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Zu prüfen, ob ich noch etwas wüßte,
Wie mir's Lavater vor alter Zeit
Traulich überliefert, das gieng sehr weit!
Da sah ich denn zuerst Soldaten,
Denen wär's eben zum Besten gerathen:
Die That und Qual, sie war geschehn,
Wollten sich nicht gleich einer neuen versehn;
Der Rock war schon der Dirne genug,
Daß sie ihm derb in die Hände schlug.
Bauer und Bürger, die schienen stumm,
Die guten Knaben beinahe dumm.
Beutel und Scheune war gefegt
Und hatten keine Ehre eingelegt.
Erwarteten Alle, was da käme,
Wahrscheinlich auch nicht sehr bequeme.
Frauen und Mägdlein, in guter Ruh,
Probirten an die hölzernen Schuh;
Man sah an Mienen und Geberden:
Sie ist guter Hoffnung, oder will es werden.

Versus Memoriales.

Invocavit mir rufen laut,
Reminiscere o wär' ich Braut!
Die Oculi gehn hin und her;
Laetare drüber nicht so sehr.

Judica uns nicht so streng!
Palmarum streuen wir die Meng'.
Auf Ostereier freun sich hie
Viel Quasi modo geniti.

Misericordias brauchen wir all',

Jubilate ist ein seltner Fall. Cantate freut der Menschen Sinn, Rogate bringt nicht viel Gewinn, Exaudi uns zu dieser Frist, Spiritus, der du der Lette bist.

Neue Heilige.

Alle schöne Sünderinnen,

Die zu Heiligen sich geweint,
Sind, um Herzen zu gewinnen,
All' in Eine nun vereint.
Seht die Mutterlieb', die Thränen,

Ihre Reu und ihre Pein!

Statt Marien Magdalenen

Soll nun Sankt Oliva sein.

Haus- Park.

Liebe Mutter, die Gespielen
Sagen mir schon manche Zeit,
Daß ich besser sollte fühlen,
Was Natur im Freien beut.
Bin ich hinter diesen Mauern,
Diesen Hecken, diesem Bux,
Wollen sie mich nur bedauern
Neben diesem alten Jur.

Solche schroffe grüne Wände
Ließen sie nicht länger stehn;

Kann man doch von einem Ende
Gleich bis an das andre sehn.
Von der Scheere fallen Blätter,
Fallen Blüthen, welch ein Schmerz!
Asmus, unser lieber Better,
Nennt es puren Schneiderscherz.

Stehn die Pappeln doch so prächtig
Um des Nachbars Gartenhaus;
Und bei uns, wie niederträchtig
Nehmen sich die Zwiebeln aus!
Wellt ihr nicht den Wunsch erfüllen
Ich bescheide mich ja wohl!
Heuer nur, um Gottes willen,
Liebe Mutter, keinen Kohl!

Mädchenwünsche.

O, fände für mich
Ein Bräutigam sich!
Wie schön ist's nicht da!
Man nennt uns Mama;
Da braucht man zum Nähen,
Zur Schul' nicht zu gehen;
Da kann man befehlen,
Hat Mägde, darf schmälen;
Man wählt sich die Kleider,
Nach Gusto den Schneider;
Da läßt man spazieren,
Auf Bälle sich führen
Und fragt nicht erst lange
Papa und Mama.

Verschiedene Drohung.

Einst gieng ich meinem Mädchen nach
Tief in den Wald hinein

Und fiel ihr um den Hals, und „ach!"
Droht sie, ich werde schrein."

"

Da rief ich trosig: Ha! ich will
Den tödten, der uns stört! -
„Still!" lispelt sie, „Geliebter, still!

Daß ja dich Niemand hört.“

Beweggrund.

Wenn einem Mädchen, das uns liebt,
Die Mutter strenge Lehren gibt
Von Tugend, Keuschheit und von Pflicht,
Und unser Mädchen folgt ihr nicht
Und fliegt mit neuverstärktem Triebe
Zu unsern heißen Küssen hin:
So hat daran der Eigensinn
So vielen Antheil als die Liebe.

Doch wenn die Mutter es erreicht,
Taß sie das gute Herz erweicht,
Voll Stolz auf ihre Lehren sieht,
Daß uns das Mädchen spröde flieht,
So kennt sie nicht das Herz der Jugend:
Denn, wenn das je ein Mädchen thut,
So hat daran der Wankelmuth
Gewiß mehr Antheil als die Tugend.

Anüberwindlich.

Hab' ich tausendmal geschworen,
Dieser Flasche nicht zu trauen,
Bin ich doch wie neu geboren,
Läßt mein Schenke fern sie schauen.
Alles ist an ihr zu loben,
Glaskrystall und Purpurwein.
Wird der Pfropf herausgehoben,
Sie ist leer, und ich nicht mein.

Hab' ich tausendmal geschworen,
Dieser Falschen nicht zu trauen,
Und doch bin ich neugeboren,
Läßt sie sich ins Auge schauen.
Mag sie doch mit mir verfahren,
Wie's dem stärksten Mann geschah.
Deine Scheer' in meinen Haaren,
Allerliebste Delila !

Gleich zu gleich.

Da, wächst der Wein, wo's Faß ist,
Es regnet gern, wo's naß ist,
Zu Tauben fliegt die Taube,
Zur Mutter paßt die Schraube,
Der Stöpsel sucht die Flaschen,
Die Zehrung Reisetaschen,
Weil Alles, was sich rühret,
Am Schluß doch harmoniret.

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