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Erörterungen von der Logik ausgeschlossen). Wilh. Hollenberg, Philos. Propäd. (Logik, Psychologie u. Ethik) f. höhere Schulen. Elberfeld 1875. 2. A. 1869 (in der 2. Aufl. hat bes. die Logik Aenderungen erfahren, nicht in der Richtung von Trendelenburg, die Erweiterungen beziehen sich bes. auf die Ausbildung der Methodenlehre, aus didaktischem Princip sind den Paragraphen Fragen angehängt). Theob. Ziegler, Lehrb. d. Logik f. den Unterricht an höher. Lehranst. u. z. Selbstst. Schaffhausen 1876. 2. Aufl. Bonn 1881 (giebt im Allg. d. traditionelle Logik, verhält sich aber zu ihr, wo immer möglich, kritisch, fügt zu dieser alten aristot. Logik die für die moderne Welt wichtige Lehre von der Induction in der ihr gebührenden Ausführlichkeit hinzu, folgt in dieser Hinsicht Mill und hat seine krit. Bemerkungen vielfach der Logik Sigwart's entnommen; die 2. Aufl. ist bes. in Rücksicht auf Veranschaulichung durch Beispiele erweitert, indem die 1878 als Nachtrag zur 1. Aufl. veröffentlichten logischen Beispiele in das Lehrbuch hineingenommen sind, auch Wundt's Logik ist hier benutzt und Taine's Buch über d. Verstand, dagegen ist die mathemat. Behandlung, wie sie unter englischem Einfluss vielfach beliebt wird, von dieser Schullogik ausgeschlossen). Fr. Kirchner, Katechismus der Logik. Leipzig 1881 will denjenigen, welche diese Disciplin zu lernen oder zu lehren haben ein brauchbares Hülfsbuch, sodann aber auch den Gebildeten überhaupt ein zuverlässiger und zugleich interessanter Führer sein. Vorangestellt ist eine Geschichte der Logik, der erste Theil bietet eine Erkenntnisstheorie. Die Darstellung ist in katechetischer Entwicklung gegeben.

§ 35. Auf die neueren Bearbeitungen der Logik ausserhalb Deutschlands hat die neuere deutsche Speculation im Allgemeinen nur geringen Einfluss geübt. Eine selbständige Entwicklung hat der Streit der materiellen oder inductiven und der formalen Logik neuerdings besonders in England genommen. Die Theorie der Induction ist dort besonders in Anwendung auf die Naturwissenschaften namentlich durch J. Herschel, Whewell, Mill, Bain und H. Spencer in selbständiger Weise fortgebildet worden, wie in Frankreich durch Cournot und A. Comte, während die formale Logik durch G. Bentham, Hamilton, Mansel, Thomson, de Morgan, Boole, Jevons besonders auch in Beziehung zur Mathematik gefördert ward.

Die neuere Entwicklung der Logik in England haben neuerdings trefflich dargestellt Thomas M. Lindsay in einem seiner London 1871 ersch. Uebersetzung dieses Buches beigefügten Appendix A on recent logical speculation in England u. Louis Liard in s. Werk: Les logiciens anglais contemporains. Paris 1878, von dem J. Imelmann eine autorisirte deutsche Uebersetzung geliefert hat, Berlin 1880, u.

