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3. Seine Nachtigall tönt Schlummer herab auf ihn, Seine Nachtigall weckt flötend ihn wieder auf, Wann das liebliche Frührot

Durch die Bäum' auf sein Bette scheint.

4. Dann bewundert er dich, Gott, in der Morgenflur, In der steigenden Pracht deiner Verkünderin,

Deiner herrlichen Sonne,

Dich im Wurm und im Knospenzweig;

5. Ruht im wehenden Gras, wann sich die Kühl' ergießt, Oder strömet den Quell über die Blumen aus,

Trinkt den Atem der Blüte,

Trinkt die Milde der Abendluft.

6. Sein bestrohetes Dach, wo sich das Taubenvolk Sonnt und spielet und hüpft, winket ihm süßre Rast, Als dem Städter der Goldsaal,

Als der Polster der Städterin.

7. Und der spielende Trupp schwirret zu ihm herab, Gurrt und fäuselt ihn an, flattert ihm auf den Korb, Picket Krumen und Erbsen,

Picket Körner ihm aus der Hand.

8. Einsam wandelt er oft, Sterbegedanken voll, Durch die Gräber des Dorfs, wählet zum Siß ein Grab, Und beschauet die Kreuze

Mit dem wehenden Totenkranz

9. Und das steinerne Mal unter dem Fliederbusch, Wo ein biblischer Spruch freudig zu sterben lehrt, Wo der Tod mit der Sense

Und ein Engel mit Palmen steht.

10. Wunderseliger Mann, welcher der Stadt entfloh! Engel segneten ihn, als er geboren ward,

Streuten Blumen des Himmels

Auf die Wiege des Knaben aus!

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3. Seine Nachtigall tönt Schlummer herab auf ihn, Seine Nachtigall weckt flötend ihn wieder auf, Wann das liebliche Frührot

Durch die Bäum' auf sein Bette scheint.

4. Dann bewundert er dich, Gott, in der Morgenflur, In der steigenden Pracht deiner Verkünderin,

Deiner herrlichen Sonne,

Dich im Wurm und im Knospenzweig;

5. Ruht im wehenden Gras, wann sich die Kühl' ergießt, Oder strömet den Quell über die Blumen aus,

Trinkt den Atem der Blüte,

Trinkt die Milde der Abendluft.

6. Sein bestrohetes Dach, wo sich das Taubenvolk Sonnt und spielet und hüpft, winket ihm süßre Rast, Als dem Städter der Goldsaal,

Als der Polster der Städterin.

7. Und der spielende Trupp schwirret zu ihm herab, Gurrt und fäuselt ihn an, flattert ihm auf den Korb, Picket Krumen und Erbsen,

Picket Körner ihm aus der Hand.

8. Einsam wandelt er oft, Sterbegedanken voll, Durch die Gräber des Dorfs, wählet zum Siz ein Grab, Und beschauet die Kreuze

Mit dem wehenden Totenkranz

9. Und das steinerne Mal unter dem Fliederbusch, Wo ein biblischer Spruch freudig zu sterben lehrt, Wo der Tod mit der Sense

Und ein Engel mit Palmen steht.

10. Wunderseliger Mann, welcher der Stadt entfloh! Engel segneten ihn, als er geboren ward,

Streuten Blumen des Himmels

Auf die Wiege des Knaben aus!

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5. Lasset keine Nachtigall
Unbehorcht verstummen,
Keine Bien' im Frühlingsthal
Unbelauschet summen.

6. Fühlt, solang' es Gott erlaubt,
Wonn' im Saft der Trauben,
Bis der Tod, der alles raubt,
Kommt sie euch zu rauben.

5. Elegie1) bei dem Grabe meines Vaters.

1. Selig alle, die im Herrn entschliefen!
Selig, Vater, selig bist auch du!

Engel brachten dir den Kranz und riefen,
Und du gingst in Gottes Ruh.

2. Wandelst über Millionen Sternen,
Siehst die Handvoll Staub, die Erde, nicht;
Schwebst im Wink durch tausend Sonnenfernen,
Schauest Gottes Angesicht;

3. Siehst das Buch der Welten aufgeschlagen,
Trinkest durstig aus dem Lebensquell;
Nächte, voll von Labyrinthen, tagen,
Und dein Blick wird himmelhell.

4. Doch in deiner Überwinderkrone
Senkst du noch den Vaterblick auf mich,
Betest für mich an Jehovahs Throne,
Und Jehovah höret dich.

5. Schwebe, wann der Tropfen Zeit verrinnet,
Den mir Gott aus seiner Urne gab,
Schwebe, wann mein Todeskampf beginnet,
Auf mein Sterbebett herab:

6. Daß mir deine Palme Kühlung wehe,
Kühlung, wie von Lebensbäumen träuft;
Daß ich sonder Graun die Thäler sehe,
Wo die Auferstehung reift;

7. Daß mit dir ich durch die Himmel schwebe,
Wonnestrahlend und beglückt, wie du;

Und mit dir auf einem Sterne lebe

Und in Gottes Schoße ruh'.

1) Die Elegie, vom griech. elegeía, élegos Klagelied, Trauergesang, ist das Lied der ernsten Betrachtung oder wehmütigen Klage über die Vergänglichkeit des Irdischen und besteht entweder aus Distichen, dem eigentlich elegischen Versmaße, welches aus einem Hexameter und Pentameter gebildet ist, oder aus langen Strophen und langen reimenden Versen. Pentameter: 4 | 20

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