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Ich kann nicht liebeln,
Ich kann nicht schranzen;
Mußt mich nicht brechen,
Mußt mich verpflanzen.

Ich gieng im Walde
So vor mich hin;

Ich war so heiter,
Wollt' immer weiter

Das war mein Sinn.

Pfingsten.

Unter halb verwelkten Maien
Schläft der liebe Freund so still;
O! wie soll es ihn erfreuen,
Was ich ihm vertrauen will:
Ohne Wurzeln dieses Reisig,
Es verdorrt das junge Blut;
Aber Liebe, wie Herr Dreißig,
Nähret ihre Pflanzen gut.

Blick um Blick.

Wenn du dich im Spiegel besiehst,

Denke, daß ich diese Augen küßte

Und mich mit mir selbst entzweien müßte,

Sobalde du mich fliehst:

Denn da ich nur in diesen Augen lebe,

Du mir gibst, was ich gebe,

So wär' ich ganz verloren;

Jest bin ich immer wie neu geboren.

Gegenseitig.

Wie sigt mir das Liebchen?
Was freut sie so groß?
Den Fernen, sie wiegt ihn,
Sie hat ihn im Schooß;

Im zierlichen Käfig
Ein Vöglein sie hält,

Sie läßt es heraußer,
So wie's ihr gefällt.

Hat's Picken dem Finger,
Den Lippen gethan,
Es flieget und flattert,
Und wieder heran.

So eile zur Heimath,
Das ist nun der Brauch,
Und hast du das Mädchen,
So hat sie dich auch.

Freibeuter.

Mein Haus hat kein' Thür,
Mein' Thür hat ke' Haus;-
Und immer mit Schätzel
Hinein und heraus.

Mei Küch hat ke' Herd,
Mei Herd hat ke' Küch:
Da bratet's und siedet's
Für sich und für mich.

Mei Bett hat ke' G'stell,
Mei G'stell hat fe' Bett.
Doch wüßt ich nit Enen,
Der's lust'ger hett.

Mei Keller is hoch,
Mei Scheuer is tief;
Zu oberst, zu unterst
Da lag ich und schlief.

Und bin ich erwachen,
Da geht es so fort;
Mei Ort hat ke' Bleibens,

Mei Bleibens ken' Ort.

Der neue Copernicus.

Artiges Häuschen hab' ich klein,

Und darin verstecket,

Bin ich vor der Sonne Schein

Gar bequem bedecket.

Denn da gibt es Schalterlein,

Federchen und Lädchen,

Finde mich so wohl allein,

Als mit hübschen Mädchen.

Denn, o Wunder! mir zur Lust

Regen sich die Wälder,

Näher kommen meiner Brust

Die entfernten Felder.

Und so tanzen auch vorbei
Die bewachsnen Berge,
Fehlet nur das Lustgeschrei
Aufgeregter Zwerge.

Doch so gänzlich still und stumm
Rennt es mir vorüber,

Meistens grad und oft auch krumm,

Und so ist mir's lieber.

Wenn ich's recht betrachten will

Und es ernst gewahre,

Steht vielleicht Das alles still,
Und ich selber fahre.

So ift der Held, der mir gefällt.
Flieh, Täubchen, flieh! Er ist nicht hie,
Der dich an dem schönsten Frühlingsmorgen
Fand im Wäldchen, wo du dich verborgen.
Flieh! Täubchen, flieh! Er ist nicht hie!
Böser Laurer Füße rasten nie.

Horch! Flötenklang, Liebesgesang
Wallt auf Lüftchen hin zu Chloens Ohre,
Findt im zarten Herzen offne Thore.
Horch! Flötenklang, Liebesgesang!
Horch!

es wird der süßen Liebe zu lang. Hoch ist sein Schritt, fest ist sein Tritt, Schwarzes Haar auf runder Stirne bebet, Auf den Wangen ew'ger Frühling lebet. Hoch ist sein Schritt, fest ist sein Tritt, Edler Deutschen Füße gleiten nit.

Warm ist die Brust, keusch seine Lust;
Schwarze Augen unter runden Bogen
Sind mit zarten Falten schön umzogen.
Warm ist die Brust, keusch seine Lust,
Auch beim Anblick du ihn lieben mußt.

Roth ist sein Mund, der mich verwundt,
Auf den Lippen träufeln Morgendüfte,
Auf den Lippeln säuseln kühle Lüfte.
Roth ist sein Mund, der mich verwundt,
Nur ein Blick von ihm macht mich gesund.

Treu ist sein Blut, stark ist sein Muth; Schuß und Stärke wohnt in weichen Armen, Auf dem Antlig wohnt edles Erbarmen. Treu ist sein Blut, stark ist sein Muth; Selig, wer an seinem Busen ruht!

So ist der Held, der mir gefällt,

Soll mein deutsches Herz mit weichen Flöten
Rasches Blut in meinen Adern tödten?
So ist der Held, der mir gefällt!
Ihn vertausch' ich nicht um eine Welt!

Singt, Schäfer, singt, wie's euch gelingt! Wieland soll nicht mehr mit seines Gleichen. Edlen Muth von eurer Brust verscheuchen. Singt, Schäfer, singt, wie's euch gelingt, Bis ihr deutschen Glanz zu Grabe bringt.

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