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noch meine moralischen Gedichte nicht, sondern von meinen Liedern nur einige, die ich selbst nicht mehr lese. Aber sie verfertigt anakreontische Oden auf ihren Papagen, dem sie an Beredsamkeit so ähnlich ist. In den stolzen Gesundheis ten, die sie einsehet, und aus der bes ften Welt hernimmt, ist sie gründlich, philosophisch, erhaben. Einem ihrer poes tischen Verehrer ist angerathen worden, ihr einen Roman zu entwenden, und das für die Erzählungen eines Ungenannten hinzulegen, den die wohlgefitteste Liebe die Sprache des Herzens gelehrt zu has ben scheinet. Die Frau von Wl lobet mich, und zehn andere heutige Dichter, mit denen ich eine Ehre willig theile, die nur ihrer, fast uneingeschränkten, Güte beyzumeffen stehet. Ihre Herren Brüder - gehen noch weiter. Der eine, der evle Weidmann, findet jedes ncue Buch, das er zu lesen anfängt, und jede Speise, wovon er kostet, nach feinem gewaltigen Geschmacke Er ist, wenigstens hierinn, mit dem Alcibiades zu vergleichen, der die schwarze Brühe

der

der Spartaner eben so eßbar zu finden wußte, als die niedlichsten Gerichte der Perser. Der andere liebet seine Bus cher so, wie er seine ägyptischen Weine liebet: mit ihren Fehlern. Alle sind ihm gut, wenn er sich nun einmal in die Unkosten gesezt hat, sie anzuschaffen. Wie sehr bin ich aber dem Hern Oheim Ew. Hochwohlgeb. verbunden, daß er meine Kleinigkeiten sich vorlesen lassen, nachdem ihn sein Geistlicher versichert, es habe auch ein protestantischer Abt ges wünschet, daß davon ein zweyter Theil herauskommen möchte! Gleichwohl danke ich noch mehr Ihrem alten Verwalter, dem ehrlichen Greisen, der mich los bet, weil ich, wie er sagt, nicht heuchle, und oft Wahrheiten lehre, die wirklich verdienten, gepredigt zu werden. Zei gen Sie ihm meine Lieder nicht, noch weniger gewiffe jugendliche Erzählungen.

Erlauben Sie mir, die meisten dortigen Lobsprüche als Folgen des, allen ihren Freunden so bekannten, Wohlwollens anzusehen, womit sie mich zu dem Ihrigen gewählt haben, und seidem mei

ne

në poetischen Versuche Sich zu sehr ges fallen lassen. Sie verpflichten mich, da Sie mir nicht verhöhlen, daß einige mit meinen Gedichten weit zufriedner sind, als mit meinen Anmerkungen. Ich muß, weil Sie es verlangen, mich hierüber noch einmal rechtfertigen, obgleich mir das wenige, das ich schon in meinem Vorberichte angeführet habe, hinlänglich zu seyn scheinet. Wie wird es mir aber zelingen, lange von mir selbst zureden ? Diese Kunst is meit schwerer, als man g ubet. Ele. It gemeiniglich in die einschläfernde Ehe der, nur ihrem 294 here glichen, Eitelkelt und Rühmsucht.

It makes Globofe a Speaker in the House;
He hems, and is deliver'd of his Moufe.
It makes dear felf on well-bred tongues pre-

vail,

And I the little Hero of each Tale.

YOUNG, Love of Fame, Sat. 1.

Ich will nicht sagen, daß diejenigen, die sich an dem Text meiner Gedichte vergnügen, mir auch eine eingewurzelte Ges wohn

wohnheit nicht sehr verübeln möchten, nach welcher ich, durch die hinzugefüg ten Noten, den Fragen einiger Leserins nen und Leser zuvorkomme, die ich so genau, als ihre Fragstücke, kenne. Noch weniger will ich, als unwidersprechlich, anführen, daß, mit Erlaubniß des vornehmen, galantern Geschmacks, gute Gedichte, die mit guten und solchen Anmerkungen versehen sind, welche anzeigen, warum etwas so, und nicht ans ders, gesagt worden, zu ihrem Vortheil, auch das Gefällige der Schriften erhalı ten, wo die, vielen Kennern so unangenehme Monotonie des beståndigen Sylbenmasses und Reims zu vermeis den, die ungebundene Rede mit der ge= bundenen abwechselt. Ich kann mich auch nicht entschlieffen, Ihnen iho zu entdecken, daß verschiedene, die wirklich weder Unwiffende, noch, wie ich hoffe, Schmeichler sind, mir bezeugen, daß sie viele Stelles meiner Anmerkungen mit Vergnügen gelesen haben, und mir keine als überflüßig nennen. Ich bin aber in fie gar nicht verliebt, sonSagedorn. I, Band.

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dern

dern erbötig, eine jede auszumerzen, die sechs einhällige Stimmen für entbehrlich erklären. Unter diesen Stimmen müßten wenigstens zwo aus dem schöneu Geschlechte seyn. Fehlet es ihm an verehrungswürdigen Kunstrichterinnen, die mehr als schön sind, und ein so großes Vorrecht zu entscheiden, als zu gefallen, haben? Zu diesen rechne ich uns sere Philaminten und Armanden nicht, die so sehr verdienten, von einem deutschen Moliere recht ähnlich abgeschildert zu werden.

Aber die meisten Einwürfe wider meine Anmerkungen kommen, allem Ans sehen nach, von Personen, die nicht nur eine Menge alter und neuer Bücher, mit ungemeiner Aufmerksamkeit, geles fen, sondern auch, was sie weislich geJesen, genau behalten haben, und des sen, wann sie wollen, sich glücklich zu erinnern wissen. Wie sehr sind sie zu beneiden, denen ihr Gedächtniß, mit allen seinen Reichthümern, so gegen wärtig ist, und so viel Ehre macht! Sie unterrichten, und werden nicht mehr

una

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