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Wie er da stand,
Zeuge meiner Wonne,
Als zum ersten Mal
Du den Fremdling
Aengstlich liebevoll
Begegnetest

Und mit einem Mal

Ew'ge Flammen

In die Seel' ihm warfst!
Zische, Nord,

Tausend-schlangenzüngig
Mir ums Haupt!

Beugen sollst du's nicht!
Beugen magst du

Kind'scher Zweige Haupt,
Von der Sonne

Muttergegenwart geschieden.

Allgegenwärt'ge Liebe!
Durchglühst mich;

Beutst dem Wetter die Stirn,

Gefahren die Brust;

Hast mir gegossen

Ins früh welkende Herz

Doppeltes Leben:

Freude zu leben,

Und Muth!

Fels-Weihegefang an Psyche.

Veilchen bring' ich getragen,
Junge Blüthen zu dir,

Daß ich dein moosig Haupt
Ringsum bekränze,
Ringsum dich weihe,
Felsen des Thals!

Sei du mir heilig,
Sei den Geliebten
Lieber als andre
Felsen des Thals!

Ich sah von dir
Der Freunde Seligkeit,
Verbunden Edle
Mit ew'gem Band.

Ich irrer Wandrer

Fühlt' erst auf dir
Besißthumsfreuden
Und Heimathsglück.

Da, wo wir lieben,

Ist Vaterland;

Wo wir genießen,
Ist Hof und Haus.

Schrieb meinen Namen

An deine Stirn;

Du bist mir eigen,

Mir Ruhesit.

Und aus dem fernen

Unlieben Land

Mein Geist wird wandern

Und ruhn auf dir.

Sei du mir heilig,
Sei den Geliebten
Lieber als andre

Felsen des Thals!

Ich sehe sie versammelt
Dort unten um den Teich;
Sie tanzen einen Reihen
Im Sommerabendroth,
Und warme Jugendfreude
Webt in dem Abendroth.
Sie drücken sich die Hände
Und glühn einander an.
Und aus den Reihn verlieret
Sich Psyche zwischen Felsen
Und Sträuchen weg, und trauernd

Um den Abwesenden

Lehnt sie sich über den Fels.

Wo meine Brust hier ruht,

An das Moos mit innigem

Liebesgefühl sich

Athmend drängt,

Ruhst du vielleicht dann, Psyche.

Trübe blickt dein Aug'

In den Bach hinab,

Und eine Thräne quillt

Vorbeigequollnen Freuden nach;

Hebst dann zum Himmel

Dein bittend Aug,
Erblickest über dir
Da meinen Namen.

Auch der

Nimm des verlebten Tages Zier,

Die bald welke Rose, von deinem Busen, Streu die freundlichen Blätter

Uebers düstre Moos,

Ein Opfer der Zukunft!

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Durch die Gipfelgänge

Jagt er bunten Kieseln nach,
Und mit frühem Führertritt
Reißt er seine Bruderquellen
Mit sich fort.

Drunten werden in dem Thal
Unter seinem Fußtritt Blumen,
Und die Wiese

Lebt von seinem Hauch.

Doch ihn hält kein Schattenthal,
Keine Blumen,

Die ihm seine Knie' umschlingen,
Ihm mit Liebesaugen schmeicheln:
Nach der Ebne dringt sein Lauf
Schlangenwandelnd.

Bäche schmiegen

Sich gesellig an. Nun tritt er
In die Ebne silberprangend,
Und die Ebne prangt mit ihm,
Und die Flüsse von der Ebne
Und die Bäche von den Bergen
Jauchzen ihm und rufen: Bruder!
Bruder, nimm die Brüder mit,
Mit zu deinem alten Vater,
Zu dem ew'gen Ocean,

Der mit ausgespannten Armen
Unser wartet,

Die sich, ach! vergebens öffnen,
Seine Sehnenden zu fassen;
Denn uns frißt in öder Wüste
Gier'ger Sand; die Sonne droben
Saugt an unserm Blut; ein Hügel
Hemmet uns zum Teiche! Bruder,
Nimm die Brüder von der Ebne,
Nimm die Brüder von den Bergen
Mit, zu deinem Vater mit!

Kommt ihr alle!

Und nun schwillt er

Herrlicher; ein ganz Geschlechte
Trägt den Fürsten hoch empor!

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