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Und deine Blumen, dein Gras
Drängen sich an mein Herz.
Du fühlst den brennenden
Durst meines Busens,
Lieblicher Morgenwind,

Ruft drein die Nachtigall

Liebend nach mir aus dem Nebelthal.

Ich komm', ich komme!

Wohin? Ach, wohin?

Hinauf! Hinauf strebt's.
Es schweben die Wolken
Abwärts, die Wolken

Neigen sich der sehnenden Liebe.

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Kindliche Schauer
Treu in der Brust.

Denn mit Göttern
Soll sich nicht messen

Irgend ein Mensch.

Hebt er sich aufwärts
Und berührt

Mit dem Scheitel die Sterne,

Nirgends haften dann
Die unsichern Sohlen,
Und mit ihm spielen
Wolken und Winde.

Steht er mit festen,
Markigen Knochen

Auf der wohlgegründeten,

Dauernden Erde:

Reicht er nicht auf,
Nur mit der Eiche
Oder der Rebe

Sich zu vergleichen.

Was unterscheidet

Götter von Menschen?

Daß viele Wellen

Vor jenen wandeln,

Ein ewiger Strom:

Uns hebt die Welle,
Verschlingt die Welle,
Und wir versinken.

Ein kleiner Ring
Begrenzt unser Leben,

Und viele Geschlechter
Reihen sich dauernd
An ihres Daseins
Unendliche Kette.

Das Göttliche.

Edel sei der Mensch,
Hülfreich und gut!
Denn Das allein
Unterscheidet ihn
Von allen Wesen,
Die wir kennen.

Heil den unbekannten
Höhern Wesen,
Die wir ahnen!

Ihnen gleiche der Mensch;
Sein Beispiel lehr' uns
Jene glauben.

Denn unfühlend
Ist die Natur;

Es leuchtet die Sonne

Ueber Bös' und Gute,
Und dem Verbrecher
Glänzen, wie dem Besten,

Der Mond und die Sterne.

Wind und Ströme,

Donner und Hagel
Rauschen ihren Weg
Und ergreifen

Vorüber eilend

Einen um den Andern.

Auch so das Glück
Tappt unter die Menge,
Faßt bald des Knaben
Lockige Unschuld,

Bald auch den kahlen
Schuldigen Scheitel.

Nach ewigen, ehrnen,

Großen Gesetzen

Müssen wir alle

Unseres Daseins

Kreise vollenden.

Nur allein der Mensch
Vermag das Unmögliche:
Er unterscheidet,
Wählet und richtet;

Er kann dem Augenblick
Dauer verleihen.

Er allein darf

Dem Guten lohnen,

Den Bösen strafen,

Heilen und retten,

Alles Frrende, Schweifende Nüßlich verbinden.

Und wir verehren

Die Unsterblichen,

Als wären sie Menschen,

Thäten im Großen,

Was der Beste im Kleinen
Thut oder möchte.

Der edle Mensch
Sei hülfreich und gut!
Unermüdet schaff' er
Das Nüzliche, Rechte,
Sei uns ein Vorbild
Jener geahneten Wesen!

Königlich Gebet.

Ha, ich bin Herr der Welt! mich lieben
Die Edlen, die mir dienen.

Ha, ich bin Herr der Welt! ich liebe

Die Edlen, denen ich gebiete.

O, gib mir, Gott im Himmel! daß ich mich

Der Höh' und Liebe nicht überhebe.

Menschengefühl.

Ach, ihr Götter! große Götter
In dem weiten Himmel droben!
Gäbet ihr uns auf der Erde
Festen Sinn und guten Muth:
O, wir ließen euch, ihr Guten,
Euren weiten Himmel droben!

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