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Lips. 1844-46. Ein vortreffliches Hülfsmittel zum Studium der Hauptlehren des Aristotelischen Organons bieten Trendelenburg's Elementa logices Aristoteleae, Berol. 1836, 6. Aufl. 1868 (dazu: Erläuterungen zu d. Elementen der arist. Logik. Zunächst f. d. Unterricht in Gymnasien 1. A. Berlin. 1842. 3. A. 1876), zu einem weiter eindringenden Studium mag ausser dem schon oben genannten Geschichtswerke von Prantl besonders auch die Darstellung der Aristotelischen Philosophie von Brandis in seinem Handbuche der Gesch. der Griech.-Röm. Philos. II, 2 a, 1853 anleiten; auch Biese (die Philosophie des Aristoteles, 1. Bd.: Logik und Metaph., 1835) mag verglichen werden; ebenso C. Prantl, über die Entwicklung der Aristot. Logik aus der Platon. Philos. in d. Abhdl. der Bayer. Akad. der Wiss. I. Cl. VII. Bd., 1. Abth.; auch Trendelenburg, Gesch. der Kategorienlehre, Berlin 1846, und R. Eucken, die Methode der Aristot. Forschung in ihrem Zusammenh. mit den philos. Grundprincipien des Arist., Berlin 1872. Ueber die Bedeutung der Ausdrücke: Analytik und Dialektik bei Aristoteles handeln u. A. Trendelenburg, Elem., annot. init. u. zu § 33, und Charles Thurot, Études sur Aristote, Paris 1860, S. 118 ff., und über die Bedeutung von loyixós Waitz ad Organon Arist. 82 b, 35; Schwegler ad. Arist. Metaph. VII, 4, § 5; XI, 10, § 11; Prantl, Gesch. der Log. I, S. 535 f. Aristoteles schreibt das loyzas Snreiv (im Gegensatz gegen die quoizǹ ozévis) besonders Plato und den Platonikern zu (Metaph. XII, 1, § 5 u. öfter) theils mit Anerkennung der Vorzüge der Forschung in Begriffen (Metaph. XIII, 5, § 11), theils und vorwiegend mit Tadel, weil die bloss logische Betrachtung, je mehr sie auf das Allgemeine gehe, um so ferner von dem Eigenthümlichen sei. Arist. de generat. animal. II, 8. 747. b. 28; λέγω δὲ λογικὴν τὴν ἀπόδειξιν) διὰ τοῦτο, ὅτι ὅσῳ καθόλου μᾶλλον, ποῤῥωτέρω τῶν οἰκείων ἐστὶν ἀρχῶν. Zur Zeit Cicero's war der Name λoyızŋ für die Lehre von der Erkenntniss und Darstellung (besonders wohl unter dem Einfluss der Stoiker) schon ganz üblich geworden. So sagt z. B. Cic. de fin. 1, 7: in altera philosophiae parte, quae est quaerendi ac disserendi, quae loyızń dicitur. Bei Alexander von Aphrodisias, dem Exegeten des Aristoteles, findet sich häufig der Ausdruck: ʼn loyızǹ яqaɣμarɛía. Boëthius sagt: logicen Peripatetici veteres appellaverunt. Seneca und Quintilian gebrauchen den Ausdruck rationalis philosophia oder rationalis pars philosophiae. Den Sinn dieser Bezeichnung erläutert sehr gut Thomas von Aquino in seinem Commentar zu Arist. Anal. post. dahin: Ratio de suo actu ratiocinari potest et haec est ars logica, i. e. rationalis scientia, quae non solum rationalis ex hoc, quod est secundum rationem, quod est omnibus artibus commune, sed etiam in hoc, quod est circa ipsam artem rationis sicut circa propriam materiam. Vgl. Kant, Log. hrsg. von Jäsche, S. 7: »dass sie (die Logik) eine Vernunftwissenschaft sei nicht der blossen Form, sondern der Materie nach, da ihre Regeln nicht aus der Erfahrung hergenommen sind, und da sie zugleich die Vernunft zu ihrem Objecte hat.

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Als besondere Schriften über Aristoteles Logik der Erkenntniss

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lehre sind noch zu nennen: Ph. Gumposch, Ueber d. Logik u. d. log. Schriften des Arist. Leipzig 1839. Barthélemy St. Hilaire, Mém. sur l'organ. d'Arist. cour. par l'Instit. 2 vol. Paris 1838 et Rapport de M. Damiron sur le concours, in T. 3. des Mém. de l'Acad. des sc. mor. et polit. C. L. W. Heyder, Krit. Darst. u. Vergl. der Arist. und Hegel'schen Dialektik. 1. Bd. 1. Abth. Die Methodologie der Arist. Philos. u. der frühern Systeme. Erlangen 1845. A. L. Gastmann, De methodo philos. Arist. Groning. 1845. C. Weinholtz, De finibus atque pretio logicae Aristotelis. Rostockii 1825. — H. Hettner, De logices Aristotelicae speculativo principio. Hal. 1843.

