Page images
PDF
EPUB

Durch die rauberischen Winde ward in einer Un

glücksnacht

Nordens ewig banger Wüste manches Tempe gleich gemacht.

Rauhe Furchen, weiß von Reif, öde höckerichte Fluren,

Leere Wiesen, fallend Laub, des entblößten Wins fers Spuren

Droheten mit starrem Schrecken, wurden doppelt fürchterlich,

Als die neue Wuth der Stürme das betrübte Land durchstrich.

Was des Pachters wacher Fleiß wohl, verpflege und eingeschlossen,

Hohe Ranken an dem Uln, in den Breten zarte Sproffen,

Zweige starter junger Bäume, die man alten ein

[ocr errors]

gefeßt,

P

Hoffnungsvolle frische Pflanzen, die der Frost noch nicht verleßt, Was des rauhen Herbstes Grimm vielen Lesten lassen müssen,

Ward geknickt, gebeugt, zerstreut, abgeschlagen, umgeriffen.

Endlich bringe der Tag die Stille: jeder eilt, um selbst zu sehn,

Welche Baume noch zu stüßen, welche noch zu retten stehn;

Haus

Hausherr, Frau und Knecht und Magd macht sich auf, und forsche und zählec

Ranten, Sprossen, Baum und Stock, die der Nordwind ist verfehlet.

Zur Erhaltung der Gewächse lehren alle, was zu thun:

Jeder giebt dem Nachbar Anschlag; weder Wig noch Zunge ruhn.

Wallraff nur faßt den Entschluß, seine Båue me zu behauen,

Und weit åmfiger, als sonst, das beraubte Feld. zu bauen,

Greife zur nåssten Art und Hacke, schneidet,

pflöcket, kürzt und bricht: Aber fürze und bricht zu heftig, und verschont fast keinen nicht.

Zwar sein Nachbar Traugott tömmt, aus Ere fahrung ihn zun lehren,

Nicht durch Eile noch Gerale Ordnung und Nas tur zur stören.

Schone, spricht er, deine Baume: glaube mir

allein die Zeit

Schaffer, ohne solche Mittel, die erwünschte Fruchtbarkeit.

Uber Wallraff hört ihn nicht.

Als hierauf der

Lenz erschienen,

Sahe man fast jeden Baum, nur nicht die ges

tappten, grünen,

Und des weisen Alten Ståmme vóller, als man

fonst gefehn,
B 2

Reich

Reich an unerzwungnen' Früchten, ungekünstelc

prächtig stehn.

Diesen Bäumen gleicht der Wiß; sucht ihn nicht zu übertreiben;

Ehrt die wirkende Natur; laßt das Künsteln ferner bleiben.

Soll die Seele sich entwickeln, und in rechter Größe blühn

fo muß fein flügelnd Meistern ihr die Majes ståt encziehn. 2

Die Thiere.

An Herrn C. L. Liscow.

Der Freyheit unverfälschte Triebe

Erhöhn den Werth der Wahrheitslieke,
Die Deine Seele stark gemacht.

Dein glücklicher Verstand durchdringt in edler
Eile

Den Rebel grauer Vorurtheile,

Des schulgelehrten Póbels Nacht.

Was

2 Der Ausdruck naturæ majeftas findet sich schon im Plinio L. II. Hift. natur. c. 37. omnia incerta ratione & id naturæ majestate abdita. V. ipsum

locum.

Was Haller und die Wahrheit preisen, Mein Freund! was wagst Du zu beweisen: Wer fren darf denken, denket wohl.,, Laß deinen Ausspruch mich vertraulich übers führen,

[ocr errors]

Ob ich die Urtheilskraft in Thieren
Bejahen oder leugnen soll.

Zwo Raßen, die der Mangel plagte,
Und hungrig aus den Löchern jagte,
Entdeckten unverhoffe ein Ey..
Das Ep war ihnen gnug.

[ocr errors]

Weisen,

Es wissen viele

Ein Mangel selbst, daß, die zu speisen,
Kein großes Mahl vonnöchen sey.

Sie wollen froh zum Essen schreiten;
Allein, es läße sich iße von weiten
Der Erbfeind ihres Volkes sehn.

Es schleicht ein Fuchs heran; und guter Rath
wird theuer,
Er friße die Raßen und faust Eyer;
Wie läßt sichs unberaubt entgehn?,

[merged small][merged small][merged small][ocr errors]

Die eine legt sich auf den Rücken, Und håle mit unverwandten Picken

Das

2 Moi-même j'ai vu dans les montagnes de Savoie, avec quelle activité & quelle induftrie les marmotes, lorfqu'elles fe font attroupées dix ou douze ensemble pour paffer l'hiver dans un trou, qu'elles fe font creufé, amaffent le foin, feuilles ou la paille dont elles ont befoin. Un d'entr' elles fe couche alors à la renverfe, & étendant les quatre jambes, elle fait de fon corps un tombereau, que les autres chargent. Lorfqu'elle juge la voiture fuffifante, elle refferre fes pattes, qui en cette occafion tiennent lieu de cordes; les autres la prennent ensuite par la queue, & la trainent jufqu'au trou pour lequel la provifion eft destinée. Histoire critique de l'ame des bêtes. par Mr. GUER, Avocat, (à Amft. 1749)` T. II. p. 55.

Coire capitale des Grifons,

Rats des Alpes qui se trouvent en ces quartiers-là.

Ils font de la groffeur à peu prés d'une fouine. On nous confirma ce que nous avions oui dire que ces animaux fefant provifion l'Eté pour l'Hiver du foin & autres herbes qui leur font néceffaires, pour s'en acquitter promtement, il y en a un qui fert de charrete, fe mettant fur le dos, les pattes en l'air & embraffant le foin, & un autre qui fert de charretier, & le tire par la queue jusqu'à leur tanniére, ce qui eft caufe qu'on leur trou. ve ordinairement le dos tout pelé. Voyage d'Isalie, de Dalmatie, de Grece & du Levant par JACCB SPON & GEORGE WHELER, (à Amfterd. 1679.) Tome II. p. 290. 291.

« PreviousContinue »