Selbstmörder: Ein Beitrag zur Kulturgeschichte aller Zeiten und Völker

Front Cover
Weller, 1925 - Suicide - 410 pages

From inside the book

Other editions - View all

Common terms and phrases

Popular passages

Page 32 - Du gibst mir zu, wir nennen das eine Krankheit zum Tode, wodurch die Natur so angegriffen wird, daß teils ihre Kräfte verzehrt, teils so außer Wirkung gesetzt werden, daß sie sich nicht wieder aufzuhelfen, durch keine glückliche Revolution den gewöhnlichen Umlauf des Lebens wieder herzustellen fähig ist.
Page 32 - Sieh den Menschen an in seiner Eingeschränktheit, wie Eindrücke auf ihn wirken, Ideen sich bei ihm festsetzen, bis endlich eine wachsende Leidenschaft ihn aller ruhigen Sinneskraft beraubt und ihn zugrunde richtet.
Page 32 - Leidens ausdauern kann - es mag nun moralisch oder körperlich sein; und ich finde es ebenso wunderbar zu sagen: der Mensch ist feige, der sich das Leben nimmt, als es ungehörig wäre, den einen Feigen zu nennen, der an einem bösartigen Fieber stirbt.
Page 153 - ... Ich denke immer und immer an meinen Werthen lieben guten Herrn, daß er so elendig und auf Solche Weise zugrunde gehen mußte! Also den 3 . Abends war er noch so gut, und Brüderlich sagte er noch um halb 7 Uhr, bringen Sie mir morgen um 7% einen Schwarzen und ich soll Schlafen gehn.
Page 69 - Demütigung, wenn jemand neben mir stand und von weitem eine Flöte hörte und ich nichts hörte, oder jemand den Hirten singen hörte und ich auch nichts hörte. Solche Ereignisse brachten mich nahe an Verzweiflung: es fehlte wenig und ich endigte selbst mein Leben.
Page 69 - Verzweiflung: es fehlte wenig, und ich endigte selbst mein Leben. Nur sie, die Kunst, sie hielt mich zurück. Ach, es dünkte mir unmöglich, die Welt eher zu verlassen, bis ich das alles hervorgebracht, wozu ich mich aufgelegt fühlte, und so fristete ich dieses elende Leben...
Page 44 - Meinen Tod lobe ich euch, den freien Tod, der mir kommt, weil ich will. Und wann werde ich wollen ? — Wer ein Ziel hat und einen Erben, der will den Tod zur rechten Zeit für Ziel und Erben.
Page 268 - Erde, du meine Mutter, und du mein Ernährer, der Lufthauch, heiliges Feuer, mir Freund, und du o Bruder, der Bergstrom, und mein Vater, der Äther, ich sage euch allen mit Ehrfurcht freundlichen Dank, mit euch hab ich hienieden gelebet und ich gehe zur ändern Welt, euch gern verlassend; lebt wohl denn, Bruder und Freund, Vater und Mutter lebt wohl!
Page 268 - ... das Ausgezeichnete vergessen und den Ernst entheiligen? Wo sind deine Freunde? Keiner hat der Nachwelt die Spuren deines Lebens und deiner Begeisterung gesammelt, die Furcht vor dem Tadel der Heillosen hat sie alle gelähmt. Nun erst verstehe ich die Schrift auf deinem Grabe, die von den...

Bibliographic information