A. Tegge, De vi atque notione dialecticae Aristoteleae. Treptow. 1877. Sal. Maimon, Die Kategor. des Arist. Mit Anm. erl. u. als Propaed. zu einer neuen Theorie des Denkens dargest. Berlin 1794. - Ad. Trendelenburg, De Arist. categoriis prolusio academ. Berol. 1833.

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H. Bonitz, Ueber d. Kategorien des Arist., in d. Sitzungsb. d. Wien. Akad. der Wiss., hist.-philol. Cl. Bd. X. 1853. A. F. C. Kersten, Quo jure Kantius Arist. categorias reiecerit. Prg. d. Cöln. Realgymnas. Berlin 1853. Wil. Schuppe, Die arist. Kategorien. Gymn.-Prg. Gleiwitz 1866 (u. Berlin 1871). — Luthe, Die arist. Kategorien. Realsch.-Prg. Ruhrort 1874. A. Wentzke, Die Kategorien des Urtheils im Anschl. an Aristoteles erl. u. begr. Gymn.-Prg. Culm 1868. — H. Rassow, Aristotelis de notionis definitione doctrina. Berol. 1843. Car. Kühn, De notionis definitione qualem Arist. constituerit. Hal. 1844. — E. Essen, Die Definition nach Arist. Gymn.-Prg. Stargard 1864. Chr. Francke, De Arist. iis argumentandi modis, qui recedunt a perfecta syllogismi forma. Rostockii 1824. A. Vera, Platonis, Aristotelis et Hegelii de medio termino doctrina. Paris 1845. — J. Hermann, quae Arist. de ultimis cognoscendi principiis docuerit. Berol. 1864. Fr. Zelle, Der Untersch. in d. Auffassung d. Logik b. Arist. u. b. Kant. Berl. 1870. F. F. Kampe, Die Erkenntnisstheorie des Arist. Leipzig 1870. Cl. Bäumker, Des Arist. Lehre v. d. äusser. u. inner. Sinnesvermögen. Diss. v. Münster. Lpz. 1877. J. Neuhaeuser, Arist. Lehre v. d. sinnl. Erkenntniss vermögan u. s. Organen. Leipzig 1878. Dembowski, Quaestiones Arist. duae (I. de zoivov aloIntyglov natura et notione). Diss. Bonn. Königsberg. 1881. R. Biese, Die Erkenntnisslehre des Arist. u. Kant's in Vergl. ihrer Grundprinz. hist.-krit. dargest. Berlin 1877.-T. Case, The elements of Arist. logic, following the order of Trendelenburg with introd. London 1880.

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§ 17. Die älteren Peripatetik er, überwiegend empirischer Forschung zugewandt, bilden die Logik des Aristoteles nur in wenigen Einzelheiten weiter fort. Die späteren beschränken sich darauf, durch Commentare das Studium der Aristotelischen Werke zu fördern.

Theophrast und Eudemus begründen die Theorie der hypothetischen und disjunctiven Schlüsse und erweitern die Theorie der ka

tegorischen Schlüsse, indem sie zu den vierzehn Aristotelischen Schlussmodis fünf neue hinzufügen, und zwar als Modi der ersten Figur; es sind dies aber die nämlichen, aus welchen später die sogenannte vierte Schlussfigur gebildet worden ist. Siehe unten bei der Lehre vom Schluss (zu §. 103) das Nähere. Unter den Späteren verdienen besonders Andronikus von Rhodus (um 70 n. Chr.), der Ordner der Aristotelischen Werke, Alexander von Aphrodisias (um 200 n. Chr.), der Exeget, und der Eklektiker Galenus (um 200 n. Chr.) genannt zu werden. An ihre Bemühungen schliessen sich die der Neuplatoniker an. Siehe Brandis über die griechischen Ausleger des Aristotelischen Organons, in den Abhandlungen der Berliner Akademie der Wissensch. 1833.

