Das Kultproblem in der deutschen Dramatik: vom Sturm und Drang bis Hebbel

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Kraus Reprint, 1925 - German drama - 96 pages
 

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Page 70 - Dann kommt die Zeit, die jetzt vorübergeht, Die Zeit der Seher wieder und Begabten. Das Wissen und der Nutzen scheiden sich Und nehmen das Gefühl zu sich als drittes; Und haben sich die Himmel dann verschlossen, Die Erde steigt empor an ihren Platz, Die Götter wohnen wieder in der Brust, Und Demut heißt ihr Oberer und Einer.
Page 25 - Die Fülle der heiligsten , tiefsten Empfindung drängte für einen Augenblick den Menschen zum überirdischen Wesen; er redete die Sprache der Geister, und aus den Tiefen der Gottheit flammte seine Zunge Leben und Licht.
Page 92 - Denn sobald man die reine Lehre und Liebe Christi, wie sie ist, wird begriffen und in sich eingelebt haben, so wird man sich als Mensch groß und frei fühlen und auf ein bißchen so oder so im äußeren Kultus nicht mehr sonderlichen Wert legen. Auch werden wir alle nach und nach aus einem Christentum des Wortes und Glaubens immer mehr zu einem Christentum der Gesinnung und Tat kommen.
Page 36 - Wo du sie findest, umgib sie mit edeln, mit großen, mit geistreichen Formen, schließe sie ringsum mit den Symbolen des Vortrefflichen ein, bis der Schein die Wirklichkeit und die Kunst die Natur überwindet.
Page 31 - Jede positive Religion hat ihren größten Reiz, wenn sie im Werden begriffen ist; deswegen ist es so angenehm, sich in die Zeiten der Apostel zu denken, wo sich alles noch frisch und unmittelbar geistig darstellt, und die Brüdergemeine hatte hierin etwas Magisches, daß sie jenen ersten Zustand fortzusetzen, ja zu verewigen schien.
Page 77 - Die Weltgeschichte sucht aus spröden Stoffen Ein reines Bild der Menschheit zu gestalten, Vor dem, die jetzt sich schrankenlos entfalten, Die Individuen vergehn, die schroffen.
Page 90 - Das ist: so bald man auch die Religion gemeinschaftlich zu machen, für gut erkannte; mußte man sich über gewisse Dinge und Begriffe vereinigen, und diesen conventionellen Dingen und Begriffen eben die Wichtigkeit und Notwendigkeit beilegen, welche die natürlich erkannten Religions- Wahrheiten durch sich selber hatten.
Page 6 - PLUSIEURS choses gouvernent les hommes; le climat, la religion, les lois, les maximes du gouvernement, les exemples des choses passées, les mœurs , les manières ; d'où il se forme un esprit général qui en résulte.
Page 90 - Man wende nicht ein, daß dergleichen Vernünfteleien über die Geheimnisse der Religion untersagt sind. - Das Wort Geheimnis bedeutete in den ersten Zeiten des Christentums ganz etwas anders, als wir itzt darunter verstehen, und die Ausbildung geoffenbarter Wahrheiten in Vernunftswahrheiten ist schlechterdings notwendig, wenn dem menschlichen Geschlechte damit geholfen sein soll.
Page 26 - Siehst du ihn nicht? An jeder stillen Quelle, unter jedem blühenden Baum begegnet er mir in der Wärme seiner Liebe. Wie dank ich ihm, er hat meine Brust geöffnet, die harte Hülle meines Herzens weggenommen, daß ich sein Nahen empfinden kann.

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