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A. Riehl, Die engl. Logik d. Gegenwart, in d. Vierteljahrsschr. f. wissensch. Philos. Bd. 1. 1877. S. 50. u. im Mind die Artikel von J. N. Keynes, on the position of formal logic u. J. Venn, The difficulties of material logic, vol. IV. p. 362 u. 35. Die verschiedenen Richtungen der dortigen logischen Studien charakterisirt Lindsay folgendermassen: »The revival of logical study in England dates from the republication of Archbishop Whately's Elements of logic. Before the appearance of this work, the study of the science had fallen into universal neglect. The Elements of Whately was by no means a good text-book. The author wrote without having a very extensive knowledge of his subject,. and did nothing to enlarge the science he professed to teach; but he had the gread gifts of a clear plain style, good arrangement, and a wonderful power of fresh and interesting illustration. Dadurch habe das Buch doch das Verdienst ein wirkliches Studium der Logik angeregt zu haben. A more scientific spirit soon showed itself among English logicians, and, when it appeared, took a double direction, due to its twofold origin. Two influences were working in men's minds, that of Kant and that of Hume. The Kantian influence gave us the formal Logic of Hamilton, Mansel, and Thomson; the influence of Hume, the Logic of Mill and Bain. These two schools, however, do not exhaust the list of scientific Englisch logicians. Among the formal logicians, the doctrine of a quantified predicate became a leading doctrine, and this prepared the way for the mathematical Logic of Boole. Among the sensationalist logicians the doctrine of Induction was most important, and their theories cannot be explained without discussing the relative theories of Dr. Whewell. We have thus two classes of logicians Formal and Sensationalist; the former by their doctrine of a quantified predicate inseparably related to the mathematical Logic of Boole, and the latter by their theory of induction closely allied to the inductive Logic of Whewell. Aehnlich bemerkt Liard (a. a. O. S. 1: Les logiciens anglais contemporains se distribuent en deux écoles principales: L'école de la logique matérielle ou inductive, et l'école de la logique formelle. Pour les uns, la logique est uniquement la théorie de l'induction et de la preuve expérimentale; pour les autres, elle est, comme la voulu Kant, la science des lois de la pensée en tant que pensée. Mais, malgré cet antagonisme fondamental, tous s'accordent à condamner la logique d'Aristote et prétendent y substituer un système nouveau et plus vrai. Seulement, tandis que les uns, ramenant toute inférence à l'inférence inductive, ne voient dans le syllogisme qu'une induction déguisée et nient ainsi la légitimité de la logique formelle, les autres, admettant la validité de la déduction, se proposent de remplacer les méthodes fragmentaires et particulières de l'analytique ancienne par une méthode complète et générale de déduction.<

Die Logiker der inductiven Richtung gehen selbstverständlich auf Bacon und Hume zurück. Bacon's Novum Organum ist neuerdings mit Einl. und Noten trefflich herausgegeben worden von Thomas

Fowler, Prof. d. Logik. Oxford 1878. Besonders beachtenswerth ist die vorangeschickte historische Einleitung über das Verhältniss Bacon's zur Wissenschaft seiner Zeit und über seinen Einfluss auf die Folgezeit. Der Herausgeber ist selbst der Verf. eines in England viel gebrauchten Werkes: The elements of inductive logic, designed mainly for the use of students in the universities. Oxford 1876. Diese Baconische Richtung vertrat J. Herschel in der Schrift: »Preliminary discourse on the study of natural philosophy. N. ed. London 1851, deutsch von A. Weinlig. Leipzig 1836; über s. Verhältn. z. Whewell s. die Recens. seiner Werke in d. Quaterly review Juni 1841.- Derselben Richtung folgt unter dem Einfluss der Kantischen Erkenntnisslehre: W. Whewell, History of the inductive sciences. 3 Bde. London 1837; deutsch v. Littrow 1839-42; the philosophy of the inductive sciences founded upon their history. London 1840. 2 ed. 1847. 3 ed. 1857; daraus entnommen History of scientific ideas. 2 Bde. London 1856. 3 ed. 1858; On induction, with especial reference to J. St. Mill, system of logic. London 1849; Novum Organum renovatum. London 1858; On the philosophy of discovery. London 1860. Die von Herschel und Whewell beschriebenen inductiven Methoden dienen der wissenschaftlichen Forschung vorzugsweise als Regeln zur Entdeckung. In derselben inductiven Richtung liegend besteht nach Bain's Bemerkung J. St. Mill's besonderes Verdienst darin, eine scharfe Grenzlinie zwischen der Kunst der Entdeckung und der Kunst der Beweisführung gezogen zu haben. Die Logik gilt ihm als die Wissenschaft von den Verstandesrichtungen, welche der Schätzung von Beweisgründen dienen, von dem allgemeinen Processe sowohl, der vom Bekannten zum Unbekannten führt, als auch von den Hülfsverrichtungen dieser fundamentalen Fähigkeit. Mill schrieb: a system of logic rationative and inductive. London 1843. 3 ed. mit Berücksichtigung der Einwände Whewell's 1850; 7 ed. 1868. 8 ed. 1872. In s. Autobiographie, London 1873 p. 225 (übers. v. Kolb, Stuttgart 1874, S. 187) sagt Mill selbst über dies Buch: »Ich habe nie der Selbsttäuschung Raum gegeben, dass durch das Buch ein beträchtlicher Einfluss auf die philosophische Meinung geübt werden dürfte. Die deutsche oder aprioristische Anschauung vom menschlichen Wissen und dem Erkenntnissvermögen wird wahrscheinlich (obschon ich hoffe, in abnehmendem Grade) noch einige Zeit länger vorherrschen unter denen, welche sich diesseits und jenseits des Canals mit dergleichen Fragen befassen; aber das System der Logika entspricht einem Bedürfniss als Textbuch der entgegengesetzten Doctrin, welche alles Wissen aus der Erfahrung und alle moralischen und intellectuellen Qualitäten hauptsächlich aus der Richtung ableitet, die durch die Association gegeben wird. — In dem Versuch, die wahre Natur des Beweises mathematischer und physikalischer Wahrheiten aufzuklären, begegnete das System der Logika den intuitiven Philosophen auf einem Boden, den sie bisher für unangreifbar gehalten, und gab aus der Erfahrung und Association ihre eigene Erklärung von dem eigenthümlichen Charakter der sogen. nothwendigen Wahrheiten, welcher

