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Zweiter Abschnitt.

Historische Entwicklung der angelsächsischen Vocale.

Nachdem der ags. Vocalismus dargelegt worden ist, läßt sich die weitere Entwicklung desselben zeigen.

A-Laut.

Das gotische a wird ags. æ, a, e a und umlautendes e. Die Schwä- §. 42, chungen i und u mischen sich mit den ursprünglichen i und u.

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Ags. æ schwankt bei Lag. zwischen æ, a und e, selten ea: (II. Conj.) bar ibær ber, brac bræc breac, spac spæc spec, tar, scar, stal, Flex. §. 15; (III.) gæt gat, qued quad, bad bad bed bead abed, gaf gæf gef geaf, sat sæt set seæt, læi lai lei leai, s. Flex. §. 20; ferner lasse læsse, what what whet, gras græs, craft craft etc., selten a allein, wie in whales 2363, smale, bad, pad u. s. w. Orm hat fast durchgängig a: forr-hall, barr, bracc, space; gaff, bigatt, satt, tradd, badd, cwapp, lagg, nur et 11549, gesst-hus 7040 und gresess 15468 Gräser. Ae. RG. hat meist a, oder e; in II. liebt RG. e: stel, ber, brek, spec, PL. und Ps. a: stal, bare, brak, spak; (III) RG. gaf gef, et, fret, quad qued quod; Ps. und PL. gate, sat, gaf, trad, quathe, wrake. Außerdem hat RG. gewöhnlich a: smal 2514, bar frei 2677, bewar 11526, abbe haben 192, hauen Hafen 1484, apple 5913, stake Pfosten 1176, fader 581, pat 7373, at 1484, water 1792, Ps. hat a, selten au: lauh Gesetz. Me. Meist a: (II.) stale PP. staal, bar baar beer, schar, tare, brake, spac spake; (III.) gat gate geet, gaf, sat, trad, bad, lai Wycl., quath Cr. 195 quod PP. 319, what, gras grass, raven, craft, lasse lesse, gest Ch. 8214. Im Ne. bleibt noch in großem Umfange der ags. Laut in dem nach und nach zur Geltung gelangenden a, wenn er seine Kürze bewahrt: både găve, săt; båd, săd, glăd, ăt, thăt, căt, craft, apple, happy, ǎsh, ass, glass, path. Man darf daher wohl annehmen, daß der ursprüngliche Laut von ags. æ= neuenglisch ǎ war eine Annahme, die durch die strenge Unterscheidung des ags. æ von a und durch die öftere Berührung jenes mit e, s. §. 2, gestützt wird. Im Ae. scheint der Laut des letzteren sich geändert zu haben und a tritt an die Stelle von æ. Die Formen stale, bare, brake, spake, tare, gat und trad sind jetzt veraltet. Die Ausschreitungen, welche eintreten, sind folgende:

1) Eintretende Vocallänge steigert den A-Laut nach beiden Richtungen, entweder nach e hin, wie whale, grave, aware, ate

§. 42. (= at S. J. Ja. K. R., ět Sm., at ět W.), to lāde, late, rāven oder nach o hin, denn ags. â wird ne. ô: stōle, bōre, brōke, spōke, to load. 2) Auslautendes 11 und anlautendes w verdunkeln den A-Laut: smâll, what (= hwot), was (woz), wâter und a ist deshalb o geworden in quoth (kwoth F. Ja. K., kōth S., kwůth und kwōth W., kwüth J. Sm.).

§. 43.

3) Einfaches g erweicht zu i und fließt mit a zusammen: dãy, nāil. 4) e bleibt in guěst, ělf und egg, und tritt ein in less, -ness; französische Schreibung hat dort u eingeschoben.

