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Erben eingesetzt habe, und setzte über, um seine Ansprüche geltend §. 1. zu machen. Harald fiel bei Hastings, mit ihm das Reich der Angelsachsen. Wilhelm, Herr von der Normandie, Bretagne und Maine, ward König: England wird normannisch.

Von spätern Ereignissen sind die wichtigsten: die Vermehrung der englischen Besitzungen in Frankreich durch Vermählung Mathildens, Heinrichs I. Tochter, mit Gottfried Plantagenet, die blutigen Erbfolgekriege Edwards III. (1327-77) mit dem Hause Valois, die 1339 ausbrachen und mit dem Verluste fast aller Besitzungen in Frankreich endigten, und die später mit gleichem Erfolge von Heinrich V. (1413-22) wieder aufgenommen wurden, die Vorbereitung der Reformation durch Wycliffe (1324-1387) und der dreißigjährige Kampf zwischen den Häusern York und Lancaster (1452).

Diese historischen Ereignisse zeigen, welche Sprachen und in welcher Folge diese in England erklangen: Keltisch, Lateinisch, Angelsächsisch, Altnordisch, Normannisch-Französisch und Englisch.

1. Keltisch.

Das Keltische wurde nicht nur von den Urbewohnern der brit- §. 2. tischen Inseln gesprochen, sondern auch von den Bewohnern Belgiens, Galliens und eines Theiles von Spanien. Schriftliche Denkmale aus der ältesten Zeit haben sich nicht erhalten, denn die Druiden hielten es (nach Cäsar) für unziemlich, ihre Lehren aufzuzeichnen. Und selbst wenn diese aufgezeichnet worden wären, so würden sie sich schwerlich erhalten haben: die nachfolgende römische Herrschaft würde sie als die Träger des keltischen Volksthums, die christliche Zeit würde sie als die Träger des Heidenthums angesehen und beide würden versucht haben, die Vernichtung derselben zu bewirken. Die ältesten altirischen Denkmäler sollen dem 8. oder 9. Jahrh. angehören.

Gegenwärtig werden zwei Hauptzweige des Keltischen unterschieden, das Neu-Irische, die jetzige Sprache der Irländer, von der das Schottische (Hochschottische, Gälische, Ersische) wenig, das Mankische (auf der Insel Man) weiter absteht; und das Britannische, das aus dem Kymrischen in Wales, und dem Armorischen oder Bas Breton in Bretagne besteht. Zu demselben gehörte auch das Cornische in Cornwall, das gegen Ende des vorigen Jahrh. ausstarb. Die Sprache der alten Gallier scheint dem letzteren Zweige zu Grunde gelegen zu haben.

§. 2.

§. 3.

Die nahe und lang dauernde Berührung, die zwischen Kelten und Angelsachsen stattgefunden hat, mag manches Wort eingeführt haben und zu ganz verschiedener Zeit, obgleich dabei nicht außer Acht zu lassen ist, daß solche Wörter beiden Sprachen als Gliedern desselben Stammes gemeinsam sein können. So liegen schon neben einander ags. bearu bewaldeter Hügel, kymr. berfa, gäl. barpa, ne. barrow; ags. clût Stückchen Leinen, gäl. clud, kymr. clwt, ne. clout Lumpen ; ags. cylene Ofen, kymr. cyl cyln, ne. kiln ; ags. crôc Haken, kymr. crôg, afrz. croc, altn. krôkr, ne. crook; ags. crocca Topf, gäl. crog, kymr. crochan, ne. crock; ags. grut Grütze, alts. gruti, lat. grutellum, afrz. gruel, kymr. grual, ne. gruel;

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ne.

ne. clan

ags. mattuc Haue, Karst, kymr. mattoq, gäl. madag, ne. mattock etc. Andere finden sich nicht im Ags., wie ne. button Knopf (Wycl. botoun Ex. 26, 11), kymr. botwn, gäl. putan; ne. cock-, cockle-boat, lat. concha conchula, afrz. coque, kymr. cwoh; wicket Pförtchen, kymr. gwiced, afrz. wiket guischet, fr. huis; ne. gown Kleid, gäl. gun, kymr. gwn, afrz. gone gune, ital. gonne. Andere sind erst später eingedrungen, wie ne. basket Korb, kymr. basged, gäl. basgard; ne. bran Kleie, gäl. brân; Stamm, gäl. und ir. clann; ne. clay-more Schwert, gäl. claidheamhmôr; ne. dainty Leckerbissen, kymr. dantaith; kymr. darn; -ne. fleam Lanzette, kymr. fflaym; gäl. gearran; fillibeg der kurze Rock der Bergschotten, gäl. filleadhbeg; ne. plaid schott. Mantel; shamrock Klee, ir. gäl. seamrag etc.; ferner in Zusammensetzungen, wie gäl. aber- Mündung, Zusammenfluß: Aber-deen; -pen Kopf: Pen rith; gäl. srath, kymr. ystrad Thal: Strath-aven.

