Page images
PDF
EPUB

Ὑμεῖς μέντοι ἂν ἐμοὶ πείθησθε, σμικρὸν φροντί σαντες Σωκράτους. τῆς δὲ ἀληθείας πολὺ μᾶλλον, ἐὰν μέν τι ὑμῖν δοκῶ ἀληθὲς λέγειν, ξυνομολογή σατε, εἰ δὲ μὴ, παντὶ λόγῳ ἀντιτείνατε.

Socrates apud Platonem.

Τούτων δὲ τὰ μὲν πολλοὶ καὶ παλαιοὶ λέγουσιν, τὰ δὲ ὀλίγοι καὶ ἔνδοξοι ἄνδρες· οὐδετέρους δὲ τούτων εὔλογον διαμαρτάνειν τοῖς ὅλοις, ἀλλ ̓ ἕν γέ τι ἢ καὶ τὰ πλεῖστα κατορθοῦν.

Aristoteles.

Intelligitur, quod ars illa, quae dividit genera in species et species in genera resolvit, quae διαλεκτική dicitur, non ab humanis machinationibus sit facta, sed in natura rerum ab auctore omnium artium, quae vere artes sunt, condita et a sapientibus inventa et ad utilitatem solerti rerum indagine usitata.

Johannes Scotus (Erigena).

Nam normae illae: experientia, principia, intellectus consequentiae, sunt revera vox divina.

Philippus Melanchthon.

Das Recht der Uebersetzung ist vorbehalten.

Vorwort des Herausgebers.

Dem Wunsche des Verlegers dieses Buches, auch die Herausgabe der 5. Auflage desselben zu übernehmen, bin ich gern gefolgt, da es mir für das Studium der Logik nützlich erscheint, das Werk des leider zu früh verstorbenen Verfassers auf dem Büchermarkte käuflich zu erhalten. Die letzte Zeit hat manches Buch der Logik gebracht, das neue Bahnen der Betrachtung einschlägt und gerade in diesem Fortschritt volle Beachtung verdient, aber keines dieser Bücher ist so reich an ,,historisch-literarischen Mittheilungen und Untersuchungen, bei denen der Aristotelische Gesichtspunkt der schuldigen dankbaren Rückbeziehung auf alle wesentlichen Entwickelungsmomente der wissenschaftlichen Wahrheit der leitende war". Nach diesem Gesichtspunkt, den Ueberweg in der Vorrede als den seinigen bezeichnet, verdient sein Buch auch heute noch vor allen älteren und neueren Werken über Logik die vollste Achtung und allseitige Beachtung, wenn die philosophische Arbeit nicht auch auf diesem Gebiete zu der Vereinzelung führen soll, bei der ein Jeder nur seine Ansicht darlegt, sich nur auf sich selbst bezieht oder allenfalls einmal einen Gegner beiläufig anführt, um ihn kurz abzuweisen, auch wohl mal einen Gleichgesinnten nennt, um die Genugthuung über die Zustimmung desselben auszusprechen.

Dem ausgesprochenen Gesichtspunkte Ueberweg's getreu ist auch bei dieser neuen Auflage das Hauptgewicht darauf gelegt, die historisch-literarische Seite des Buches dem Stande neuerer Arbeiten entsprechend zu erweitern. Es ist mit thunlichst weiter Umsicht in den betreffenden Paragraphen Alles beachtet worden, was seit Ueberweg's Tode auf dem

Gesammtgebiete und den verschiedenen Einzelgebieten der Logik gearbeitet ist. Jeder Kundige wird diese Zusätze schon aus dieser Zeitbestimmung leicht erkennen. Dieselben durchziehen an den Hauptpunkten das ganze Buch, treten aber ganz besonders natürlich wieder bei der Geschichte der Logik in den §§ 34 und 35 hervor. Alle Zusätze zusammen haben das Buch um 51 Seiten im kleinen Druck erweitert.

Bei diesen Zusätzen, sofern sie über die Ansichten neuerer Logiker berichten, erschien es um der Objectivität willen gerathen, diese Logiker so weit irgend möglich mit ihren eigenen Worten reden zu lassen, sich aber der Beurtheilung ihrer Ansichten völlig zu enthalten, da der Herausgeber aus dem Geiste Ueberweg's heraus zu urtheilen doch füglich nicht unternehmen konnte, durch Einmischung eigener Urtheile aber die Einheit des Buches nicht beeinträchtigen wollte. Das Urtheil des Herausgebers wird also nur in der Werthschätzung zu Tage treten, die zu Unterschieden in der Berücksichtigung der Ansichten neuerer Logiker geführt hat. Hoffentlich ist die nöthige Auswahl hier im Sinne Ueberweg's richtig getroffen.