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als Beweis angezogen wird, dass ihre Beweiskraft aus einer tieferen Quelle kommen müsse, als aus der Erfahrung.< Eine Uebers. dieser Logik in's Deutsche gab J. Schiel, Braunschweig 1849; 3. Aufl. nach der 5. A. des Originals 2 Bde. ebenda 1868; 4. A. nach der 8. A. des Orig. erweit. das. 1877; von demselben ersch.: die Methode der induct. Forschung als die Methode der Naturforschung, in gedrängter Darstellung, haupts. nach J. St. Mill. Braunschweig 1865; - Mill's gesamm. Werke. Autoris. Uebers. unter Redact. v. Th. Gomperz. Syst. d. Logik. Bd. 2-4. Leipzig 1873. Bes. wichtig noch die: Examination of Sir W. Hamilton's philosophy. London 1865. 3 ed. 1868. Ueber resp. für oder gegen Mill schrieben: H. Taine, le positivisme anglais, Paris 1864. J. M' Cosh, an examination of Mill's philosophy being a Defence of fundamental truth (vertheidigt Hamilton gegen Mill). Lond. 1866. 2 ed. 1877; W. Stebbing, analys. of M.'s syst. of logic. London. 2 ed. 1867. W. L. Courtney, The metaphysics of J. St. Mill. London 1879 (bes. ch. VIII u. IX). — Mill's Schrift gegen Hamilton besprachen: G. Grote London 1866, bes. abgedr. a. Westm. rev. Jan. 1868; H. Spencer in d. Fortnightly rev. July 1865. Massow, recent brit. philos., a review with criticism London 1865; vom Standpunkte Berkeley's aus Collyns Simon: Hamilton versus Mill, a thorough discours. of each chapter in M.'s exam. 3 Hfte. Edinb. 1866-68. Mind. IV. 1879. p. 211. 375. 520. V. 1880. p. 82. A. Bain, J. St. Mill, ein Bericht über s. Leben, der v. d. Logik bes. IV. p. 523 spricht. Eine lobende Anzeige hatte Bain geschr. in Westminster review. April 1843; eine beachtenswerthe Kritik lieferte gleich W. G. Ward in d. Herbstnummer d. British Critic. Eine Kritik der Richtung lieferten in Deutschland: Ulrici in d. Zeitschr. f. Philos. N. F. Bd. 21. 1852. S. 159. Die sogen. induct. Logik; - Apelt, Die Theorie der Induction Leipzig 1854 u. Schnitzer, über d. neuest. Systeme d. Logik in Deutschl. u. Engl. Progr. d. kgl. Gymnas. in Ellwangen 1863, sowie W. Jordan, die Zweideutigkeit der Copula bei Mill. Gymn.-Progr. Stuttgart 1870. Neuerdings hat in England diese Richtung mit Selbstständigkeit vertreten: A. Bain, logic, deduct. and inductive. 2 parts. London 1870 u. 71. Im Wesentlichen schliesst sich derselben auch H. Spencer an, der in s. principles of psychology. 2 ed. London 1870/72. v. II. P. 6. Cap. 2-8 die alte formale Logik noch entschiedener angegriffen hat als Mill. Seine Definition der Logik beruht — nach Liard's Darstellung auf seiner Unterscheidung der Gesetze der äusseren und der inneren Correlationen, einer Unterscheidung, welche ihrerseits die Folge ist seiner grundlegenden Lehre von der Correspondenz der Innen- u. der Aussenwelt und der beständigen Unterordnung jener unter diese. Die Logik ist wie die Mathematik eine Wissenschaft der objectiven Existenz; sie sagt nothwendige Verbindungen zwischen den Dingen und nicht zwischen den Gedanken aus; wenn sie zuweilen auch diese letztere Function erfüllt, so thut sie das nur in zweiter Reihe und nur sofern die Verbindungen der Gedanken denen der Dinge entsprechen und nach ihnen geformt sind; sie kann aber nicht, wie man