Ags. a steht nur vor den dunkeln Vocalen zweiter Silbe, sodann in einigen Wörtern und, nach o schwankend, vor m und n. Letzteres bleibt bei Lag. fram from, man mon, lang long und bisweilen schiebt sich e vor: heond A. 3807, leand A. 3238. Der Ablaut in I heißt gewöhnlich o: ilomp, a-gon, bond, a-swond, wond, fond, swonc, dronc, sprong, stong, prong und sogar in orn und born, s. Flex. §. 10, seltener a, wie be-wan, at-ran, swang, sprang. Dagegen in andern Wörtern steht zwar a, wie makede, care, nakede, sadele, sadeli; ac ah, martir und zu marmestan bringt B. marblestan; doch tritt daneben auch æ und e ein, so daß der Ableitungs- und Flexionsvocal keinen Einfluß mehr übt, wie glad B gled A 3962, glæd 4950, faren færen A 4401, habben hæbben, rade rede. Orm aber hat durchgängig a, das weder nach æ noch nach ausweicht: mann, cann, lamb, lannge, lannd, hannd; ferner in den ablautenden: bi-lammp, gann, blann, wann, rann, drannc, swannc; nur band, fand, wand, sprang scheinen lang geworden zu sein und nakedd, care, name sind es ohne Zweifel. Im Ae. hat RG. zahlreiche o, PL. seltene o und Ps. nur a vor m und n, s. Flex. §. 10. Außerdem fallen diese a mit den aus ags. æ entstandenen zusammen. Me. Der Wechsel zwischen a und o vor m und n dauert bei Wycl., Ch. und Mau. noch vielfach fort: man mon, lamb lomb, hand hond, land lond, strand strond. Ebenso im Ablaut der I.: drank Joh. 4, 12. drank B. drank A. Gen. 25, 34, gan Jer. prol., sang Ch. 712, the songe 95, sprang 14050 sprong 12045 etc. Wycl. bestätigt die bei Orm angedeutete Dehnung in foond, soong, sproong. Im Ne. zeigen sich die beiden Laute, die im Ags. schon hervortreten, o und a; beide sind weiter gebildet: jenes zur lautlichen Steigerung, dieses zur Dehnung. o hat sich festgesetzt, wie in clomb er klimmte, long lang, among unter, song Sang, strong stark, tong Zange, thong Riemen, throng drängen. Steigerung des o-Lautes, die schon Wycl. andeutet, ist eingetreten in föûnd,

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böûnd, gröûnd, wöûnd, während mittele. soong, sproong wieder auf §. 43. săng, språng zurückgehen. Dagegen ist a geblieben und steht dem vorigen a vor andern Consonanten völlig gleich, wie in: măn, căn, cămp, săng, thănk, ănd, hănd, sănd, lănd, hăng, stănd, hămmer, dămp, bănd. Vorstehendes w färbt den Vocal dunkler: wan (ô), swan. Vocalverlängerung macht a zu a: tame, lame, name, fane, vane, same, läne und Schluß-e ist Längezeichen; ebenso in: to make, to bake etc. -a vor andern Consonanten steht dem vorigen gleich: glăd, săddle, und gedehnt in càre, fàre etc.

(lache), waxe (wachse).

