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Sie schwirrt und schwebet, rastet nie!
Doch still, sie setzt sich an die Weiden.
Da hab' ich sie! Da hab' ich sie!
Und nun betracht' ich sie genau
Und seh' ein traurig-dunkles Blau

So geht es dir, Zergliedrer deiner Freuden!

Gedichte.

Gedichte sind gemalte Fensterscheiben!
Sieht man vom Markt in die Kirche hinein,
Da ist Alles dunkel und düster;

Und so sieht's auch der Herr Philister:
Der mag denn wohl verdrießlich sein
Und lebenslang verdrießlich bleiben.

Kommt aber nur einmal herein!
Begrüßt die heilige Kapelle;

Da ist's auf einmal farbig helle,
Geschicht und Zierrath glänzt in Schnelle,
Bedeutend wirkt ein edler Schein;
Dies wird euch Kindern Gottes taugen,
Erbaut euch und ergößt die Augen!

Die Poesie.

Gott sandte seinen rohen Kindern
Gefeß und Ordnung, Wissenschaft und Kunst,
Begabte die mit aller Himmelsgunst,
Der Erde grasses Loos zu mindern.

Sie famen nackt vom Himmel an
Und wußten sich nicht zu benehmen;
Die Poesie zog ihnen Kleider an,
Und keine hatte sich zu schämen.

Amor und Psyche.

Den Musen-Schwestern fiel es ein,
Auch Psychen in der Kunst, zu dichten,
Methodice zu unterrichten;

Das Seelchen blieb prosaisch rein.

Nicht sonderlich erklang die Leier,
Selbst in der schönsten Sommernacht;
Doch Amor kommt mit Blick und Feuer:
Der ganze Kursus war vollbracht.

Lin Gleichnik.

Jüngst pflückt' ich einen Wiesenstrauß,
Trug ihn gedankenvoll nach Haus;
Da hatten von der warmen Hand
Die Kronen sich alle zur Erde gewandt.
Ich setzte sie in frisches Glas,

Und welch ein Wunder war mir das!

Die Köpfchen hoben sich empor,

Die Blätterstengel im grünen Flor;

Und allzusammen so gesund,

Als stünden sie noch auf Muttergrund.

So war mir's, als ich wundersam

Mein Lied in fremder Sprache vernahm.

Fliegentod.

Sie saugt mit Gier verräthrisches Getränke
Unabgesetzt, vom ersten Zug verführt;

Sie fühlt sich wohl, und längst sind die Gelenke
Der zarten Beinchen schon paralysirt;

Nicht mehr gewandt, die Flügelchen zu pußen,
Nicht mehr geschickt, das Köpfchen aufzuftugen
Das Leben so sich im Genuß verliert.

Zum Stehen kaum wird noch das Füßchen taugen;
So schlürft sie fort, und mitten unterm Saugen
Umnebelt ihr der Tod die tausend Augen.

Am Flusse.

Wenn du am breiten Flusse wohnst,
Seicht stockt er manchmal auch vorbei;
Dann, wenn du deine Wiesen schonst,
Herüber schlemmt er, es ist ein Brei.

Am klaren Tag hinab die Schiffe,
Der Fischer weislich streicht hinan;
Nun starret Eis am Kies und Riffe,
Das Knabenvolk ist Herr der Bahn.

Das mußt du sehn und unterweilen
Doch immer, was du willst, vollziehn!
Nicht stocken darfst du, vor nicht eilen;
Die Zeit, sie geht gemessen hin.

Fuchs und Kranich.

Zwei Personen, ganz verschieden,
Luden sich bei mir zu Tafel,
Diesmal lebten sie in Frieden,
Fuchs und Kranich, sagt die Fabel.

Beiden macht' ich was zurechte,
Rupfte gleich die jüngsten Tauben;
Weil er von Schakals Geschlechte,
Legt' ich bei geschwollne Trauben.

Langgehälstes Glasgefäße
Sett' ich ungesäumt dagegen,
Wo sich klar im Elemente
Gold- und Silberfischlein regen.

Hättet ihr den Fuchs gesehen
Auf der flachen Schüffel hausen,
Neidisch müßtet ihr gestehen:
Welch ein Appetit zum Schmaufen!

Wenn der Vogel, ganz bedächtig,
Sich auf einem Fuße wiegte,

Hals und Schnabel, zart und schmächtig,
Zierlich nach den Fischlein schmiegte.

Dankend freuten sie beim Wandern
Sich der Tauben, sich der Fischchen;
Jeder spottete des Andern,
Als genährt am Kazentischchen.

Willst nicht Salz und Schmalz verlieren,
Mußt, gemäß den Urgeschichten,

Wenn die Leute willst gastiren,

Dich nach Schnauz' und Schnabel richten.

Fuchs und Jäger.

Schwer, in Waldes Busch und Wuchse
Füchsen auf die Spur gelangen;

Hält's der Jäger mit dem Fuchse,

Ist's unmöglich, ihn zu fangen.

Und so wäre manches Wunder
Wie A B, Ab auszusprechen,
Ueber welches wir jeßunder

Kopf und Hirn im Kopf zerbrechen.

Beruf des Storchs.

Der Storch, der sich von Frosch und Wurm

An unserm Teiche nähret,

Was nistet er auf dem Kirchenthurm

Wo er nicht hingehöret ?

Dort klappt und klappert er genung,

Verdrießlich anzuhören;

Doch wagt es weder Alt noch Jung,
Ihm in das Nest zu stören.

Wodurch

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gesagt mit Reverenz
Kann er sein Recht beweisen,
Als durch die löbliche Tendenz,
Aufs Kirchendach zu ...................?

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