§ 18. Epikur (341-270 v. Chr.) setzt den Werth der Logik (die er als „,Kanonik“ bezeichnet) herab, indem er sie ausschliesslich in den Dienst seiner hedonischen Ethik stellt, übergeht die schwierigeren Lehren und weist der sinnlichen Wahrnehmung und den aus dieser hervorgehenden Vorstellungen die endgültige Entscheidung über die Wahrheit zu. Die Stoiker, deren Richtung durch Zeno aus Cittium (um 300 v. Chr.) begründet und besonders durch Chrysippus, der von 282-209 v. Chr. lebte, ausgebildet wurde, ergänzen nicht nur die Aristotelische Denklehre in einelnen Partien, namentlich durch Bearbeitung der Lehre von den hypothetischen und disjunctiven Schlüssen, sondern fügen auch die ersten Anfänge einer Theorie der Wahrnehmung und ihres Werthes für die Erkenntniss hinzu. Durch ihre Untersuchungen über das Kriterium der Wahrheit erhält ihre Logik noch entschiedener, als die Aristotelische, den Charakter einer Erkenntnisslehre. Sie sprechen schon der Sinneswahrnehmung, in höherem Maasse aber dem Denken die Fähigkeit zu, ein treues Abbild der Wirklichkeit zu erzeugen. Unter dem Namen Logik fasst ein Theil der Stoiker die dialektischen (d. h. die Theorie des Denkens und Erkennens betreffenden) und die grammatischrhetorischen Lehren zusammen. Die Skeptiker bekämpfen den Dogmatismus überhaupt, insbesondere aber den der Stoiker. Die Hauptvertreter des Skepticismus sind die Anhänger des Pyrrho aus Elis (um 320 v. Chr.) und die Philosophen der mittleren Akademie.

Ueber Epikur siehe Diog. L. Χ, 31: ἐν τοίνυν τῷ Κανόνι λέγει ὁ Ἐπίκουρος, κριτήρια τῆς ἀληθείας εἶναι τὰς αἰσθήσεις καὶ προλήψεις καὶ tà nά. Cic. de Fin. I, 7: tollit definitiones, nihil de dividendo ac

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Stob. Eclog. eth.

partiendo docet; non quo modo efficiatur concludaturque ratio tradit; non qua via captiosa solvantur, ambigua distinguantur ostendit; iudicia rerum in sensibus ponit; cf. ib. II, 6. Ueber das Schliessen aus Zeichen (σημεία, σημειούσθαι) haben im Anschluss an Epikur einige spätere Epikureer, namentlich Zeno um 100 v. Chr.) und dessen Schüler Philodemus eingehender gehandelt. Ueber die Stoische Eintheilung der Logik siehe Diog. L. VII, 41: τὸ δὲ λογικὸν μέρος φασὶν ἔνιοι εἰς δύο διαιρεῖσθαι ἐπιστήμας, εἰς ῥητορικὴν καὶ εἰς διαλεκτικήν, cf. Senec. Ep. 89; über die pavrasía zaradyatızý als Kriterium und die daraus erwachsende nookýpis Diog. L. VII, 46; Cic. Acad. post. I, 11: visis non omnibus adiungebant fidem, sed iis solum, quae propriam quandam haberent declarationem earum rerum, quae viderentur unde postea notiones rerum in animis imprimerentur. ΙΙ, p. 128: εἶναι δὲ τὴν ἐπιστήμην κατάληψιν ἀσφαλῆ καὶ ἀμετάπτωτον ὑπὸ λόγου. Die Logik der Stoiker haben folg. bes. Schriften behandelt: D. Tiedemann, System d. stoisch. Philosophie. 3 Thle. Lpz. 1776. J. H. Ritter, De Stoic. doctr. praes. de eorum logica. Bresl. 1849. Adam Bursii, Logica Ciceronis Stoica. Hannov. 1604. Nicolai, De log. Chrys. libris. Gymn.-Prg. Quedl. 1859. — V. Brochard, De assensione Stoici quid senserint. Nancy 1879. Rud Hirzel, De logica Stoicorum. Lpz. 1879. M. Heinze, Zur Erkenntnisslehre der Stoiker. Univ.-Prg. Lpz. 1879/80. Zu vergl. R. Schmidt, Stoicorum grammatica. Halle 1839. - Die Skeptiker finden weder in der Wahrnehmung noch im Begriff einen sicheren Entscheidungsgrund zwischen den entgegengesetzten Ansichten und beschränken sich daher darauf, die Erscheinungen als solche aufzufassen unter Enthaltung (zon) von jeglichem Urtheil über ihre objective Wahrheit. Diog. L. IX, 103 sqq. Zehn Zweifelsgründe, welche nach Aristocles ap. Euseb. praepar. evang. XIV, 18 von Aenesidemus (im erst. Jahrh. n. Chr.) zusammengestellt worden zu sein scheinen, werden angeführt von Sext. Emp. hypotyp. Pyrrhon. I, 36 sqq.; Diog. L. IX, 79 sqq. Sie stützen sich vorzüglich auf die, durch die Relativität der Vorstellungen bedingten, subjectiven Verschiedenheiten derselben. s. R. Goebel, Die Begründung der Skepsis des Aenes. durch die zehn Tropen. Gymn.-Prg. Bielefeld 1880. Eine sehr reichhaltige Zusammenstellung der sämmtlichen skeptischen Argumente des Alterthums gibt Sextus, ein Arzt der empirischen Schule (um 200 n. Chr.), in seinen beiden uns erhaltenen Werken: ПIvóówνείων ὑποτυπώσεων βιβλία τρία und Πρὸς μαθηματικοὺς βιβλία ἕνδεκα. Ex recens. Imm. Bekkeri. Berol. 1842. Die Pyrrhon Grundzüge a. d. Griech. übers. u mit e. Einl. u. Erläuter. vers. v. Eug. Pappenheim in d. Philos. Biblioth. hrsg. v. J. H. v. Kirchmann. Bd. 74. Lpz. 1877.

