Page images
PDF
EPUB

Wanderers Sturmfied.

Wen du nicht verlässest, Genius,
Nicht der Regen, nicht der Sturm
Haucht ihm Schauer übers Herz.
Wen du nicht verlässest, Genius,
Wird dem Regengewölk,
Wird dem Schloßensturm
Entgegen singen,
Wie die Lerche,

Du da droben.

Den du nicht verlässest, Genius, Wirst ihn heben übern Schlammpfad Mit den Feuerflügeln;

Wandeln wird er

Wie mit Blumenfüßen

Ueber Deufalions Fluthschlamm,

Python tödtend, leicht, groß,

Pythius Apollo.

Den du nicht verlässest, Genius,
Wirst die wollnen Flügel unterspreiten,
Wenn er auf dem Felsen schläft,
Wirst mit Hüterfittigen ihn decken
In des Haines Mitternacht.

Wen du nicht verlässest, Genius,
Wirst im Schneegestöber
Wärmumhüllen;

Nach der Wärme ziehn sich Musen,
Nach der Wärme Charitinnen.

Umschwebet mich, ihr Musen,
Ihr Charitinnen!

Das ist Wasser, das ist Erde

Und der Sohn des Wassers und der Erde, Ueber den ich wandle

Göttergleich.

Ihr seid rein, wie das Herz der Wasser,
Ihr seid rein, wie das Mark der Erde,
Ihr umschwebt mich, und ich schwebe
Ueber Wasser, über Erde,
Göttergleich.

Soll Der zurückkehren,

Der kleine, schwarze, feurige Bauer?
Soll Der zurückkehren, erwartend
Nur deine Gaben, Vater Bromius,
Und hellleuchtend umwärmend Feuer?
Der kehren muthig?

Und ich, den ihr begleitet,

Musen und Charitinnen alle,

Den Alles erwartet, was ihr,

Musen und Charitinnen,

Umkränzende Seligkeit

Rings ums Leben verherrlicht habt,

Soll muthlos kehren?

Vater Bromius!

Du bist Genius,
Jahrhunderts Genius,
Bist, was innre Gluth

Pindarn war,
Was der Welt

Phöbus Apoll ist.

Weh! Weh! Jnnre Wärme,

Seelenwärme,
Mittelpunkt!
Glüh' entgegen
Phöb'-Apollen;

Kalt wird sonst

Sein Fürstenblick

Ueber dich vorübergleiten,

Neidgetroffen

Auf der Zeder Kraft verweilen,

Die zu grünen

Sein nicht harrt.

Warum nennt mein Lied dich zulezt?

Dich, von dem es begann?

Dich, in dem es endet,

Dich, aus dem es quillt,

Jupiter Pluvius!

Dich, dich strömt mein Lied,

Und kastalischer Quell

Rinnt, ein Nebenbach,

Rinnet Müßigen,

Sterblich Glücklichen

Abseits von dir,

Der du mich fassend deckst,

Jupiter Pluvius!

Nicht am Ulmenbaum

Hast du ihn besucht,

Mit dem Taubenpaar

In dem zärtlichen Arm,

Mit der freundlichen Ros' umkränzt,

Tändelnden ihn, blumenglücklichen
Anakreon,

Sturmathmende Gottheit!

Nicht im Pappelwald

An des Sybaris Strand,
An des Gebirgs

Sonnebeglänzter Stirn nicht
Faßtest du ihn,

Den Bienen-singenden,
Honig-lallenden,

Freundlich winkenden
Theokrit.

Wenn die Räder rasselten,

Rad an Rad rasch ums Ziel weg,
Hoch flog
Siegdurchglühter

Jünglinge Peitschenknall
Und sich Staub wälzt',

Wie vom Gebirg herab
Kieselwetter ins Thal,

Glühte deine See!' Gefahren, Pindar,
Muth. Glühte?

Armes Herz!

Dort auf dem Hügel,

Himmlische Macht!
Nur so viel Gluth,
Dort meine Hütte,
Dorthin zu waten!

Seefahrt.

Lange Tag' und Nächte stand mein Schiff befrachtet; Günst'ger Winde harrend, saß, mit treuen Freunden Mir Geduld und guten Muth erzechend,

Ich im Hafen.

Und sie waren doppelt ungeduldig:
Gerne gönnen wir die schnellste Reise,
Gern die hohe Fahrt dir; Güterfülle
Wartet drüben in den Welten deiner,
Wird Rückkehrendem in unsern Armen
Lieb' und Preis dir.

Und am frühen Morgen ward's Getümmel,
Und dem Schlaf entjauchzt uns der Matrose,
Alles wimmelt, Alles lebet, webet,

Mit dem ersten Segenshauch zu schiffen.

Und die Segel blähen in dem Hauche,
Und die Sonne lockt mit Feuerliebe;
Ziehn die Segel, ziehn die hohen Wolken,
Jauchzen an dem Ufer alle Freunde

Hoffnungslieder nach, im Freudetaumel
Reisefreuden wähnend, wie des Einschiffmorgens,
Wie der ersten hohen Sternennächte.

Aber gottgesandte Wechselwinde treiben
Seitwärts ihn der vorgesteckten Fahrt ab,
Und er scheint sich ihnen hinzugeben,
Strebet leise sie zu überlisten,

Treu dem Zweck auch auf dem schiefen Wege.

« PreviousContinue »