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Das für got. a vor 1, r und h eintretende ags. ea geht bei Lag. §. 44. meist nach a zurück: al, halle, wal, ale (Bier), falewe, salm, scale, salt, harm, warm, gadere, scade (Ungeheuer). Bisweilen stehen auch a, æ, e daneben: heard hard hærd herd, eax æx, teares teres (Thränen), balu bælu. Die Ablaute in I sind: gealp, halp, swælt, bælh balh, warp, cærf carf, ward, feaht faht; III. sæh; IV. lehge Manche Wörter schwanken nach o über und das deutet auf Dehnung: halde hælde holde, pp. halden holden, qualm A cwaolm B (Mord), ald æld old, salde sælde sold;chestre ist schon geschwächt. Orm hat überall a bis auf chesstre (Stadt), ærn (Adler), ærd (Land). Im Ae. mindern sich die Schwankungen nach æ und e, a wird fast allgemein: al, alle, halle, walle, falle, half, ferner als Ablaut in I halp help, dalf, gald gold, carf kerf, warp, fagt faght (fauht PL., die e-Formen hat RG., PL. nur a); sagh saw, sau, sauh PL. s. Flex. §. 21. e steht selten wie in gerde RG. 512, o in old, bold, holden etc. Auch im Me. ist a der gewöhnlichere Laut, wie in: alle, halle, ale, fallen, calf, halt, falde, walde, walke, harpe, arm, harm, harde, sharp, barm. Die Ablaute in I sind: swall, swalt, malt, starf, faught Ch., fagt, halp, dalf, karf Wycl., foughte Mau., gald, worth ward PP. Selten e, wie in erme (sich erbarmen) Ch. 12246, derne (verborgen), berd (Bart) Mau. 3. etc. Im Ne. bleibt meistens a, aber verschieden lautend, dunkel vor 1 und 11, wie in âll, háll, stâll, fâll, hâlt, mâlt; und obgleich 1 stumm geworden ist, in: wâlk, talk; und in: sâw, auch in dem graphisch abweichenden fought (= fât); reines a vor r: ärm, bärm, härm, färm, yärn, härp, märk, härd, sharp und in Wörtern, in denen 1 stumm geworden ist, wie: sälm, cälf, hälf, auch in laugh, laughter, wo a zu au geworden ist; helleres nach e zugeneigtes a: ǎx, axle, wax, shall, shadow, und selbst e in to bělch, stern, Bĕrkshire und mit aus dem Guttural vortretendem i in eight (= āt) und Koch, engl. Grammatik. I. 2. Aufl.

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§. 44. bei eintretender Vocallänge steigert sich a zu reinem e-Laute: scale, shame, ale. Den Gegensatz bildet langes o, das sich festgesetzt hat in ōld, bōld, föld, hōld, wōld. Lautlich weicht ab: beard (= bērd). Ags. ea geht nach a zurück, das im NAgs. kurz bleibt und daher nach æ und e schwankt oder lang wird und deshalb zu o sich neigt. Jener Laut entwickelt sich wie ags. æ, indem die consonantischen Einflüße auf die Lautung hervortreten und Dehnung a bewirkt; ō dagegen erhält sich.

§. 45.

§. 46.

Der ags. Umlaut von a, e, bleibt durchgängig bei Orm und meist auch bei Lag., bisweilen steht æ daneben, das aber nicht als Rückgang zum A-Laut zu nehmen ist, weil das aus i entstandene e dieselbe Neigung hat: eft æft, ærien A herion B (pflügen) 10030, hete (Haß) 4042 hæte A hate B 20441, mete 18093 mæte 4466, tellen 14 tællen 12946, nur hængest und hæhuen (heben) 11601, aber sellen seollen 31053 und sullen 29057, seggen (sagen) 512 suggen 983. Im Ae. und Me. befestigt sich e: helle, hen, fen, men, ende, net, bet, derien, eft, sweren, bench, mete (Speise), sellen, webbe, letten, whetten, senden, wenden, scenchen, setten etc. Auch im Ne. ist e meist geblieben. Die ältere Schreibung denne, henne, fenne, die schon Smith (1568) für falsch erklärt, da e stumm und die Doppelconsonanz Zeichen für Vocalkürze sei, hat sich vereinfacht zu den, hěn, fen; ferner měn, hell, běd, nět, better, něb, wěb, eft, bench, to drěnch, so sĕll, to tell, to quěll, step, ědge, to wěd, to whět, to sět, to send, end; běnd steht noch in bĕndlet, bench neben bănk. Nach a zurückgegangen sind to báre, to tame, bănd, to hate, to quake, angel, entweder weil ein gleichlautendes Wort daneben lag, wie: bare (nackt), tame (zahm), band (band), oder weil e sich dehnte und den bezeichnendern Ausdruck in a fand, oder weil sich die ursprüngliche fremde Form aufdrängte wie: angel. In to lay, to say (für ley, sey aus lecgan leggen lege leye leie, secgan seggen sege seie), hat sich a festgesetzt, nicht etwa dem Prät. læg læg læi lay entsprungen, sondern weil ai, ay die gewöhnlichere Form für ā ist. In meat und to heave (Wycl. mete) muß frühe Dehnung eingetreten sein und darum gelangen beide zu gedehntem i-Laute.

