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Möcht' ich doch wohl besser sein,

Als ich bin! Was wär' es?

Soll ich aber besser sein,

Als du bist: so lehr' es!

Möcht' ich auch wohl besser sein, Als so mancher Andre!

„Willst du besser sein, als wir,

Lieber Freund, so wandre."

Geständniß.

Wir.

Du toller Wicht, gesteh nur offen:
Man hat dich auf manchem Fehler betroffen.

Er.

Ja wohl! doch macht' ich ihn wieder gut.

Wie denn?

Wir.

Er.

Ei, wie's ein Jeder thut.

Wir.

Wie hast du denn das angefangen?

Er.

Ich hab' einen neuen Fehler begangen,
Darauf waren die Leute so versessen,
Daß sie des alten gern vergessen.

"

Schneider-Courage.

Es ist ein Schuß gefallen!

Mein! sagt, wer schoß dadrauß'?"

Es ist der junge Jäger,

Der schießt im Hinterhaus.

Die Spaßen in dem Garten,
Die machen viel Verdruß.

Zwei Spaßen und ein Schneider,
Die fielen von dem Schuß;

Goethe, Gedichte.

32

Die Spaßen von den Schroten,
Der Schneider von dem Schreck;
Die Spaßen in die Schoten,
Der Schneider in den -

Katechisation.

Lehrer.

Bedenk', o Kind! woher sind diese Gaben?
Du kannst nichts von dir selber haben.

Kind.

Ei! Alles hab' ich vom Papa.

Lehrer.

Und der, woher hat's der?

Kind.

Vom Großpapa.

Lehrer.

Nicht doch! Woher hat's denn der Großpapa bekommen?

Der hat's genommen.

Kind.

Totalität.

Ein Kavalier von Kopf und Herz

Ist überall willkommen;

Er hat mit seinem Wit und Scherz

Manch Weibchen eingenommen:

Doch wenn's ihm fehlt an Faust und Kraft,

Wer mag ihn dann beschüßen?

Und wenn er keinen Hintern hat,

Wie mag der Edle sizen?

Das garftige Geficht.

Wenn einen würdigen Biedermann,
Pastorn oder Rathsherrn lobesan,
Die Wittib läßt in Kupfer stechen
Und drunter ein Verslein radebrechen,

Da heißt's: Seht hier mit Kopf und Ohren
Den Herrn, Ehrwürdig, Wohlgeboren!
Seht seine Augen und seine Stirn;

Aber sein verständig Gehirn,

So manch Verdienst ums gemeine Wesen,
Könnt ihr ihm nicht an der Nase lesen.

So, liebe Lotte! heißt's auch hier:
Ich schicke da mein Bildniß dir.
Magst wohl die ernste Stirne sehen,
Der Augen Gluth, der Locken Wehen;
's ist ungefähr das garst'ge Gesicht:
Aber meine Liebe siehst du nicht.

Diner zu Koblenz

im Sommer 1774.

Zwischen Lavater und Basedow
Saß ich bei Tisch des Lebens froh.
Herr Helfer, der war gar nicht faul,
Seßt' sich auf einen schwarzen Gaul,
Nahm einen Pfarrer hinter sich
Und auf die Offenbarung strich,
Die uns Johannes der Prophet
Mit Räthseln wohl versiegeln thät;

Eröffnet' die Siegel kurz und gut,
Wie man Theriaksbüchsen öffnen thut,
Und maß mit einem heiligen Rohr
Die Kubusstadt und das Perlenthor
Dem hocherstaunten Jünger vor.
Ich war indeß nicht weit gereist,
Hatte ein Stück Salmen aufgespeist.

Vater Basedow, unter dieser Zeit,
Packt einen Tanzmeister an seiner Seit'
Und zeigt ihm, was die Taufe klar
Bei Christ und seinen Jüngern war;
Und daß sich's gar nicht ziemet jest,
Daß man den Kindern die Köpfe nett.
Drob ärgert sich der Andre sehr
Und wollte gar nichts hören mehr
Und sagt: es wüßte ein jedes Kind,
Daß es in der Bibel anders stünd'.
Und ich behaglich unterdessen
Hätt' einen Hahnen aufgefressen.

Und, wie nach Emaus, weiter gieng's
Mit Geist und Feuerschritten,
Prophete rechts, Prophete links,
Das Weltkind in der Mitten.

Jahrmarkt zu Hühnefeld,

den 26. Juli 1814.

Ich gieng, mit stolzem Geists-Vertrauen,
Auf dem Jahrmarkt mich umzuschauen,
Die Käufer zu sehn an der Händler Gerüste,

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