schaffet das Schmerzen!

Wie soll ich fliehen?
Wälderwärts ziehen?
Alles vergebens!

Krone des Lebens,

Glück ohne Ruh,

Liebe, bist du!

« PreviousContinue »