Page images
PDF
EPUB

Und im rollenden Triumphe
Gibt er Ländern Namen, Städte
Werden unter seinem Fuß.

Unaufhaltsam rauscht er weiter,
Läßt der Thürme Flammengipfel,
Marmorhäuser, eine Schöpfung
Seiner Fülle, hinter sich.

Zedernhäuser trägt der Atlas
Auf den Riesenschultern; sausend
Wehen über seinem Haupte
Tausend Flaggen durch die Lüfte,
Zeugen seiner Herrlichkeit.

Und so trägt er seine Brüder,
Seine Schätze, seine Kinder
Dem erwartenden Erzeuger
Freudebrausend an das Herz.

Mahomet.

Feld. Gestirnter Himmel.

Mahomet (allein).

Theilen kann ich euch nicht dieser Seele Gefühl.
Fühlen kann ich euch nicht Allen ganzes Gefühl.
Wer, wer wendet dem Flehn sein Ohr,

Dem bittenden Auge den Blick?

Sieh! Er blinket herauf, Gad, der freundliche Stern.
Sei mein Herr du, mein Gott! Gnädig winkt er mir zu!
Bleib! Bleib! Wendst du dein Auge weg?
Wie? Liebt' ich ihn, der sich verbirgt?

Sei gesegnet, o Mond! Führer du des Gestirns,
Sei mein Herr du, mein Gott! Du beleuchtest den Weg.
Laß, laß nicht in der Finsterniß

Mich irren mit irrendem Volk!

Sonn', dir glühenden weiht sich das glühende Herz.
Sei mein Herr du, mein Gott! Leit, Allsehende, mich!
Steigst auch du hinab, Herrliche!
Tief hüllet mich Finsterniß ein.

Hebe, liebendes Herz, dem Erschaffenden dich!
Sei mein Herr du, mein Gott! Du Alliebender, du,
Der die Sonne, den Mond und die Stern'
Schuf, Erde und Himmel und mich!

Gefang der Geifter über den Wassern.

Des Menschen Seele

Gleicht dem Wasser:

Vom Himmel kommt es,

Zum Himmel steigt es,
Und wieder nieder

Zur Erde muß es,
Ewig wechselnd.

Strömt von der hohen,
Steilen Felswand
Der reine Strahl,

Dann stäubt er lieblich
In Wolkenwellen

Zum glatten Fels,
Und leicht empfangen,

Wallt er verschleiernd,
Leisrauschend
Zur Tiefe nieder.

Ragen Klippen

Dem Sturz entgegen,
Schäumt er unmuthig
Stufenweise

Zum Abgrund.

Im flachen Bette

Schleicht er das Wiesenthal hin,
Und in dem glatten See
Weiden ihr Antlig

[blocks in formation]

Immer neuen,

Seltsamen Tochter Jovis,
Seinem Schooßfinde,
Der Phantasie.

Denn ihr hat er

Alle Launen,

Die er sonst nur allein

Sich vorbehält,
Zugestanden

Und hat seine Freude

An der Thörin.

Sie mag rosenbekränzt Mit dem Lilienstengel Blumenthäler betreten, Sommervögeln gebieten Und leichtnährenden Thau

Mit Bienenlippen

Von Blüthen saugen;

Oder sie mag

Mit fliegendem Haar

Und düsterm Blicke

Im Winde sausen

Um Felsenwände
Und tausendfarbig,

Wie Morgen und Abend,

Immer wechselnd,

Wie Mondesblicke,

Den Sterblichen scheinen.

Laßt uns alle

Den Vater preisen!

Den alten, hohen,
Der solch eine schöne,
Unverwelkliche Gattin
Dem sterblichen Menschen
Gesellen mögen!

Denn uns allein
Hat er sie verbunden
Mit Himmelsband
Und ihr geboten,

In Freud' und Elend
Als treue Gattin
Nicht zu entweichen.

Alle die andern
Armen Geschlechter
Der finderreichen,
Lebendigen Erde
Wandeln und weiden
In dunkelm Genuß
Und trüben Schmerzen
Des augenblicklichen
Beschränkten Lebens,
Gebeugt vom Joche
Der Nothdurft.

Uns aber hat er
Seine gewandteste,
Verzärtelte Tochter,
Freut euch! gegönnt.
Begegnet ihr lieblich,
Wie einer Geliebten!
Laßt ihr die Würde
Der Frauen im Haus!

« PreviousContinue »