Die vorgenommenen Verbesserungen betreffen wesentlich die Genauigkeit der Citate. Insbesondere sind durchweg die aus dem Aristoteles angeführten Stellen jetzt nach der grossen Berliner Akademischen Ausgabe des Aristoteles genau bezeichnet, wo es wichtig schien auch ausgeführt und ergänzt, einzelne, wo sich Irrthümer fanden, auch berichtigt. Die gross gedruckte Substanz der Paragraphen ist fast ganz unverändert geblieben.

Zur Erleichterung des Gebrauches ist das Buch noch um ein Namen- und Sach-Register vermehrt worden.

Der Herausgeber hofft durch alle diese Zutaten das Buch wieder zu einem brauchbaren Lehrbuch der Logik nach dem neuesten Stande dieser Wissenschaft gemacht zu haben.

Bonn, den 25. November 1881.

Jürgen Bona Meyer.

Vorrede des Verfassers.

Schleiermacher, dessen philosophische Bedeutung nur zu oft neben der theologischen übersehen zu werden scheint, hat in seinen Vorlesungen über die 'Dialektik' (herausg. von Jonas, Berlin 1839) die Formen des Denkens aus dem Wissen als dem Zwecke des Denkens zu begreifen und die Einsicht in ihren Parallelismus mit den Formen der realen Existenz zu begründen versucht. Diese Auffassung der Denkformen hält die Mitte zwischen der subjectivistisch-formalen und der metaphysischen Logik und steht im Einklang mit der logischen Grundansicht des Aristoteles. Die subjectivistisch-formale Logik, vornehmlich von der Kantischen und Herbart'schen Schule vertreten, setzt die Formen des Denkens zu den Formen des Seins ausser Beziehung; die metaphysische Logik dagegen, wie Hegel sie geschaffen hat, identificirt beiderlei Formen und glaubt in der Selbstbewegung des reinen Gedankens zugleich die Selbsterzeugung des Seins erkannt zu haben. Aristoteles, gleich fern von beiden Extremen, sieht in dem Denken das Abbild des Seins, ein Abbild, welches von seinem realen Correlate verschieden ist, ohne doch zu ihm ausser Beziehung zu stehen, und demselben entspricht, ohne mit ihm identisch zu sein.

In engerem Anschluss an Schleiermacher haben namentlich Ritter und Vorländer (später auch Leop. George) die Logik bearbeitet; mehr oder minder liegen in der gleichen Richtung auch die

[ocr errors]

erkenntnisstheoretischen Untersuchungen der meisten unter den neueren Logikern, die nicht einer bestimmten Schule zugethan sind. So berührt sich namentlich Trendelenburg, indem er die echte Aristotelische Logik erneut, eben darum auch vielfach mit Schleiermacher's Platonisirender Erkenntnisslehre, wiewohl ohne Abhängigkeit von dem letzteren *) und auf einer in der Polemik gegen Hegel und Herbart selbständig errungenen Basis metaphysischer Kategorien; eine entferntere Verwandtschaft zeigt u. A. die der Kantischen sich wiederum annähernde Ansicht Lotze's, wonach in den Formen und Gesetzen des Denkens nur die nothwendigen metaphysischen Voraussetzungen des menschlichen Geistes über die Natur und den Zusammenhang der Dinge sich wiederspiegeln; von Schleiermacher's Grundsätzen ist in wesentlichen Beziehungen, namentlich was das Verhältniss des Denkens zur Wahrnehmung und der Wahrnehmung zum Sein betrifft, auch Beneke ausgegangen, um dieselben darnach mit seiner theilweise im Anschluss an Herbart ausgebildeten psychologischen Theorie zu einem neuen Ganzen zu verschmelzen.

In der durch die Leistungen dieser Männer bezeichneten Richtung, jedoch unter Wahrung des Rechtes voller Selbständigkeit in der Art der Durchführung, bewegt sich die vorliegende Bearbeitung der Logik. Dieselbe setzt sich sowohl die wissenschaftliche Aufgabe einer Mitarbeit an der Fort

*) Wenigstens ohne ein unmittelbares Abhängigkeitsverhältniss; Schleiermacher's 1889 veröffentlichte Vorlesungen über die Dialektik sind von ihm nur sporadisch berücksichtigt worden. Doch scheint sich namentlich in der Lehre vom Begriff und vom Urtheil ein Einfluss der Ritter'schen Logik zu bekunden.

« PreviousContinue »