Gott Vater Kinderlehre halten,
Adam, Eva, Paradies und Schlang, Sodom und Gomorra's Untergang, Könnt auch die Zwölf durchlauchtigen Frauen Da in einem Ehrenspiegel schauen;
Dann allerlei Blutdurst, Frevel und Mord, Der Zwölf Tyrannen Schandenport, Auch allerlei Lehr und gute Weis.
Könnt sehn St. Peter mit der Gaiß, Ueber der Welt Regiment unzufrieden, Von unserm Herrn zurecht beschieden. Auch war bemalt der weite Raum
Ihres Kleids und Schlepps und auch der Saum Mit Weltlich Tugend und Laster Geschicht.
Unser Meister Das all ersicht
Und freut sich dessen wundersam,
Denn es dient wohl in seinen Kram. Von wannen er sich eignet sehr Gut Exempel und gute Lehr, Erzählt das eben fix und treu, Als wär er selbst gesyn dabei. Sein Geist war ganz dahin gebannt, Er hätt kein Aug davon verwandt, Hätt er nicht hinter seinem Rucken Hören mit Klappern und Schellen spuken.
Da thät er einen Narren spüren Mit Bocks- und Affensprüng hofiren Und ihm mit Schwank und Narretheiden Ein lustig Zwischenspiel bereiten. Schleppt hinter sich an einer Leinen
Alle Narren, groß und kleinen, Dick und hager, gestreckt und krumb, Allzuwißig und allzudumb.
Mit einem großen Farrenschwanz Regiert er sie wie ein'n Affentanz; Bespöttet eines jeden Fürm,
Treibt sie ins Bad, schneidtt ihnen die Würm Und führt gar bitter viel Beschwerden,
Daß ihrer doch nicht wollen wen'ger werden.
Wie er sich sieht so um und um,
Kehrt ihm das fast den Kopf herum, Wie er wollt Worte zu Allem finden? Wie er möcht so viel Schwall verbinden ? Wie er möcht immer muthig bleiben, So fort zu singen und zu schreiben? Da steigt auf einer Wolke Saum Herein zu's Oberfensters Raum Die Muse, heilig anzuschauen, Wie ein Bild unsrer lieben Frauen. Die umgibt ihn mit ihrer Klarheit Immer kräftig wirkender Wahrheit. Sie spricht: Ich komm, um dich zu weihn, Nimm meinen Segen und Gedeihn! Ein heilig Feuer, das in dir ruht, Schlag aus in hohe lichte Gluth! Doch daß das Leben, das dich treibt, Immer bei holden Kräften bleibt, Hab ich deinem innern Wesen Nahrung und Balsam auserlesen, Daß deine Seel sei wonnereich, Einer Knospe im Thaue gleich.
Da zeigt sie ihm hinter seinem Haus Heimlich zur Hinterthür hinaus In dem eng umzäunten Garten Ein holdes Mägdlein sißend warten Am Bächlein, beim Hollunderstrauch; Mit abgesenktem Haupt und Aug Sitt's unter einem Apfelbaum.
Und spürt die Welt rings um sich kaum, Hat Rosen in ihren Schooß gepflückt Und bindet ein Kränzlein sehr geschickt, Mit hellen Knospen und Blättern drein: Für wen mag wohl das Kränzel sein? So sitt sie in sich selbst geneigt, In Hoffnungsfülle ihr Busen steigt, Ihr Wesen ist so ahndevoll,
Weiß nicht, was sie sich wünschen soll, Und unter vieler Grillen Lauf Steigt wohl einmal ein Seufzer auf.
Warum ist deine Stirn so trüb ? Das, was dich dränget, süße Lieb, Ist volle Wonn und Seligkeit, Die dir in Einem ist bereit, Der manches Schicksal wirrevoll An deinem Auge sich lindern soll, Der durch manch wunniglichen Kuß Wiedergeboren werden muß,
Wie er den schlanken Leib umfaßt, Von aller Mühe findet Rast, Wie er ins liebe Aermlein sinkt, Neue Lebenstäg und Kräfte trinkt. Und dir kehrt neues Jugendglück,
Deine Schalkheit kehret dir zurück. Mit Necken und manchen Schelmereien Wirst ihn bald nagen, bald erfreuen. So wird die Liebe nimmer alt, Und wird der Dichter nimmer kalt!
Wie er so heimlich glücklich lebt, Da droben in den Wolken schwebt Ein Eichkranz, ewig jung belaubt, Den seßt die Nachwelt ihm aufs Haupt; In Froschpfuhl all das Volk verbannt, Das seinen Meister je verkannt.
Welch ein Getümmel füllt Thaliens Haus? Welch ein geschäftig Volk eilt ein und aus? Von hohlen Brettern tönt des Hammers Schlag, Der Sonntag feiert nicht, die Nacht wird Tag. Was die Erfindung still und zart ersann, Beschäftigt laut den rohen Zimmermann. Ich sehe Hauenschild gedankenvoll;
Ist's Türk, ist's Heide, den er kleiden soll? Und Schumann froh, als wär' er schon bezahlt, Weil er einmal mit ganzen Farben malt. Ich sehe Thielens leicht bewegten Schritt, Der luft'ger wird, je mehr er euch verschnitt. Der thätige Elkan läuft mit manchem Rest, Und diese Gährung deutet auf ein Fest.
Allein, wie Viele hab' ich hererzählt,
Und nenn' Ihn nicht, den Mann, der nie gefehlt,
Der sinnreich schnell, mit schmerzbeladner Brust, Den Lattenbau zu fügen wohl gewußt,
Das Brettgerüst, das, nicht von ihm belebt, Wie ein Skelett an todten Drähten schwebt.
Wo ist er? sagt! Ihm war die Kunst so lieb, Daß Kolik nicht, nicht Husten ihn vertrieb. „Er liegt so krank, so schlimm es nie noch war!" Ach, Freunde! Weh! Ich fühle die Gefahr; Hält Krankheit ihn zurück, so ist es Noth; Er ist nicht krank, nein, Kinder, er ist todt!
Wie? Mieding todt? erschallt bis unters. Dach Das hohle Haus, vom Echo kehrt ein Ach! Die Arbeit stockt, die Hand wird Jedem schwer, Der Leim wird kalt, die Farbe fließt nicht mehr; Ein Jeder steht betäubt an seinem Ort, Und nur der Mittwoch treibt die Arbeit fort.
Ja, Mieding todt! O, scharret sein Gebein Nicht undankbar wie manchen Andern ein! Laßt seinen Sarg eröffnet, tretet her, Klagt jedem Bürger, der gelebt wie er, Und laßt am Rand des Grabes, wo wir stehn, Die Schmerzen in Betrachtung übergehn.
O Weimar! dir fiel ein besonder Loos! Wie Bethlehem in Juda, klein und groß, Bald wegen Geist und Wiz beruft dich weit Europens Mund, bald wegen Albernheit. Der stille Weise schaut und sieht geschwind, Wie zwei Extreme nah verschwistert sind. Eröffne du, die du besondre Lust
Am Guten hast, der Rührung deine Brust!
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