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Es kreiset beständig der köstliche Wein;
Das toset und koset so lange,

Verschwindet zulegt mit Gesange.

Und sollen wir singen, was weiter geschehn,
So schweige das Toben und Tosen.

Denn, was er so artig im Kleinen gesehn,
Erfuhr er, genoß er im Großen.

Trompeten und klingender, singender Schall
Und Wagen und Reiter und bräutlicher Schwall,
Sie kommen und zeigen und neigen sich all',
Unzählige, selige Leute.

So gieng es und geht es noch heute.

Der Schakgräber.

Arm am Beutel, frank am Herzen
Schleppt' ich meine langen Tage.
Armuth ist die größte Plage,
Reichthum ist das höchste Gut!
Und zu enden meine Schmerzen,
Gieng ich, einen Schatz zu graben.
Meine Seele sollst du haben!
Schrieb ich hin mit eignem Blut.

Und so zog ich Kreis um Kreise,
Stellte wunderbare Flammen,
Kraut und Knochenwerk zusammen:
Die Beschwörung war vollbracht.

Und auf die gelernte Weise
Grub ich nach dem alten Schatze
Auf dem angezeigten Plate;

Schwarz und stürmisch war die Nacht.

Und ich sah ein Licht von weiten;
Und es kam, gleich einem Sterne,
Hinten aus der fernsten Ferne,
Eben als es zwölfe schlug.
Und da galt kein Vorbereiten;
Heller ward's mit einem Male
Von dem Glanz der vollen Schale,
Die ein schöner Knabe trug.

Holde Augen sah ich blinken
Unter dichtem Blumenkranze;
In des Trankes Himmelsglanze
Trat er in den Kreis herein.
Und er hieß mich freundlich trinken;
Und ich dacht': es kann der Knabe
Mit der schönen lichten Gabe
Wahrlich nicht der Böse sein.

Trinke Muth des reinen Lebens!
Dann verstehst du die Belehrung,
Kommst mit ängstlicher Beschwörung
Nicht zurück an diesen Ort.

Grabe hier nicht mehr vergebens!
Tages Arbeit, Abends Gäste!
Saure Wochen, frohe Feste!
Sei dein künftig Zauberwort.

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Der Rattenfänger.

Ich bin der wohlbekannte Sänger,
Der vielgereiste Rattenfänger,
Den diese altberühmte Stadt
Gewiß besonders nöthig hat.
Und wären's Ratten noch so viele,
Und wären Wiesel mit im Spiele:
Von allen säubr' ich diesen Ort,
Sie müssen mit einander fort.

Dann ist der gutgelaunte Sänger
Mitunter auch ein Kinderfänger,
Der selbst die wildesten bezwingt,
Wenn er die goldnen Märchen singt.
Und wären Knaben noch so trußig,
Und wären Mädchen noch so stuzig:
In meine Saiten greif' ich ein,
Sie müssen alle hinter drein.

Dann ist der vielgewandte Sänger
Gelegentlich ein Mädchenfänger;
In keinem Städtchen langt er an,
Wo er's nicht Mancher angethan.
Und wären Mädchen noch so blöde,
Und wären Weiber noch so spröde:
Doch allen wird so liebebang
Bei Zaubersaiten und Gesang.

(Von Anfang.)

Die Spinnerin.

Als ich still und ruhig spann,
Ohne nur zu stocken,

Trat ein schöner junger Mann

Nahe mir zum Rocken.

Lobte, was zu loben war,
Sollte das was schaden?

Mein dem Flachse gleiches Haar

Und den gleichen Faden.

Ruhig war er nicht dabei,

Ließ es nicht beim Alten;

Und der Faden rig entzwei,
Den ich lang erhalten.

Und des Flachses Stein - Gewicht

Gab noch viele Zahlen;

Aber, ach! ich konnte nicht

Mehr mit ihnen prahlen.

Als ich sie zum Weber trug,
Fühlt' ich was sich regen,
Und mein armes Herze schlug
Mit geschwindern Schlägen.

Nun, beim heißen Sonnenstich,
Bring' ich's auf die Bleiche,
Und mit Mühe bück' ich mich
Nach dem nächsten Teiche.

Was ich in dem Kämmerlein

Still und fein gesponnen,

Kommt

wie kann es anders sein?

Endlich an die Sonnen.

Vor Gericht.

Von wem ich es habe, das sag' ich euch nicht,
Das Kind in meinem Leib.

Bfui! speit ihr aus: die Hure da!

Bin doch ein ehrlich Weib.

Mit wem ich mich traute, das sag' ich euch nicht.

Mein Schatz ist lieb und gut,

Trägt er eine goldene Kett' am Hals,

Trägt er einen strohernen Hut.

Soll Spott und Hohn getragen sein,

Trag' ich allein den Hohn.

Ich kenn' ihn wohl, er kennt mich wohl,
Und Gott weiß auch davon.

Herr Pfarrer und Herr Amtmann ihr,
Ich bitte, laßt mich in Ruh!
Es ist mein Kind, es bleibt mein Kind,
Ihr gebt mir ja nichts dazu.

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