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§ 19. Die Neuplatoniker (deren Richtung im dritten Jahrhundert nach Chr. aufkam), metaphysisch-theosophischen Speculationen zugewandt, stellen die ekstatische Anschauung des Göttlichen höher, als die wissenschaftlich vermittelte

Erkenntniss. Sie wenden den logischen Untersuchungen des Plato und Aristoteles ein eifriges Studium zu, ohne dieselben in selbständiger Weise wesentlich fortzubilden.

Plotinus (204-269 n. Chr.) versucht die Aristotelische Kategorienlehre umzubilden; die späteren Neuplatoniker kehren jedoch zu derselben zurück. Porphyrius (232-304 n. Chr.), des Plotinus Schüler, ist der Verfasser der besonders im Mittelalter vielgelesenen Isagoge in Aristotelis Organon, worin er von den logischen Begriffen: Gattung, Art, Differenz, Eigenthümliches und Ausserwesentliches handelt. De quinque vocibus sive categ. Arist. introductio. Paris 1543. Von den Studien der späteren Neuplatoniker zeugen ihre zahlreichen, zum Theil noch erhaltenen Commentare zu den Platonischen und Aristotelischen Schriften.

§ 20. Die Philosophie der Kirchenväter ist wesentlich Religionsphilosophie und wendet, mit den Schwierigkeiten ihrer nächsten Aufgabe ringend, den logischen Problemen nur ein secundäres Interesse zu. Die Platonische Ideenlehre behauptet ihr Ansehen, jedoch in einem Sinne, der von dem ursprünglichen wesentlich abweicht, indem namentlich Augustinus im Anschluss an Plotin die Ideen dem göttlichen Geiste immanent sein lässt. Die Hauptlehren des Aristotelischen Organons werden den Lehrbüchern der sogenannten sieben freien Künste einverleibt, und bilden so (seit dem 6. Jahrhundert) in den christlichen Schulen einen Gegenstand des Unterrichts. Auch bei arabischen und jüdischen Gelehrten findet das Organon, wie überhaupt die Aristotelischen Werke, ein fleissiges Studium.

Das Verhältniss der Kirchenväter zur griechischen Philosophie ist ein verschiedenes. Justin der Martyr (um 150 n. Chr.) spricht als seine Ueberzeugung aus: οἱ μετὰ Λόγου βιώσοντες Χριστιανοί εἰσι, καν ἄθεοι ἐνομίσθησαν, οἷον ἐν Ἕλλησι μὲν Σωκράτης καὶ Ἡράκλειτος καὶ οἱ quoio avτois (Iustin. Apolog. I, 46, p. 83 C.). Auch Clemens von Alexandrien (um 200 n. Chr.), Origenes (185-254 n. Chr.) und Andere sind Freunde der griechischen Philosophie und stellen sie in den Dienst der christlichen Theologie. Andere dagegen, wie Irenäus (um 140-202 n. Chr.) und Tertullian (160-220 n. Chr.) (auch Arnobius und Lactantius (beide um 300 n. Chr.)), durch gnostischen Synkretismus geschreckt, fürchten von ihr eine Gefährdung der Reinheit der christlichen Lehre; wieder Andere, wie namentlich Augustin (354-430 n. Chr.), huldigen einer vermittelnden Richtung. Am engsten ist die theils befreundete, theils gegnerische Berührung mit dem Neuplatonismus. Auf die Wahrheit der Erkenntniss von dem innern

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