Meistens erhält sich kurzer e-Laut, bisweilen hat sich derselbe gedehnt und nur selten ist langer i-Laut eingetreten. Die erste Steigerung von a, ags. (gotischem und fries. ê, altn. und ahd. â entsprechend), bleibt bei Orm meist : mæl, hær, bære, mære, wæpenn, græf, spæche, læche, stræte, dæd, ræd, wæd; bis

weilen wie in sel, efenn, gredig, nedle und sed, und selten weiteres §. 46. Schwanken, wie slæp slep slap, dæle del dal. Bei Lag. dagegen schwanken æ und e in: sæl, bære, læche, spæche, stræte; æ, e und a in: dæle und mære; e und a in wepen; æ, e, a und ea in ræd, slæp und æfen. Auch die pluralen Ablaute der 2. und 3. Klasse beharren bei Orm: bærenn, spækenn, gæfenn, (eten), gætenn, sætenn, trædenn, bædenn, cwæbenn, læghenn, sæghenn, während sie bei Lag. schwanken: stalen, beren, toren, brecon, braken, spæken, specen, geuen, æten, geten, freten, seten, to-treden, beden, queđen, awreken, læien, isegen. Im Ae. und Me. tritt gewöhnlich e ein: ele, euen, slepe, speche, ded(e), red(e), strete, dede, deede, nedle, mele. Im Ne. ist dies. lange e zu gedehntem i-Laute geworden, dessen Bezeichnung verschieden ist, mit ee: eel, sleep, leech, speech, greedy, needle, sẽed, weed, deed oder mit ea in: read, meal und deal oder mit e in even(ing), key (y ist erweichtes g im ags. cage, altengl. keye), oder mit ie in bier; kurzes i in riddle (ags. rædels). Langer e-Laut (ā) bleibt in hair, wêre, thêre, strait, grey und kurzer (e) in: weapon. Hierher scheint auch ags. brær (brêr) zu gehören, me. brere, das sich durch das nachklingende r zu ne. brī-ar erweiterte.

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Der ags. Laut muß ursprünglich gedehnter breiterer e-Laut gewesen sein, der sich selten in Dehnung erhält oder verkürzt, gewöhnlich zu langem i-Laute wird. Wann trat dieser ein? s. §. 100. Auffallend sind riddle und briar.

Die zweite ags. Steigerung erhält sich auch im NAgs. bei Lag. §. 47. und das in to rouwe A rowe B 7813 hervortretende u ist durch w veranlaßt; Orm hat nur ô in sho, to, flor, blome, dom, don, boc, blod, fode, god, gode, mod, moderr, rode, fot, broperr, bosemm. Auch die Ablaute in der IV. bleiben ô, nur in wessh 1103 und wex 8853 hat sich e (aus weox) befestigt und bei Lag. steht neben einander weox und weax, swor und swar, ahof heof haef und heaf, stop und stepen.

Im Ae. steht o und im Me. o und oo; shoo Ch., schoo shoo Wycl., doon, dome doom, boke book, blode blood, gode good, mode mood, moder, brother. Auch in den Ablauten bleibt o, ausgenommen in altengl. wed, step stap, drewe neben drowe, wex und wax und in mittelengl. slewe (wahrscheinlich mit erweichtem w) neben slowe und drewg neben drowe. Im Ne. ist der lange o-Laut geblieben in soft, grōve, glōve, floor, to grow, to rōw, to low. Er ist zu gedehntem U-Laut geworden in shôe, tô, to dô, cool, môor, bloom, doom, roof, brook, môod, rôod, foot, sôoth, tooth, goose. Zu dunkelem

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