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gewollt hat, eine Wissenschaft der Gesetze des Denkens sein. Die Beweise für diese Behauptung werden z. Th. aus der formalen Logik selbst hergenommen. - De Morgan's Lehre vom quantificirten Syllogismus, Boole's algebraische Methoden, Jevons' logische Maschine sollen Zeugniss ablegen zu Gunsten der Ansicht, dass die Logik sich auf die Zusammenhänge unter den Dingen bezieht, nicht auf die correlaten Zusammenhänge unter unsern Bewusstseinszuständen. Der Syllogistik wird mit dieser Theorie jeder Werth abgesprochen.

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Die gewöhnliche formale Logik hatte in England einen Hauptvertreter an dem Erzbischof Whately, elements of logic. London 1825, 9 ed. 1868. Erst versuchten die Logiker dieser Richtung eine Reform derselben durch die Lehre von der Quantificirung des Prädicates. Diese Lehre, welche den Prädicaten aller Urtheile eine bestimmte Quantität beilegt, ist beinahe gleichzeitig von Hamilton, Thomson und de Morgan gefunden und formulirt worden, hat aber, wie Liard nachgewiesen, in der Ueberzeugung von der Nothwendigkeit, die Quantificirung des Prädicates auch auf die negativen Urtheile auszudehnen, schon einen Vorläufer an Georg Bentham gehabt in s. Outline of a new system of logic. 1827. Als formale Wissenschaft von den Gesetzen des Denkens, die von der Beziehung zum Inhalt des Erkennens absieht, von diesem nur die allgem. Form betrachtet, hat Sir William Hamilton die Logik aufgefasst; s. s. Lectures on metaphysics and logic edit. by H. L. Mansel, Oxford and Joh. Veitch. 4 vlms. (III u. IV on logic) Edinburgh u. London 1850-60; discussions on philosophy and literature, education etc. London 1825. 3 edit. 1869; J. Veitch, Memoir of Sir W. Hamilton. London 1869. Hamilton's Standpunkt gleicht der Auffassung Kant's durch Fries. Ueber ihn s. Baynes, an essay on the new analytic of logical formes. Edinburg 1850. 0. W. Wight, the philosophy of Sir W. H. N.-York. 1853. 3 ed. 1855; H. L. Mansel, the philosophy of the conditioned: Sir W. H. and J. St. Mill. London 1865; J. H. Stirling, Sir W. H. being the philosopher of perception: an analysis. London 1865. 2 edit. 1868; J. M' Cosh, Philosophical papers I. examinat. of Sir W. H.'s logic., II. reply to Mr. Mill's 3 edit. etc. London 1868; ferner die oben bei Mill genannten Schriften. In Deutschland s. Ulrici, Englische Philosophen, Sir W. Hamilton; in d. Zeitschr. f. Philos. N. F. Bd. 27. 1855. S. 59; u. das. Bd. 36. 1860. S. 247 und Bd. 49, 1866. Der Streit zwischen der schottischen u. engl. Schule der Philosophie (dargest. als Streit sensualist. u. idealist. Empirismus) S. 29. Ebenso H. L. Mansel, ein Schüler Hamilton's, hat die Logik als die Wissenschaft von den formalen Denkgesetzen dargestellt, in s. prolegomena logica, an inquiry into the psychological character of logic. processes. Oxford 1851 u. 1860; artis logicae rudimenta from the text of Aldrich with notes and marginal references. 2 ed. Oxford 1852; the limits of demonstrat. sciences, considered in a letter to the Rev. W. Whewell. Oxford 1853, und das oben cit. Werk über Hamilton. Ueber ihn s. Erdmann in Zeitschr. f. Philos. N. F. Bd. 30. 1857. Deutsche Philo

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