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ne. darn stopfen, ne. garran Gaul,

Obgleich die Vocalhäufung im Mankischen an die englischen Digraphen erinnert, so stehen beide doch in keinem Zusammenhange. Die Schärfung der zischenden g und ch läßt ans Mankische eben so gut denken, als an das Provenzalische (coratge); aber sie rührt weder von diesem noch von jenem her, sondern liegt im Gang der Sprache.

2. Lateinisch.

Wie überall, so zog auch in England römische Sprache und Sitte mit den römischen Legionen ein. Die lange Dauer der römischen Herrschaft (von 55 vor Chr. bis 412 nach Chr.), die stehenden Lager, die Ansiedlungen der Veteranen, das Aufblühen bedeutender Städte, ihre leichtere Verbindung durch Straßen fördern eine Bildung,

von der noch jetzt zahlreiche Alterthümer zeugen. Martial rühmt die §. 3. Ausbreitung der römischen Poesie und Juvenal die Ausbreitung römischer Gelehrsamkeit und Redekunst in Britannien. Und doch scheinen aus dieser Zeit kaum einige Wörter in Compositionen sich erhalten zu haben, wie colonia in -coln: Lindum colonia Lincoln, castra im ags. ceastre und stratum in stræt. Erst mit der Einführung des Christenthums und durch die nähere Beziehung zwischen England und Rom wird eine größere Anzahl lateinischer Worte ins Ags. eingeführt. Der Kirchensprache gehören an: antecrist, ancor (anachoreta), apostol (postol Durh., posstell Orm), arcebiscop, biscop, almæsse (šleŋpooúvŋ), calic, candel, cliroc, clustor, claustre, creda, cyrice, diacon, discipul, deofol, ele ale al, engel, mæsse, munec, mynster, non, organ, papa, paternoster, pæll pell, pistol (epistola), portic, predicjan (prædicare), profost (præpositus), prim, preost, purpur (purple Joh. R. 19, 5), regol, salm, sanct, timpana, ymn. Seltener sind andere Wörter, wie ancor Anker, camell, culter, crûn, culufre Taube, castell, disc, dohter (Durh. für doctor), fers Vers, gigant, lilge, leo, meregreot (margarita), persue, port, pund, piper, plant, torr, tunece, peterselige, ylp, ynce (uncia). Diese Wörter bleiben meistens, bisweilen nach den volleren fremden Formen zurückgehend, bisweilen verkürzt, und jetzt noch im Ne. antichrist, anachoret und anachorite, apostle, archbishop, bishop, alms, calice, candle, clerk, cloister, church, creed, dean, disciple, devil, oil, angel, mass, monk, organ, papa pa, paternoster, pall, epistle, porch, priest, preach, provost, purple, rule, psalm, saint, tympanum und tympan, hymn; anchor, camel, culter und colter, crown, castle, dish, doctor, verse, giant, lily, lion, margarite, peach, port, pound, pepper, plant, tower, tunic, parsley, elephant, inch.

In den nächsten Jahrhunderten scheinen lateinische Studien nicht sehr allgemein gewesen zu sein, denn Beda bittet seinen Freund Egbert, Erzbischof von York (von 732 bis 766) eine strengere Kirchenzucht einzuführen und wenigstens das Credo und Paternoster zum Besten der Laien wie des Clerus ins Ags. übersetzen zu laßen. Zu Aelfred's Zeit war die Kenntniss des Latein so gesunken, daß selbst die Priester die Messe, die sie täglich lasen, nicht verstanden. In der Vorrede zum Liber pastoralis klagt Gregor, daß Niemand die reichen literärischen Schätze der Kirchen nützen könne, weil sie nicht ins Angelsächsische übersetzt seien. Erst später kam Latein durch das Auftreten der klassischen und theologischen Studien in all

§. 3. gemeinen Gebrauch: es ward Sprache der Wißenschaft und des Rechts. Bis 1275 wurden die Urkunden ausschließlich lateinisch abgefaßt, unter Edward II. auch französisch, doch unter Edward III. und Ri chard II. tritt das Lateinische zurück. Aus dieser Periode mögen die Rechtsausdrücke stammen. Zur Zeit der Königin Elisabeth heben sich wiederum die classischen Studien und diese führen neue Elemente in solchem Umfange ins Englische ein, daß Thomas Wilson (System of Rhetoric 1553) die allgemeine Sucht rügt, ausländische Wörter zu gebrauchen, besonders an solchen, die gereist sind oder die sich den Schein der Bildung und Gelehrsamkeit geben wollen, sodaß sie, obgleich sie ihre Muttersprache sprechen, schwerlich von ihren Müttern verstanden werden würden; daß Shakespere sich veranlaßt fand, den Gebrauch fremder Wörter lächerlich zu machen, indem er sie Personen in den Mund legt, die sie nicht kennen; daß Sir Thomas Browne (1605-1682 Chambers cyclop.) behauptet, wenn das Streben nach Eleganz in gleicher Richtung fortdauere, so werde man bald Lateinisch lernen müßen, um Englisch zu verstehen. Auch zu Johnson's Zeit sind manche Wörter in den allgemeinen Gebrauch übergegangen.

