Aber aus der dumpfen, grauen Ferne Und an jenem Ufer drüben stehen Freund' und Lieben, beben auf dem Festen: Doch er stehet männlich an dem Steuer; Adler und Taube. Ein Adlersjüngling hob die Flügel Ihn traf des Jägers Pfeil und schnitt Drei lange, lange Nächte lang: Er schleicht aus dem Gebüsch hervor Am Boden weg Unwürd'gem Raubbedürfniß nach Auf dem niedern Fels am Bach; Hinauf zum Himmel, Und eine Thräne füllt sein hohes Aug'. Da kommt muthwillig durch die Myrtenäste Dahergerauscht ein Taubenpaar, Läßt sich herab und wandelt nickend Ueber goldnen Sand am Bach Ihr röthlich Auge buhlt umher, Der Tauber schwingt neugiergesellig sich Zum nahen Busch und blickt Mit Selbstgefälligkeit ihn freundlich an. Du trauerst, liebelt er, Sei guten Muthes, Freund! Hast du zur ruhigen Glückseligkeit Nicht Alles hier? Kannst du dich nicht des goldnen Zweiges freun, Der vor des Tages Gluth dich schüßt? Kannst du der Abendsonne Schein Auf weichem Moos am Bache nicht Die Brust entgegen heben? Du wandelst durch der Blumen frischen Thau, Pflückst aus dem Ueberfluß Des Waldgebüsches dir Gelegne Speise, legest Den leichten Durst am Silberquell. Freund, das wahre Glück Ist die Genügsamkeit, Und die Genügsamkeit Hat überall genug. O Weise! sprach der Adler, und tief ernst O Weisheit! Du redst wie eine Taube! Prometheus. Bedecke deinen Himmel, Zeus, Mit Wolfendunst Und übe, dem Knaben gleich, Der Disteln köpft, An Eichen dich und Bergeshöhn; Mußt mir meine Erde Doch lassen stehn Und meine Hütte, die du nicht gebaut, Und meinen Herd, Um dessen Gluth Du mich beneidest. Ich kenne nichts Aermers Unter der Sonn', als euch, Götter! Ihr nähret fümmerlich Von Opfersteuern Und Gebetshauch Eure Majestät Und darbtet, wären Da ich ein Kind war, Sich des Bedrängten zu erbarmen. Wer half mir Wider der Titanen Uebermuth? Wer rettete vom Tode mich, Von Sklaverei? Hast du nicht Alles selbst vollendet, Heilig glühend Herz? Und glühtest jung und gut, Betrogen, Rettungsdank Dem Schlafenden da droben? Ich dich ehren? Wofür? Hast du die Schmerzen gelindert Je des Beladenen? Hast du die Thränen gestillet Je des Geängsteten! Hat nicht mich zum Manne geschmiedet Goethe, Gedichte. 24 Und das ewige Schicksal, Wähntest du etwa, Ich sollte das Leben hassen, Blüthenträume reiften? Hier sig' ich, forme Menschen Nach meinem Bilde, Ein Geschlecht, das mir gleich sei, Zu leiden, zu weinen, Zu genießen und zu freuen sich Wie ich! Ganymed. Wie im Morgenglanze Mit tausendfacher Liebeswonne Unendliche Schöne! Daß ich dich fassen möcht' In diesen Arm! Ach, an deinem Busen Lieg' ich, schmachte, |