§. 4.

Der Einfluß, den das Lateinische auf die Wortbildung übt, ist nicht zu verkennen, denn manche Wörter, die in französischer Form eindrangen, sind zu ursprünglicheren oder volleren Formen zurückgekehrt. Ae. vertew, ne. virtue; ae. confermi, ne. to confirm; ae. acorde, ne. accord; ae. onour, ne. honour; ae. socour, ne. succor ; vilenye villany; doute doubt; paume palm; dette debt.

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Von den Sprachen jener vier germanischen Völker, die sich in England niederließen, wißen wir nichts Sicheres, kein Denkmal aus der Zeit der Einwanderung ist geblieben. Schlüße aus den Dialecten der Orte, wo jene sich niederließen, sind gewagt und mögen bei dem vielfachen Wechsel, den zahlreichen Störungen ruhiger Fortentwicklung, den unbekannten fremden Einwirkungen zu wenig sichern und bedeutenden Resultaten führen.

Die Jüten haben wahrscheinlich einen niederdeutschen Dialect gesprochen, da in Kent, einem Theile von Hampshire und auf Wight sich keine Eigenthümlichkeiten erhalten haben, die auf das Altnordische hinweisen, und die Gemeinsamkeit des Zuges auf Gemeinsamkeit der Sprache deutet. Freilich kann sich die geringere Anzahl

der Jüten in der Menge und Ausbreitung der Sachsen verloren ha- §. 4. ben und ihre besondere Sprache verklungen sein.

Die Angeln, die früher im westlichen Schleswig saßen, hatten zu Nachbarn im Westen die Inselfriesen und im Süden die Sachsen. Sie ließen sich nieder im Norden der Themse und nahmen das ganze Küstenland ein und zum Theil auch das dahinter liegende Binnenland. In Anglia, das zwischen Themsemündung und Wash halbinselartig vorspringt, zerfallen sie in ein Süd- und Nordvolk (Suffolk, Norfolk), breiten sich über das Innere bis zur Gränze von Wales (Mercia) und füllen das Gebiet zwischen Humber und dem Römerwall (Bernicia und Deira oder Northumbria). Sie mögen einen dem Sächsischen und Friesischen nahestehenden Dialect gesprochen haben.

Auch über die Sachsen sind wir nicht genauer unterrichtet. Sie selbst nennen sich Sachsen, die in Deutschland zurückbleibenden Altsachsen. Hatten sie mit diesen gleiche Sprache oder einen verschiedenen Dialect? Die Verbindung, in der sie mit den Angeln genannt werden, der gemeinsame Zug und das gleiche Ziel läßt vermuthen, daß sie Nachbarn der Angeln, also transalbingische Sachsen waren, die sich schon dialectisch von den weiter südwestlich wohnenden Stammesgenoßen unterschieden. Allein hätten sie auch die gleiche Sprache hinüber getragen, so läßt sich doch der Unterschied, wie er in der Sprache Beowulf's uud Heliand's vorliegt, ausreichend erklären. Die Altsachsen, bald mächtig genug, ihre Wohnsitze zu erweitern, bald gezwungen, sie zu verengern, bleiben im Allgemeinen in ihrer Heimath, die den gleichen Character trägt vom Meeresstrande bis zum Fuß des deutschen Berglandes. In der Heimath hält sich Sitte, Sage und Sprache, die Fortbildung ist eine ruhigere und langsamere, die nur gestört wurde durch die langen unglücklichen Kriege mit den Franken und durch die Einführung fränkischer und obotritischer Elemente in das entvölkerte Land. Die auswandernden Sachsen dagegen ändern ihre Wohnsitze und mit diesen ihre Sitte; sie verlieren die alte Heimath und mit dieser den Schauplatz ihrer Sage und Geschichte; die harten blutigen Kämpfe im neuen Lande drängen die Lieder von ihren alten Helden zurück und machen sie vergeßen. Sie breiten sich von der Meeresküste über Ebenen und Hügellandschaften aus bis zum walisischen Gebirgslande. Sie mischen sich mehr oder minder mit den brittischen Ureinwohnern. Mehrere Staaten entstehen und bleiben lange getrennt neben einander, bis äußere Gewalt sie vereinigt. Es war kein Wunder, wenn hier der

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